Imaginaerum by Nightwish - Cover

Film zum Buch, Spiel zum Film – die Vermarktungstechniken kennt man ja bereits. Aber Film zum Musikalbum? Das ist neu. Nightwish haben mit Imaginaerum by Nightwish dieses Experiment gestartet, und den Film zu ihrem 2011 erschienenen Album Imaginaerum gedreht.

Herausgekommen ist ein Experiment. In jeder Hinsicht.

Das fängt bereits mit der ungewöhnlichen Veröffentlichung an: Ursprünglich war ein Aufführungstag (18. März 2013) in Deutschland geplant – während mancherorts die Kinosäle spärlich besetzt waren, meldeten andere Städte ausverkaufte Hallen. Kurz: Imaginaerum by Nightwish schaffte es an einem einzigen Aufführungstag an Platz 1 der deutschen Kinocharts (nach Umsatz) und man entschied sich dazu, zusätzliche Vorführungen in März und April anzubieten. Weitestgehend unbemerkt von nicht-Nightwish-Fans und der allgemeinen Presse verstrichen diese Termine, und Ende Mai erscheint der Film nun auf DVD, Blu-Ray und als digitaler Download.

Das geht weiter mit der Handlung: Ein alter, dementer Musiker fällt ins Koma und erlebt seine Kindheit erneut. Während in der wirklichen Welt seine Tochter überlegt, die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden, durchlebt er, in Begleitung des Schneemanns Mr. White, verschiedene prägende Situationen seines Lebens, so beispielsweise den Suizid seines Vaters, und gewinnt nach und nach seine Erinnerungen wieder.

Klingt verworren? Ist es auch. Und hat mit Nightwish auf den ersten Blick wenig zu tun.

Dann wäre da noch die Umsetzung: 3,7 Millionen Dollar sind als Gesamtbudget wenig, und erwartungsgemäß sieht man es. An Kulissen, CGI und Schauspielern. Und doch wirkt es nicht trashig, was allerdings nicht der Präsenz von Nightwish zuzuschreiben ist.

Achja, Nightwish, da war ja was. Während die Leinwandpräsenz der Band auf ein Minimum reduziert, und angesichts der nahezu inexistenten Schauspielkünste auch auf kurze Konzerteinlagen beschränkt wurde, ist die Band dennoch omnipräsent – und zwar mit dem, was sie am besten kann, der Musik. Wer das Projekt Imaginaerum jedoch kennt, weiß, dass der Soundtrack des Films auf dem gleichnamigen Album beruht – und dieser ist wirklich hörenswert.

Aber reicht das für einen guten Film? Ja und nein. Denn der phänomenale Soundtrack mag zwar einen Fan der Band die Schwächen in Handlung und Screenplay vergessen lassen, der Durchschnittszuschauer dürfte mit dem Gesamtwerk jedoch eher unzufrieden sein, zumal Handlung und Atmosphäre ohnehin schon nur ein recht schmales Publikum ansprechen werden.

Imaginaerum by Nightwish ist sehenswert – wenn man sich auf dieses Experiment einlassen mag. Mich konnte der Film nicht zuletzt durch das Zusammenspiel von Bildern und Soundtrack überzeugen – ob das bei einem selbst der Fall ist, wird man wohl selbst herausfinden müssen.

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