Anfang Juli war es endlich wieder so weit. Am Fusse der Teufelsmauer am Flughafen Asmusstedt sammelten sich Metaller um ihren Musik zu frönen. Bereits am Dienstag kamen viele der Campinggäste und versuchten Plätze nahe des Inflields zu ergattern. Das kostete bei einigen Zeit und Nerven, aber so ist das nun mal wenn man ein Festival mit knapp 25.000 Menschen besuchen will.
Mittwoch 03.06.24
Die Anreise etwas später und Armband abholen ging ganz entspannt. Der Platz war bereits deutlich gefüllt und entspannt ging es erst mal über die Einkaufsmeile. Aber den Platz halten die letzten epischen Takte von Brothers Of Metal. Die erste richtige Band für mich war dann Mammoth WVH. Ich hatte Wolfgang Van Halen (Eddie Van Helens Song) mit seiner Band bereits 2023 auf dem Copenhell und vor ein paar Wochen als Vorband von Metallica gesehen. Bereits damals wollte der Funke auf mich nicht so überspringen. Es ist schon ein spannendes Konzept eine Rockband mit drei Gitarristen zu haben, aber das war auch der Nachteil. Viel von der Leadgitarre ging im Klangbrei unter und so fehlte auch gefühlt ein richtiger Hit der in Erinnerung bleibt. Take A Bow war nicht schlecht, aber eben kein richtiger Kracher. Gegen Ende des Konzerts shreddede Wolfgang dann etwas, was doch auf sein Format und Erbe Rückschlüsse gab, aber dann war das Konzert auch schon zu Ende.
Kärbholz 18:20 war dein Hammer Deutschrock und lebensbejahend pur. Leider war vor allem am Anfang des Konzerts der Sound ultra laut. Songs wie Kind aus Hinterwald und der krasse Track Tiefflieger durften da natürlich nicht fehlen. Die Mofagängster verbreitenden einfach mega gute Stimmung und machten Laune auf den Rest des Abends.
Bei Callejon brauchte ich dann erst mal eine Pause und tummelte mich an den Fressbuden. Weiterhin wollte ich auch zum Merchstand. Hier war die schlänge allerdings extrem lang. Es war echt nett (wie ich später selbst sah), dass man die Klamotten anprobieren konnte und nett bedient wurde. Dadurch gab es allerdings auch eine extrem lange Wartezeit. Hier gab es wie üblich Rockharz eigenen Merchandise aber natürlich auch was von den spielenden Bands.
Darauf folgte dann Oomph! Bereits seit einem Jahr war bekannt dass die Jungs kommen und als Bonus wurden sie vom neuen Sänger Der Schulz angeführt. Der Schulz ist den meisten bekannt von seiner ehemaligen Band Unzucht und auch seinem Projekt der Schulz. Ich war echt gespannt, wie er sich bei der Band macht. Jeps, er überzeugte ab den ersten Tönen. Sowohl mit einer irren Bühnenpräsenz in der in eine neue Rolle schlüpfte als auch mit seinem charismatischen Auftreten. Es gab vor allem Songs des neuen Albums Richter und Henker, aber Klassiker wie Augen Auf! durften natürlich nicht fehlen.
Dann folgte Bruce Dickinson. Ich hab bereits einiges zu ihm beim Copenhell 2024 Bericht geschrieben. Doch irgendwie war er beim Rockharz deutlich besser drauf. Natürlich gab es am Anfang etwas Beschwerden über schlechten Sound und nicht funktionierende Monitorboxen (?). Als sich das dann aber eingespielt hatte gab es wie gewohnt tollen Gesang und große Posen. Er bedankte sich sogar dass er einen etwas längeren Timeslot hatte und so landete der Monsterhit Tears Of A Dragon in der Setlist. Zwischendurch gab es natürlich für den Herren eine kleine Pause durch ein fettes Trommelsolo. Insgesamt hat mir der Konzert besser gefallen als vor ein paar Wochen und auch der Gesang kam dieses mal noch besser rüber.
Darauf folgte noch ein Schwergewicht des Metals. Gesangslegende Udo (ehemals Accept) hämmerte mit seinem Projekt Dirk Schneider über die Bühne. Mir ist es egal wie er heisst, denn es gab herrlichen kreischende Kraftvollen Gesang. Udo ist kein Mensch, nein er ist einfach eine Metalmaschine. Immer wieder Hammer ihn zu erleben. Es gab natürlich alle Klassiker, so auch Midnight Cover, Metal Heart, Fast As A Shark und den ikonischen Hit Balls To The Wall. Ein wirklich grandioses Konzert voller Kraft, auch wenn man auch merkt dass Udo und seine Stimme auch langsam in die Jahre kommen.
Für mich gab es dann am Ende noch Amorphis. Die Band ist auch Stammgast auf dem Rockharz und auch dieses mal enttäuschten die Finnen ihr Publikum nicht. Wie immer gab es herrlichen Melodie Metal, tollen Gesang und Stimmungswechsel. Ein gelungener Abschluss für den ersten Abend.
Donnerstag 04.07.24
Der Nachmittag war beherrscht von Regen und Unwetter. Daher bin ich erst mal etwas in der Unterkunft geblieben und etwas später aufs Festival. Dafür war die Anreise mit dem Auto echt sehr geschmeidig. Ins Ohr kamen dann die letzten Takte von Dynazty, wo ich mich doch ärgerte dass ich nicht mehr von deren Konzert gesehen habe, obwohl ich kein großer Fan von Samples im Hintergrund der Livemusik bin.
Darauf folgte dann Pain. Hier gab es einfach mal Power satt. Es kamen alle großen Hits wie Push Me, End Of The Line und natürlich Call Me. Hier tat die Band so als ob ein technischer Fehler auftrat bzw. sich jemand in den den Videomonitor im Hintergrund eingehackt hätte. Naja es hatte sich jemand eingeklinkt. Es gab nämlich gesangliche Unterstützung von Joachim Brodén (Frontmann von Sabaton). Aber leider nur vom Band. Gegen Ende durfte Same Old Song und Party in My Head natürlich nicht fehlen. Einfach mal ein geiles Konzert.
Ich brauchte bei Halo Effekt erst mal eine Pause denn der Abend sollte noch lang werden. Bei Hatebreed war ich wieder fit. Als Info gab es ein gefühlt viel zu langes Video mit Geburtstagsglückwünschen zum 30. der Band. So hatten viele Musikerkollegen kurz etwas gesagt und der Band weiterhin Wind in den Segeln gewünscht. Dann ginge s endlich los. Die Band ballerte förmlich voller Energie alles raus. Das Publikum wurde angepeitscht ohne Ende und immer wieder krachten friedlich Menschen im Moshpit aufeinander. Das gehört eben dazu und die dafür kamen die Fans auch. Irgendwann kam dann auch noch ein riesiger Gummiball ins Publikum (wie man es sonst von Metallicakonzerten kennt). Spätestens ab dann gab es für das Publikum kein Halten mehr.
Schon fast besinnlich ging es dann bei Hammerfall zu. Der Headliner, der auch schon dieses Jahr auf dem Copenhell gespielt hat, präsentierte sich in Höchstform. Schon am Anfang gab es By All Means Nessary und später Let The Hammer Fall. Schon erstaunlich wie oft man Hammer und Fall in Songtexten unterbringen kann. Das Publikum nickte fröhlich mit und genoss die klassische Metalstimmung. Immer wieder plauderte und spasste der Frontmann Joacim Hans mit dem Publikum und machte seine Spässe. Leider war die Musik doch etwas monoton. Hammerfall ist aber trotzdem genial live und zum Autofahren. Natürlich durfte der Kracher Hearts On Fire nicht fehlen und ich bin mir sicher dass die Schweden HARZ on fire sangen.
Brutal wurde es dann so richtig mit Kreator. Das Trashmetal Urgestein aus dem Ruhrpott heizte dem Publikum so ordentlich ein. Es waberten Rauchschwaden über die Bühne und bereits als einen der ersten Songs schrie Frontmann Mille Petrozza mit Hate Über Alles sich seine Wut aus dem Lungen. Gegen Ende des Konzerts knallte dann auch Hordes Of Chaos durch die Verstärker. Die Bühnenshow war mit Pyro und Flammen wirklich ganz nach meinem Geschmack.
Zum runter kommen gab es dann dArtagnan. Die Band setzte deutlich auf radiotaugliche Pophits. Das Konzert war gut um sich auf den Heimweg vorzubereiten aber mein Geschmack traf es leider nicht so ganz. Aber darüber lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.
Freitag 05.07.24
Im Laufe des Mittags und Nachmittags gab es einiges an Regen. Dazu kam Müdigkeit und Erschöpfung der letzten Tage. Daher bin ich erst gegen 19:00 auf den Platz. Belohnt wurde ich dafür mit der geilen Band Kissin´ Dynamite. Trotz des Fussballspiels, welches zeitgleich lief, war der Platz schon rammelvoll. Es gab einige Songs des frischen Albums Back With A Bang. So spielten sie unter anderem The Devil Is A Woman. Gegen Ende folgte You Are Not Alone. Insgesamt ein sehr geiles Konzert mit herrlichem Stadionrock. Direkt danach kamen Suidical Tendencies. Die Altrocker waren kein bisschen leise oder Müde. Sie präsentierten sich in gewohnter Form, wie ich sie bereits mehrfach vom Copenhell Festival kannte. Absoluter Höhepunkte war mitte des Konzerts War Inside My Head. Das Publikum dankte es der Band mit massiven Circle Pits, bei dem Staub vor der Bühne im Sonnenuntergang aufstieg.
Amaranthe war dann wieder etwas ganz anderes. Die Melodie Metaller aus Schweden präsentierten ihr spannendes Konzept mit einer Sängerin und zwei Sängern. Sehr krass und mega gute Stimmung. Auf der Setlist standen unter anderem mein Lieblingssongs Stronger und gegen Ende Nexus.
Wieder ein krasser Genrewechsel war dann Alestorm. Die australische Spasskombo Gallerte einen Piratenpartysong nach dem anderen raus. Schon sehr krass dass so eine Partyband einfach mal Headliner ist. Das Publikum feierte sie ohne Ende und hatte wirklich ein wildes Fest. Es gab unter anderem die Kracher Alestorm, Mexico und natürlich We Drink Your Beer.
Dann wurde es richtig finster. Dimmu Borgir betraten die Bühne und eine Urgewalt krachte durch die Lautsprecher. Auf der Setlist gab es unter anderem Spellbound (By The Devil) und gegen Ende Progenies Of The Great Apocalypse samt Morning Palace. Persönlich war dies der absolute Höhepunkt meines Tages. Wirklich der totale Abriss und wirklich eine Brachialgewalt aus Schall die über den Platz fegte. Dann war auch schon die Luft für mich raus und es ging zurück zur Unterkunft.
Samstag 06.07.24
Der letzte Tag sollte es noch mal so in Sich haben. Der Mittag von der Anreise war total heiss, schwül und die Sonne knallte.
Das setzte sich auch 14:00 bei den feinen Herren von Coppelius fort. Die Tanzkapelle überzeugte uns von den ersten Takten mit tollem Sound und noch besserer Stimmung. Der größte Hit stammte allerdings nicht aus ihrer eigenen Feder sondern war der Kracher Chop Suey! Von System Of A Down. Dort tobte die Stimmung und gefühlt war das Konzert schon viele zu schnell zu Ende.
Kurz darauf kamen Mystik Prophecy auf die Bühne und hämmerte so richtig los. Die Band war mir bisher eine Bildungslücke, dachte ich. Bis dann der Song Dracula aus Lautsprechern hämmerte. Kurz darauf kam dann auch wirklich ein Monster. Und zwar in Form eines Unwetters. Erst wurden Sonnenschirme zusammengefaltet und wir dachten: OK, suchen wir uns irgendwo Unterstand bis erst das Gerücht und schnell danach die traurige Wahrheit bekannte wurde. Der komplette Platz wird evakuiert. Dies wurde durch die Lautsprecher bekannt gegeben und kurz danach leerte sich der Platz zügig. Die Blitze blieben weit weg und der Regen prasselte einige Zeit mit großen Tropfen. Dies bedeutete leider auch dass der Platz erst wieder 16:45 geöffnet wurde und drei Bands ausfallen musste. Für mich war es nun das zweite mal, dass ich Nestor nicht gesehen habe, die fielen nämlich auch mal auf dem Copenhell aus. Egal! The show must go on!
So versammelten sich die Festivalbesucher langsam wieder auf dem Platz und Orden Ogan kamen 17:55 pünktlich wieder auf die Bühne. Die Jungs bestachen sowohl durch harte Musik als auch tolle Interaktion und Wortwitz mit dem Publikum. Direkt am Anfang gab es den Hit Conquest und direkt danach Moon Fire. Besonders bei diesem Kracher wurde das Publikum zum Mitsingen motiviert. Hammer Stimmung und wirklich eine Urgewalt auf der Bühne. Den absoluten Höhepunkt erreichte das Konzert dann bei Gunman. Dieses westerninspirierte Stück ist schon seit Jahren eines meiner Lieblingsstücke und es live zu sehen war natürlich der Hammer.
Ohne große Pause kamen dann Soilwork auf die Nachbarbühne. Die Schweden heizten die Stimmung noch mehr an. Genial war wirklich Death Diviner und deren Megahit Stålfågel. Im Hintergrund bauten bereits die Heinzelmännchen von Judas Priest die Bühnendeko auf.
Dann gab es Wiedersehen mit Schandmaul. Die Band ist ja regelmäßiger Besucher des Festivals, doch dieses mal gab es eine Besonderheit. Aufgrund der Krebserkrankung und Behandlung von Frontmann Thomas Lindner, konnte dieser leider nicht selbst singen, sondern nur ein paar Worte sagen. Die Band wurde als vom jungen Till Herence angeführt, der seinen Job wirklich verstand. Dazu kam immer mal Alea von Saltatio Mortis. Dieser war übrigens während des ganzen Festivals immer wieder auf der Bühne und wurde regelmässig erkannt und fotografiert. Tolle Songs des Konzerts waren An der Tafelrunde, Königsgarde und Der Teufel… Passend zum sagenumwobenen Harz wurde dann auch Walpurgisnacht angestimmt.
Nach einer längeren geplanten Pause kam dann 20:50 mein persönlicher Höhepunkt. Judas Priest! Die Sonne ging langsam unter doch die Band zelebrierte Metal ab den ersten Takten. Der sichtlich gealterte Frontmann Rob Halford gönnte sich immer nur kurze Verschnaufpausen während grandios ins Mikro sang. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob der Gang von Band kam oder zumindest durch Effekte zur früheren Qualität emporgehoben wurde. Aber es gibt ja nicht mehr viele der Dinosaurier die aus den Anfangszeit des Metals kamen. Songmässig kam bereits am Anfang Panic Attack, der Brecher des aktuellen Albums. Und später dann auch der gleichnamige Titeltrack des Albums Invincible Shield. Übrigens auch verrückt, dass es Priest noch ein mal geschafft haben, nach so vielen Jahren ein solches Hammeralbum heraus zu bringen. Es durfte natürlich auch Electric Eye, Breaking The Law, Painkiller und viele mehr fehlen. Am Ende gab es dann Living After Midnight. Ein wirklich grandioses Konzert bei dem die Band noch ein mal zeigte, was sie drauf haben und dass sie noch nicht in den Ruhestand zu schicken sind.
Ein Teil der Besucher verlies jetzt das Festival, doch ich gehörte zu denen, die bis zum bitteren Ende bleiben wollten.
Danach folgte eine kurze Ansprache des Orgateams. Der Chef Buddy war wirklich gerührt, dass es es geschafft hatte Judas Priest auf sein Festival zu locken. Auch von uns einen großen Glückwunsch zum dicken Fang.
Mit Hypocrisy schien das Rockharzteam Peter Tägtgren im Schnäppchenpreis (zwei zum Preis von einem bekommen zu haben). Der Frontmann spielte ja kurz vorher schon auf dem Rockharz mit seiner Band Pain. Hier ging es deutlich härter zur Sache.
Darauf folgten dann die Monster von Lordi. Bereits am Anfang des Konzerts gab es Get Heavy und Hug You Hardcore. Die Eurovision Songcontest Gewinner aus Finnland ließen sich deutlich feiern und besonders der Frontmann alberte immer wieder auf Deutsch mit dem Publikum. Trotz ihrer Masken und spassigen Auftreten sollte man wirklich nicht vergessen, was für großartige Livemusiker sie sind. Am Ende durfte natürlich Hard Rock Hallelujah nicht fehlen.
Als letzte Band des Festivals war dann Faun. Die Pagan-Folk-Rocker nahmen das Tempo aus dem Abend ud stimmten für den traurigen Abschied an. Im Programm waren weniger die deutschsprachigen Radiohits, sondern mehr mystische Gesänge. Auch sie verwöhnten uns mit ihrer Interpretation des Walpurgisnacht bevor das Festival endgültig zu Ende war.
Fazit: Auf das Rockharz fahren ist für mich wortwörtlich in die Heimat zu kommen und Familie zu sehen. Doch auch auf dem Festival habe ich langjährige Freunde und Bekannte vor und auf der Bühne gesehen. Spannend war dieses Jahr die Mischung der Bands. Jeden Tag gab es viele verschiedene Subgenres des Metals, wo quasi jeden Tag für alle was dabei war. Das erfordert wirklich Fingerspitzengefühl und Mut, alles so zu arrangieren, dass quasi alle glücklich werden. Wie üblich zu Rockharz wurde man neben toller Musik auch mit der unglaublichen Landschaft verwöhnt. Naja, und wie bei Open Air Veranstaltungen üblich kann man das Wetter nicht planen und dieses Jahr zeigte sich das Harzer Wetter als wirklich unberechenbar.