Wie in jedem Jahr rief am zweiten August-Wochenende das M’era Luna Festival 2023 Besucher der schwarzen Szene aus aller Welt zum kleinen Flugplatz in Hildesheim, um hier gemeinsam ihre Musik, ihre Szene und ihren Lebensstil zu feiern oder um einfach Leute zu treffen und Spaß zu haben. Wie immer ist die Szene aber gar nicht so düster wie sie nach außen scheint, sondern eher dunkelbunt und in diesem Jahr sollte es auch ein wenig politsch werden, was sonst eigentlich nie auf solche einem Festival vorkommt.
Das Wetter war gemischt gemeldet und so blieb es spannend, wie das Festival verlaufen würde. Am Freitag war es jedenfalls angenehm, und die Anreise sollte sich ohne größere Probleme gestalten, war doch auch die verkehrstechnische Situation in Hildesheim diesmal wieder besser.
Schon zu Eröffnung der Bändchenausgabe bildeten sich riesige Schlangen, reisten in diesem Jahr gefühlt sehr viele Besucher schon zur Mittagszeit an. Der Freitag ist traditionell der Anreisetag, hier findet man sich, richtet sich ein, und bereitet sich gemütlich auf die 2 Tage Festival vor, die da kommen.
Aber auch am Freitag gibt es schon einiges zu sehen, zu erleben und zu hören: Zum einen auf dem Mittelaltermarkt, auf dem die Band Pestilenzia aufspielte, auf dem es aber auch jede Menge zu essen und zu shoppen gab. Außerdem gab es den Crypttalk in der vierten Ausgabe mit Stephan Thanscheidt (FKP Scorpio) und Chris Harms (Lord of the Lost).

Außerdem fanden die traditionellen Lesungen statt, mit Christian von Aster, Markus Heitz und Liza Grimm, und man konnte sich zu später Stunde noch im Disco Hangar von den DJs Torben Schmidt und Dark-Wanderer beschallen lassen.

 

M’era Luna 2023 – Tag 1

Die Ehre das Mera Luna 2023 zu eröffnen hatte in diesem Jahr die thüringsche Industrial Pop Band Antiage. Auf der Club Stage ging es dann nahtlos mit den Leipzigern von Intent:Outtake weiter, die hier ihr Dark Electro Set präsentierten.

Das wechselhafte Wetter am Samstag begünstigte die aus München stammende Band Versus Goliath mit ihrem interessanten und teilweise gesellschaftskritischem Mix aus düsterem Metal&Rap und den Schweden von A Projection mit echtem Post-Punk, sodass die Leute vor den Bühnen trocken blieben.

Das schwedische Quintett Rave the Reqviem war bereits im Vorjahr auf dem M’era Luna 2022 aufgetreten, konnte jedoch aufgrund technischer Probleme nur ein sehr kurzes Konzert spielen. Erfreulicherweise bekamen sie von Veranstalter FKP Scorpio in diesem Jahr direkt die Chance, das Konzert nachzuholen und die Fans dankten es Band und Veranstalter mit zahlreichem Erscheinen an der hatte viele Fans an Main Stage zu früher Stunde. Das Publikum war begeistert von dem großartigen Mix aus Industrial-Metal und fast niemand floh aus dem Infield, als es irgendwann heftig anfing zu regnen.

Wer sich vor der Clubbühne eingefunden hatte, hatte nun Glück, denn zunächst schützte ein 700 qm großer Magic Sky vor Sonne und Regen oder sie konnten in die zahlreichen kleinen Shops flüchten. Pünktlich zu Wisborg hörte der Regen dann aber auch wieder auf. Das deutsche Duo war in bester Stimmung und konnte die zahlreichen Fans mit Goth Rock begeistern und es wurde für die bevorstehende Tour eingeladen.

Das Wetter blieb jetzt erst einmal wechselhaft, mit Sonne und Wolken, aber erstmal ohne Regen was so manchen sicher freute.

Um 13.40 Uhr ging es dann auf der Mainstage pünktlich mit den alten Hasen von Tanzwut los, die mit einem eher ruhigeren Einstieg in ihr Set begannen um dann im zweiten Song so richtig Gas zu geben. Das Publikum dankte es ihnen mit erhobenen Händen und lauten Chören. Die Tanzwut war wieder da und sie lud zu einer ausgelassenen Party ein! Mit „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ ging dann aber auch dieses Set zu Ende.

Absolute Body Control aus Belgien übernahmen dann die Club Stage um die Anwesenden mit EBM zu richtig wachzu rütteln.

NDH Sounds von der Hauptbühne lockten Fans von Megaherz an, die aber vor Beginn offenbar noch einige technische Probleme hatten. „Hallo FOH“ ist eine ziemlich ungewöhnliche Ansage, und so mancher schreckte da aus seinem Mittagsschläfchen hoch. Während ihres Auftritts machte die Band mehrere Ankündigungen und dankte den Organisatoren für die Einladung in diesem Jahr. Im vergangenem Jahr musste die Band kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Am Vortag wurde das neuen Albums „In Teufels Namen“ veröffentlicht und so spielten sie natürlich ein paar neue Stücke. Das Wetter stellte die Festivalbesucher immer wieder auf die Probe, ob es mit Wind, Regen oder brennender Sonne war. Rabia Sorda übernahmen dann auf der Club Stage das Ruder und hier wurde natürlich zu den harten Klängen des mexikanisch-deutschem Projekts ausgiebig getanzt.

Auf der Hauptbühne ging es etwas ruhig weiter, Diary of Dreams mit ihren düsteren und melancholischen Klängen waren an der Reihe. Seit über nunmehr 34 Jahren ist die Band um Adrian Hates aktiv und dass es hier sehr stimmungsgeladen und natürlich auch sehr voll werden würde, war klar. Der Auftritt war wie immer ein Fest, und mit „wirst du denn nie verstehen“ ging der Auftritt dann zu Ende. Auch mit Girls under Glass kommt ein Veteran der Szene auf die Club Stage, die Hamburger begeisterten mit ihrem Goth Rock die vielen Fans.

Melancholisch sollte es dann auch auf der Mainstage weitergehen. Jeder kennt in der Szene L’Âme Immortelle und die meisten lassen es sich nicht nehmen, sich ihre Konzerte auf Festivals anzuschauen. Träumerisch begeistert ließen sich die Fans mitreißen und genossen die alten und neuen Stücke.

Mit emotionsgeladenem Futurepop enterte dann Neuroticfish die Clubstage. Auch hier waren die Zuschauer von Beginn an in einer Ekstase, ist die Musik doch so enorm mitreißend.

Mit Joachim Witt kam dann auf der Hauptbühne eine Legende der deutschen Szene. Mit 74 Jahren und über 40 Jahren Musikgeschichte hat er viele Höhen und Tiefen erlebt, und vor allem viele Hits geschrieben, die natürlich auch auf dem Mera Luna zu hören waren.
Es wurde natürlich spekuliert ob es mit Peter Heppner „Die Flut“ zu hören gibt, da dieser ja am Sonntag seinen Auftritt haben wird. Und die vielen Fans wurden nicht enttäuscht. Der Klassiker „Der goldene Reiter“ fehlte natürlich ebensowenig. Auf der Clubstage ging es dann mit Aggrotech von Amduscia weiter, die mit ihren gewohnt brachialen Klängen die tanzfreudigen Fans begeistern konnte.

Da sich auf der Mainstage heute die Urgesteine der Szene die Klinke in die Hand gaben, war mit Project Pitchfork aus Hamburg der nächste Kracher an der Reihe. Passend zur Dark Wave Musik, verdunkelte sich mal wieder der Himmel und zu dem Banger „Timekiller“ gab dann auch noch ein heftiger aber glücklicherweise kurzer Schauer vom Himmel, was aber so recht niemand störte. Solar Fake brachte dann die Clubstage wieder etwas in ruhigere Fahrwasser, Sven Friedrich begeisterte hier den beliebtesten Stücken des Synthiepop Projekts.

Mit In Extremo war es nun Zeit für den gefühlt eigentlichen Headliner des Samstag. Als eine der bekanntesten und erfolgreichsten Bands des Mittelalterrocks, ging es von Anfang an richtig zur Sache, und die Band konnte zusammen mit dem rappelvollen Infield die Bühne nicht nur rocken, sondern gefühlt dreimal komplett abreißen. Ein wirklich absolut epischer Auftritt, den es so schon lange nicht mehr gab. Auf der Clubstage ersetzte Mesh die Band London after Midnight, die kurzfristig aus nicht näher bekannten Gründen absagen mussten. Die Engländer mit ihrer Syntrock Performance sind aber genauso ein Urgestein, und wissen das Publikum zu unterhalten.

Mit Ville Valo, den viele noch aus der Zeit von HIM kennen war es dann auch Zeit für den letzten Act des Abends. Mit technischen Problemen startete der erste Song. Gefühlt waren viele hin und hergerissen, zwischen der guten „alten“ Zeit von HIM und der heutigen Performance. VV wirkte sehr unmotiviert und ungesund, weshalb sich auch schon vor dem Ende des Acts das Infield leerte.

Der Samstag fand dann mit der altbekannten Disco im Hangar seinen Ausklang, hier gaben Frank von Düren und Gothminister als Djs ihr Bestes um die Nachtschwärmer zu begeistern.

 

M’era Luna 2023 – Tag 2

Für den Sonntag war relativ stabiles Wetter angekündigt, ohne Regen, und immerhin gab es hier auch keine großen Überraschungen.
Den Sonntag eröffneten auf der Mainstage pünktlich um 11 Uhr die aus Münster stammende Band Dragol, die eine interessante Mischung aus Mittelalter, Gothic und anderen Fantasy Einflüssen präsentierten. Mit der tschechichen Rockband Blitz Union würde dann auch die Clubstage eröffnet.

Um kurz nach halb zwölf wurde es dann das erste mal richtig voll auf dem Infield, die Jungs von Heldmaschine mit ihrem Programm aus der NDH Ecke gaben so richtig Gas und liesen das Publikum aufwachen. Auf der Clubstage ging es dann wieder rockig weiter, die kroatische Band Manntra, spielte ihr Set mit einer Mischung aus Folk&Metal, gesungen in der kroatischen Sprache.

Mit Futurepop und Electro aus Hamburg ging es dann auf der Hauptbühne nahtlos weiter, Eisfabrik waren an der Reihe. Wie immer sehr prägnant in weißen Anzügen ging es hier ordentlich zur Sache. Chris Pohl konnte dann mit seiner charismatischen Art und seinem 80er-Jahre Siteprojekt She hates Emotions das werte Publikum an der anderen Bühne begeistern.

Bei den Norwegern von Gothminister gab es dann zu Beginn wieder einmal kleinere Soundprobleme, was diese aber nicht davon abhalten konnte das Publikum mit ihrem Alternative Metal so richtig einzuheizen. Auf der Clubstage wurde es dann mit den alten Hasen von Melotron so richtig elektronisch. Synthiepop vom Feinsten ließ die Anwesenden gut die Zeit überbrücken.

Denn auf der Hauptbühne ging es dann krachend weiter, war es doch Zeit für die Letzte Instanz, auch hier wieder mit kleineren technischen Problemen. Mit ihrer crossover Mischung aus Rock und orchestralen Klängen, sowie viel Pyrotechnik wurde das Publikum so richtig eingeheizt, was sich in er fantstischen Stimmung wiederspiegelte. Weiter ging es dann nahtlos mit Electro Pop vom sympathischen Duo Felix Marc und Vasi Vallis und deren gemeinsames Projekt Frozen Plasma.

An der Mainstage wurden schon mit Spannung (und einiges an Verzögerung) die Helsinki Vampires erwartet, oder auch besser bekannt unter The 69 Eyes. Seit nunmehr 34 Jahren wissen die Vampire aus Finnland mit ihrem klassischen Goth Rock das Publikum zu begeistern und mit Hits wie „Gothic Girl“, „Brandon Lee“ und „Feel Berlin“ ist das auch kein Wunder.

Mit Synthie Pop aus Schweden ging es dann auch auf der Clubstage weiter, Ashbury Heights gab altes und neues zum besten. Nach vielen Wechseln der weiblichen Stimme, war nun Yasmine Uhlin wieder mit dabei, die vor 18 Jahren zusammen mit Anders Hagström die Band gegründet hatte.
Mit Peter Heppner war es dann Zeit für den wohl undefinierbarsten Stil, aber auch den variabelsten. Es gab viele Klassiker aus alten Zeiten zur hören, und, wie sich jeder denken konnte dann auch einen Gastauftritt von Joachim Witt bei „Was bleibt“, der aber wieder mal mit Tonproblemen etwas unterging. Mit dem Erfinder von Hellektro, Agonoize, gings dann richtig brachial zur Sache, vor der Clubstage wurde getanzt und gefeiert, das was eben bei den Berlinern immer so passiert.

Das Urgestein der deutschen Folkrock Szene Band Subway to Sally, konnten dann das Abendprogramm einleiten, und bei Hits wie „Veitstanz“, „Kleid aus Rosen“ bis hin zu „Eisblumen“ blieb kaum ein Wunsch unerfüllt und das knallvolle Infield tobte, bis die famose Party natürlich mit „Julia und die Räuber“ beendet wurde.

Mit De/Vision und über 35 Jahren Bühnenerfahrung, wussten die Darmstädter auch vor der Clubstage das Publikum zu begeistern, sich von Synthiepop statt Rock verwöhnen liesen.
Das Finale vom diesjärigen Mera Luna konnten dann Mono Inc. einleiten und ・ernahm die aufgeheizte stimmungsgeladene Menge. Martin Engler nutzte das Publikum wie ein zusätzlichen Instrument und sang gemeinsam mit den Anwesenden das umgedichtete „Halleluja“ (Mera Luna) von Rufus Wainwright. Er erinnerte alle daran, dass es im Leben darum geht geliebt zu werden, und das alle entsprechend miteinander umgehen und einander respektieren sollten. Es gab viele bekannte Klassiker der Band zu hören und mit der Hymne „Children of the Dark“ ging dann auch dieser Auftritt zu Ende. Als Headliner des Sonntags auf der Clubstage gab es dann noch Aggrotech aus Mexiko. Hocico weiß wie man eine Bühne abreißt, und genau das wurde dann auch ausgiebig zelebriert, hier blieb kein Fuß still.

Den Abschluss für das Mera Luna 2023 bildete dann Sharon den Adel mit ihrer Band Within Temptation. Es gab zum Abschluss eine grandiose Show, mit einer riesigen Videoleinwand, sowie natürlich viel Pyrotechnik. In der Mitte des Sets gab es dann ein klares Statement mit „Raise your Banner“ wurde ein Zeichen für die Ukraine gesetzt, Sharon schwenkte eine riesige Flagge auf der Bühne. Für das Mera Luna, das sonst immer ein sehr neutrales Festival ist, ein Novum. Zu hören gab es natürlich auch alle anderen Hits, und mit dem Klassiker „Mother Earth“ schloss dann das Mera Luna 2023 seine Pforten.

Die Veranstalter des M’era Luna Festivals haben erneut ein grandioses Festival auf die Beine gestellt. Wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr, denn für das M’era Luna Festival 2024 sind bereits die ersten Bands bestätigt worden:

ASP, Front 242, Saltatio Mortis, Lord of the Lost, Schandmaul, Die Krupps, Suicide Commando, Oomph!, [:SITD:], Assemblage 23, Universum 25, d’Artagnan, Die Herren Wesselsky, Welle:Erdball, Lacrimas Profundere, Funker Vogt, Das Ich und Stahlmann.

 

M’era Luna Festival 2023 – Die Fotogalerien