Am 24. Februar waren wir bei Amaranthe, Dragonforce und Infected Rain in der Turbinenhalle Oberhausen zu Gast.

German crowds are still the loudest crowds in the world!“ – das stellte nicht nur Amaranthe-Sänger Nils Molin am 24.02.2024 in der Turbinenhalle fest. Auch der Co-Headliner Dragonforce und Special Guest Infected Rain kamen in den Genuss der begeisterten Fans in Oberhausen. Was soll man bei einem Metal-Gipfel wie diesem auch anderes machen, als lauthals mitzusingen, zu feiern und die Turbinenhalle bis in das Fundament zu erschüttern?

Bereits um 17 Uhr waren die obersten Stufen zur Turbinenhalle mit Fans belegt. Bis zu Türöffnung eine Stunde später schlängelten sich die Wartenden bereits über den Parkplatz, wobei die Einweisenden kurzzeitig nicht nur den Autos zeigen mussten, wo sie parken sollten, sondern auch den Wartenden, wie sich die Schlange am sinnvollsten schlängelte. Nämlich nicht einmal quer über den Parkplatz, sondern schön am Rand entlang, damit nicht aus Versehen jemand überfahren wurde.

Gewohnt chillig verlief anschließend der Einlass und die Massen stürmten in die Halle. Das Konzert war zwar nicht ausverkauft, aber unglaublich viele Tickets können nicht mehr zur Verfügung gestanden haben. Bereits vor Start des ersten Konzerts waren nicht nur die Balkone voll besetzt, sondern auch der Hauptbereich der Halle. Und die Stimmung war durchweg, von der ersten bis zur letzten Minute, auf einem Höhepunkt.

Infected Rain am 24.02.2024 in Oberhausen – Fotografin: Nina Hermes

Pünktlich um 18:50 Uhr verkündete das Dimmen der Lampen den Start des Abends. Die Nu-Metaller Infected Rain aus Moldau stürmten auf die Bühne und donnerten ihr Set los. Frontfrau Lena Scissorhands begeisterte nicht nur durch mal zartem, mal kraftvollem cleanen Gesang, sondern auch mit ihren Screams und tiefen Growls. Auch ihre Fans hatte sie ordentlich im Griff und ließ sie sowohl eine Runde sitzen als auch immer wieder springen. Gitarrist Vidick stürmte derweil wie in einer eigenen Welt über die Bühne, während Bassistin Alice Lane eher von der ruhigeren Art war. Interaktion zwischen den Bandmitgliedern auf der Bühne gab es zwar kaum, aber im Vordergrund stand eh vor allem Lena und die Musik von Infected Rain. Lena suchte dabei immer wieder auf ihre sympathische Art den Kontakt zum Publikum, was beim letzten Song „Sweet Sweet lies“ im „größten und schnellsten“ Circle Pit mündete. Also es hätte es der größte und schnellste sein sollen. Zumindest umfasste er geschätzte 5-10 Reihen im Publikum und war ziemlich schnell. Nach etwa 40 Minuten war das Set dann leider bereits vorbei. Aber es endete mit dem Versprechen, dass man den beiden Mädels ca. 5 Minuten geben sollte, dann würden sie an den Merch kommen und sich Zeit für die Fans nehmen. Und das taten sie auch. Lena und Alice blieben dabei nicht nur kurz, sondern etwas mehr als eine Stunde. Verteilten Autogramme, machten Selfies und unterhielten sich kurz mit den jedem einzelnen Fan. Und davon gab es zahlreiche.

Dragonforce am 24.02.2024 in Oberhausen – Fotografin: Nina Hermes

Da Infected Rain ohne großartiges Bühnenbild auskommen, spielten sie bereits im Aufbau der folgenden Band, so dass eine kurze Pause von etwa 30 min ausreichend war, um einmal umzubauen. Um 20:00 Uhr enterte der erste Co-Headliner die Bühne: Dragonforce. Spannenderweise umfasste das Set der britischen Power-Metaller nur zwei Songs mehr als das von Infected Rain, dauerte aber 20 min länger. Nicht nur die teils ausführlichen Ansagen von Sänger Marc Hudson zogen das Set in die Länge, sondern auch die Songs selbst. Das ein oder andere nahm gefühlt kein Ende, im Publikum wurde aber scheinbar jede Note gefeiert. Auf der Bühne wurde recht viel geposed, gerade von den Gitarristen Herman Li und Sam Totman und die Bühne selbst verdiente auch Anerkennung, bzw. das Bühnenbild. Zwei riesige betretbare Spiele-Konsolen und insgesamt eine Gaming-Optik ließen das eine oder andere Herzchen höher schlagen. Dazu passend gab es mit „Power of the triforce“ auch noch den Zelda-Song. Und wo Zelda ist, darf auch ein Huhn nicht fehlen. Im Falle von Dragonforce war das ein großes Plüsch-Huhn, das einmal auf eine Reise durch die gesamte Halle, inklusive Balkone gehen sollte. Was es auch tat. Der Song war zudem lang genug, damit das Huhn wohlbehalten und unverletzt zum Ende wieder zu Marc zurück getragen werden konnte. Und wo wir schon mal bei Gimmicks sind: wer dachte, das zwei riesige Retro-Spielekonsolen schon ausreichend Aufbau für eine Bühne seien, der staunte nicht schlecht, als unter Donnergrollen und roten Gewitter-Blitzen zwei riesige Drachenköpfe erschienen. Diese läuteten dann auch den Endspurt des Sets ein. Mit dem Celine-Dion-Cover „May Heart will go on“ und dem Taylor-Swift-Cover „Wildest Dream“ holten Dragonforce nochmal Anlauf, um ihr Set mit „Through the Fire and Flame“ zu beenden. Nach 60 Minuten statt den veranschlagten 70 Minuten. Diese Verkürzung nahm ihnen aber offenbar niemand übel.

Vor allem deshalb nicht, weil sich diese zusätzlichen 10 Minuten Umbaupause im Nachhinein als überaus nützlich erwiesen, um keine Verzögerung im Zeitplan zu erhalten. Denn der komplette Dragonforce-Aufbau musste weg und durch den nicht weniger aufwändigen Aufbau des zweiten Headliners ersetzt werden. Das klappte gerade so eben pünktlich bis 21:45 Uhr.

Amaranthe am 24.02.2024 in Oberhausen – Fotografin: Nina Hermes

Mit nur etwa 3 Minuten Verspätung kamen Amaranthe auch die Bühne. Konnte man sich bei Dragonforce tatsächlich zwischendurch auch mal kurz ausruhen (entweder bei einer der längeren Zwischenansagen und kurz mal während eines der endlos-Songs), lieferten Amaranthe einen Hammer nach dem anderen und ließen den Fans nur dann einen kurzen Moment der Ruhe, wenn einer der Songs mal ruhiger wurde. Wie z.B. bei der ersten Hälfte von „Amaranthine“, bei der Eliza Ryd mit ihrem ruhigen, aber unglaublich kraftvollen Gesang genauso begeisterte, wie die zweite Hälfte des Songs mit voller Bandkraft. Allerdings brauchte es bei dem Song drei Versuche, bis den Oberhausenern bewusst war, dass sie da kurz mal Mitsingen sollten. Beim dritten Versuch machten sie diesen Fauxpas dann mit unglaublicher Lautstärke wieder gut. Im Gegensatz zu Dragonforce nutzen Amaranthe ihre vollständige Spielzeit von 70 Minuten und packten da fast doppelt so viele Songs rein, wie der Vorgänger. Sogar für eine kleine, für Co-Headliner Touren eher ungewohnte Zugabe-Pause war Zeit: denn plötzlich verließen Amaranthe die Bühne und es wurde dunkel. Offenbar überraschte dies das Publikum auch etwas, denn die üblichen Zugabe-Rufe blieben aus. Aber so wirklich Zeit war dafür auch nicht, denn zügig erklang ein zweites Intro, dass die letzten drei Songs des Sets einläutete. Nach „Archangel“ nahm sich Sänger Nils kurz noch die Zeit, um von der vorherigen US Tour zu erzählen. Und dem fantastischen und lauten US Publikum. Aber in Europa und vor allem bei den deutschen Konzerten hätten sie gemerkt, wie schön es doch zu Hause wäre. Und wie toll das deutsche Publikum sei. Vor allem das am Vortag in Leipzig. Was wahrscheinlich in jeder Stadt funktioniert, zeigte auch in Oberhausen Wirkung: das wollten die Fans nämlich nicht auf sich sitzen lassen, jubelten die Turbinenhalle in Grund und Boden und zeigten Amaranthe bei den finalen „That Song“ und „Drop Dead Cycnical“ wo das Publikum am lautesten ist. Zumindest heute Abend.

Um 23:00 Uhr nahm das Metal-Fest dann sein Ende. Die Fans blickten auf ein grandioses Line-Up zurück, das sehr gut aufeinander abgestimmt war. Sowohl Infected Rain als auch die beiden Headliner Dragonforce und Amaranthe begeisterten alle und jeden. Nicht zuletzt auch aufgrund des wirklich gut abgemischten Sounds. Das hat man in der Turbinenhalle auch schon anders erlebt. Ein paar Chancen gibt es noch, die drei Bands in Deutschland live zu erleben. Und das sollte man sich nicht entgehen lassen.

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