M'era Luna Festival 2015 - Blick vom Tower Mit gut 25.000 Besuchern gilt das M’era Luna Festival 2015, neben dem WGT, als bedeutendstes Gothic Festival in Deutschland. Alljährlich versammelt sich die schwarze Meute auf dem Flugplatz in Hildesheim-Drispenstedt. Dieses Jahr erwartete die Besucher neben einigen Neuerungen auch eine Hitzeschlacht der Superlative.

Bereits am frühen Samstagmorgen zeigte das Thermometer unbarmherzige 32 Grad. Passend dazu spielten die Bands „Nachtgeschrei“ und die Newcomer „Elvellon“ ihre Gigs voller Inbrunst. Das Publikum ließ sich leicht anstecken und zeigte sich trotz der extrem hohen Temperaturen in bester Feierlaune.

Mit der Mittelalterband „Versengold“ ging es Schlag auf Schlag weiter. Die Norddeutschen schafften es mit ihrer Mischung aus Trink-und ernsthaften Songs das Auditorium zum Mitsingen zu animieren. Ein sehr guter Auftritt einer Ausnahmeband. Wer jedoch mehr auf Rock stand, bekam mit „Spielbann“ seine Wünsche erfüllt. Mit einer solchen Spielfreude und Energie konnte man nicht planen und so entwickelte sich dieser Gig zu einem absoluten Geheimtipp.

Coppelius auf dem M'era Luna 2015 Coppelius“ haben sich im Laufe der Jahre ein dankbares und treues Publikum erspielt. Gilt diese Band doch als einzige deutschsprachige Steampunk-Band, die diesem Stil auch ein musikalisches Antlitz verpasst. Butler Bastille bot wieder eine großartige Show und zeigte, dass das Leben eines Dieners kein Zuckerschlecken ist. Mit Songs, wie „Schöne Augen“ begeisterte die Band, die ihren Stil als „Kammercore“ bezeichnet, das Auditorium.

Das Thermometer kletterte weiter und die Sonne brannte weiter ununterbrochen auf die Besucher herab.

Ost+Front auf dem M'era Luna 2015 Als nächstes stand die Berliner Industrial Band „Ost+Front“ auf dem Programm. Die Reaktionen auf das Intro, das aus der Nationalhymne der DDR bestand, war mehr als zwiegespalten. Ob man damit nun unbedingt provozieren wollte oder seine eigene politische Meinung kundtun wollte, bleibt ungewiss. Einigkeit bestand aber zweifelsohne bei „Schlag mich“, einer der bekanntesten Songs der Jungs.

Ansonsten wurde es ein kurzweiliger Auftritt, der von den Fans zelebriert wurde. Echte Hochkaräter, die insbesondere bei jungen Fans, ganz weit oben stehen, sind die „Lord of the Lost“. Keine Frage, Chris Harms und seine Band schaffen es immer wieder die Massen zu begeistern. Mit ihren Songs „Dry the rain“ oder „Credo“ im Gepäck kann auch einfach nichts schieflaufen und so entwickelte sich eine großartige Gruftie-Party, der sich auch die Band nicht entziehen konnte und es mit Spielfreude ihrem Publikum dankte.

Ein seltener Gast gesellte sich am späten Abend zu dem dunkelbunten Reigen. „L’âme immortelle“, die mit ihren düster-lyrischen Texten seit Jahrzehnten die Fans begeistern, zeigten sich endlich mal wieder auf einem Konzert. Sonja bewies dabei ihre Stimmgewalt und konnte mit „Stumme Schreie“ oder „Phoenix“ das Auditorium schnell auf die Seite der sympathischen Österreicher ziehen. Mit ihrem Hit „5 Jahre“ beendete die Band ihren Gig und hinterließ nur begeisterte Fans.

Saltatio Mortis auf dem M'era Luna 2015 Eine weitere Band, die in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg hinlegte, sind wohl ohne Zweifel „Saltatio Mortis“. Mit den neuen Songs „Weihnachtszeit“ und „Wo sind die Clowns“ vom neuen Album „Zirkus Zeitgeist“ im Gepäck boten Alea und seine Mannen erneut eine energiegeladene Show, die in dem emotionalen Höhepunkt mit „Koma“ gipfelte, bei der sich die Zuschauer an den Händen hielten. Saltatio Mortis unterstrichen einmal mehr ihre Qualitäten als hervorragende Live-Band.

Mit „Blutengel“ stand eine der einflussreichsten Bands der schwarzen Szene auf dem Billing. Diese Band hat einfach Maßstäbe gesetzt und sich immer wieder neu erfunden, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Ihre Shows sind legendär und wenn tausende Fans „Engelsblut“ anstimmen, muss auch der letzte Kritiker seine Segel streichen. Ein wirklich denkwürdiges Konzert, bei dem sich Ulrike und Chris in allerbester Form zeigten. Mit „Reich mir die Hand“ ging dieses Gastspiel dem Ende entgegen.

Rob Zombie auf dem M'era Luna 2015 Etwas härter wurde es bei „Rob Zombie“. Ein Urgestein der Metal-Szene, der in Hildesheim eine große Show aufbot. Höhepunkte waren die Cover Versionen von „School’s out“ und „Blitzkrieg Bop“. Aber selbst ohne diese bekannten Songs, war die Show einfach sehenswert und abwechslungsreich, wie man es nur selten auf dem M’era erlebt.

Der Headliner-Slot des ersten Festivaltages blieb der Band „ASP“ vorbehalten, die mit dem ersten Eindruck des bald erscheinenden Albums die Fans überraschen konnte. Der neue Song „Astoria“ konnte auf Anhieb überzeugen und das Auditorium feierte gemeinsam mit der Frankfurter Band. Nach dem Everblack „Ich will brennen“, der naturgemäß überschwänglich abgefeiert wurde, überraschte die Band erneut mit einer Akustik-Version ihres Tracks „Schwarzer Schmetterling“. Ein würdiger Abschluss eines Headliner Konzertes. Wer nun immer noch nicht genug hatte von Live-Musik, konnte den Spielleuten „Pestilenzia“ auf dem Mittelaltermarkt lauschen oder man begab sich in den Disco-Hangar, um zu elektronischen Klängen bis in den Morgen zu feiern.

M’era Luna Festival 2015 – Tag 2

Private Pact auf dem M'era Luna 2015 Der nächste Tag begann, wie der Tag zuvor: Heiß. Und auch das Programm versprach, heiß zu werden. Den Auftakt des letzten Festivaltages übernahmen die Gewinner des Spot On Wettbewerbs, „Private Pact„. Es folgte „Schwarzer Engel“, der mit seinem aktuellen Album „Imperium I“ viele Fans bereits im Vorfeld überzeugen konnte. Seine dunkelromantischen Songs wissen auch Bands, wie „ASP“ oder „Samsas Traum“ zu schätzen, bei denen der Newcomer bereits Gastspiele hatte. Seine kurze Spielzeit nutzte er komplett aus und dürfte sich über einige neue Fans freuen, waren die Reaktionen doch teilweise sehr überschwänglich.

Unzucht“ betraten als nächster Act die Bühne und konnten mit ihren rauen Tönen am frühen Morgen die Fans mitreißen. Bei „Kleine geile Nonne“ gab es kein Halten mehr und das Publikum flippte kollektiv aus.

Tanzwut“ gelten als Pioniere der Mittelaltermusik und dies völlig zurecht. Mit ihrem aktuellen Album „Freitag der 13.“ Wurden erneut Maßstäbe gesetzt. Die Fans fieberten diesen Auftritt entgegen und als dann zu „Brot und Spiele“ die ersten Töne erklangen, verwandelte sich das Publikum in eine feierwütige Meute. Ob nun zu dem bekannten „Meer“ oder dem neuen Track „Brüder im Geiste“, Teufel und seine Mannen wurden abgefeiert, als ob es keinen Morgen gäbe. „Tanzwut“ bewiesen mit diesem Gig, das man stets zu neuen Schandtaten bereit ist und es versteht die Menge zu begeistern.

Joachim Witt auf dem M'era Luna 2015 Der Altmeister „Joachim Witt“ betrat die Bühne und konnte vom ersten Ton an die schwarzen Seelen von sich und seiner Qualität überzeugen. Der krönende Abschluss dieses umjubelten Konzertes bildeten „Der Goldene Reiter“ sowie „Die Flut“. Ein wirklich seltenes Vergnügen wurde damit dem geneigten Besucher ermöglicht. Die Party ging weite rund wer bietet sich da besser an, als die Jungs von „Apoptygma Berzerk“? Mit ihren eher elektronischen Klängen schaffen die Jungs es immer wieder zu überzeugen und auch dieses Mal wurde die Band gefeiert und zelebrierte eine Feier gemeinsam mit ihren Fans.

Mit ihrem Album „Terlingua“ erzeugte die Band „Mono Inc.“ Unter ihren Anhängern eher zwiespältige Reaktionen. Vielleicht war dies der Grund, weshalb man eher auf ältere Stücke vertraute und wie auf dem Hexentanz Festival 2015 außer dem Track „Tag X“ keinen weiteren neuen Song darbot. Bei „Symphony of Pain“ oder „Gothic Queen“ fühlten sich dann doch wieder alle Besucher wohl. Emotionaler Höhepunkt war „Voices of doom“, das von den Fans lauthals mitgesungen wurde.

Nachtmahr auf dem M'era Luna 2015 An kritische Reaktionen hat man sich dagegen im Hause „Nachtmahr“ schon fast gewöhnt und so war es auch keine große Überraschung, dass die AntiFa Niedersachsen zur Störung des Konzertes aufrief. Allerdings war bis auf einen Banner kaum etwas davon zu merken. Der Hangar musste sogar geschlossen werden, so groß war der Andrang. Nachtmahr überzeugten durch eine grandiose Show, sodass sich sogar vor dem Übertragungsbildschirm vor dem Hangar einige Tanzgruppen bildeten. Mit Songs wie „Feuer frei“ oder „Liebst du mich“ zeigten die Jungs, wofür sie stehen.

Ruhiger und geschichsträchtiger wurden es bei den „Einstürzende Neubauten“. Sicherlich gelten die Berliner als Wegbereiter einer ganzen Generation, denn schließlich experimentierte kaum eine andere Band in dieser Weise mit Klängen und Tönen. Die Stimmung war ehrfurchtsvoll und besinnlich. Sicher kein Konzert zum Durchdrehen, trotzdem sehenswert. Diese Darbietung wird den Fans wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.

nightwish-mera_luna_2015-17 Der ganz große Name dieses Festivals stand jedoch noch aus: „Nightwish“. Mit ihrer neuen Sängerin Floor und dem kürzlich erschienenen Album konnte man sowohl bei Kritikern als auch Fans punkten. Schon nach den ersten Akkorden war klar, was den Besucher erwartete. Von überall regnete es Pyro-Effekte, meterhohe Feuersäulen schossen den Fans entgegen und hinter der Band sorgte eine Nebelmaschine für unglaublich kraftvolle Effekte. Floor’s Stimme konnte auf ganzer Linie überzeugen und auch die restliche Band lieferte eine hervorragende Arbeit ab. Neben den neuen Songs „Weak Fantasy“ und „Endless forms most beautiful“ konnte die Setliste auch mit älteren Songs wie „She is my sin“ oder dem grandiosen „Amaranth“ auftrumpfen. Emotionaler Höhepunkt war zweifelsohne „Ghost love Score“, ehe mit „last ride of the day“ das Konzert sein fulminantes Ende fand.spielbann-mera_luna_2015-4 Ein beeindruckender Schlussakkord, der auch zeitgleich das Ende des M’era Lunas markierte.

Fazit: Die Neuerungen, wie das bessere Ausschildern der Food-Stände oder die neue Geländeaufteilung konnten überzeugen. Die Bands zeigten sich alle in bester Spielfreude und auch die Fans waren feierwütig. Neben dem Bühnenprogamm machen insbesondere die Fans dieses Festival einzigartig, die immer wieder durch neue Verkleidungen und Ideen die schwarze Szene zum Leben erwecken. Das M’era Luna Festival ist nach wie vor ein solides Festival, das aber bei der An-und Abreise auf dem Campingplatz noch Verbesserungsbedarf aufweist. Ansonsten kann man dieses friedliche Treffen nur weiterempfehlen.

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