Mono Inc. - Terlingua Mit Terlingua veröffentlichen Mono Inc. am 22. Mai ihr 8. Album, das, ganz im Trend liegend, in diversen Editionen erscheinen wird. Bereits mit ihrem letzten Album Nimmermehr stießen Mono Inc. bei mir nicht wirklich auf Gegenliebe, aber wenn Martin Engler „das bisher reifste Album […] und in Summe auch das rockigste der Bandgeschichte“ ankündigt, muss ich natürlich der Sache auf den Grund gehen.

Der erste Eindruck ist jedoch erstmal ernüchternd: Bunt, hell und freundlich sind sie geworden, die Monos. Vorbei scheinen die Zeiten der düsteren Motive, der martialischen Artworks zu sein. Lässig lehnt Martin an einem einsamen Gatter irgendwo in der Wildnis, die Finger wie zum Gruß an die Krempe seines Cowboyhuts gelegt.

Hell und freundlich geht es auch auf dem Album los, „Mondschein“ ist ein astreiner Popsong aus der Retorte. Noch ein paar Gitarrenriffs und etwas Synthie-Gedudel über die „Reim dich oder ich fress dich“ Lyrics legen, fertig ist der Opener zum neuen Mono Inc. Album. Mit „Never-Ending Love Song“ geht es weiter. Der Song könnte gut einem der älteren Alben entstammen, dem man allerdings eine gehörige Portion Weichspüler verpasst hat.

Stumpfer Beat, Synthie-Gedudel, banale Lyrics – hatten wir das nicht schon? Macht nichts, was einmal klappt, klappt sicherlich auch noch ein zweites Mal. „Heiland“ ist so ein Stück, bei dem man sich nur kopfschüttelnd fragen kann, was da eigentlich schief gelaufen ist. Ich bin geneigt es auf die Hitze zu schieben oder auf zu viel, zu wenig oder zu schlechten Alkohol – denn die einzige plausiblere Begründung wäre für mich, dass dieser Song tatsächlich auf den offensichtlichen Mainstream-Bedarf zugeschnitten wurde.
It never rains“ besticht durch drei Fakten: Eine unglaublich monotone Bassline, die – in Hinblick auf Musik und Texte – quälend lange Spieldauer von etwas über sechs Minuten (was man als Analogie zu langen Dürreperioden verstehen könnte), sowie den inflationären Umgang mit dem namensgebenden Part („it never rains“), der es in diversen Variationen ganze 31 Mal in den Song geschafft hat.

Stumpfer Beat, Synthie-Gedudel, banale Lyrics – willkommen bei „Tag X„. Der Song der passend zum Hexentanz Festival veröffentlicht wurde hat durchaus Ohrwurmpotential.

Eine erste Abwechslung erwartet den Hörer mit „118„, der in einem getragenen, beinahe schon melancholischen Soundgewand daherkommt und eine wirkliche Überraschung darstellt.
Mächtige Gitarrenriffs reißen einen dann aus den Gedanken, denn „Die Noten Deines Lebens“ knüpft musikalisch an After the War (2012) an. Auch „Still“ wagt einen Abstecher in die Vergangenheit und holt den Mono Inc. Sound zurück, den ich bisher so vermisst habe. Schade, dass solche Stücke inzwischen die Ausnahme darstellen und der uniforme, massenkompatible Sound dominiert.
Ghost Town Gates“ schaltet einen Gang zurück. Das getragene Pianostück ähnelt „In The End“ und wird vermutlich auf der kommenden Tour ähnlich präsentiert.

An klaren Tagen“ glänzt durch einen unfassbar banalen Text, der sich irgendwo zwischen Helene Fischer und Unheilig im Jahr 2015 ansiedelt und in etwa dem musikalischen Niveau einer Schlagerparty entspricht, gepaart mit einem beliebigen Copy-Paste-Soundgewand – fertig ist der Tiefpunkt des Albums.
Wer diesen unerträglich schmalzigen Song überstanden hat, braucht dringend eine Pause – leider sind die 35 Sekunden Western-Ambient-Sound von „Emory Peak“ weder lang noch geeignet genug, den Kopf wieder frei zu bekommen.

Auch wenn „Love Dies“ ziemlich treffend meine Beziehung zu dieser Band widerspiegeln würde, so folgt mit „Love Lies“ doch noch eine wirkliche Überraschung, die mir die Freudentränen in die Augen treibt. Ein treibendes, rockiges Stück, ganz im Stil der 2010-2012er Alben. Sie können es doch – es muss also am Wollen liegen.
Der Titeltrack „Terlingua“ steht an vorletzer Stelle und ist in jeder Hinsicht Durchschnitt. Solider Pop-Rock, einfacher Text – genau das richtige zum Mitklatschen und Hüpfen.
Mit „Study Butte“ schließt das Album überraschend ruhig. Vor dem geistigen Auge reitet die Band gemächlich in den Sonnenuntergang und lässt die Ranch zurück. Und sicherlich auch den ein oder anderen enttäuschten Fan.

Womit wir beim Ende wären.

 

Mono Inc. – Terlingua – Fazit

Als Fan der ersten Stunde fiel es mir nicht leicht, diese Rezension zu schreiben. Das, was Mono Inc. hier abliefern ist ein bis zum letzten Takt durchgeplantes Album ohne Ecken und Kanten, das ohne Frage aufwändig produziert wurde und von technischer Seite keine Wünsche offen lässt.

Trotzdem enttäuscht mich Terlingua auf ganzer Linie, denn Mono Inc. gehen den Weg, den sie mit Nimmermehr 2013 eingeschlagen haben, konsequent weiter: Alles habe ich so oder so ähnlich schon hundert Mal von anderen Bands auf anderen Alben gehört, richtige Innovation vermisse ich ebenso wie den bekannten Mono Inc. Sound nahezu völlig. Das, was Mono Inc. bis vor einigen Jahren ausgemacht hat – der unverwechselbare, rockig-dunkle Sound, die eher düsteren Texte – ist Vergangenheit. Bis auf zwei, drei Songs, bei denen man eben diese Vergangenheit deutlich heraushört, könnte das Album auch von jeder anderen Band stammen. Vielmehr arbeiten Mono Inc. nach einem bewährten Schema mit austauschbaren Texten vor einer immer ähnlichen Soundkulisse. Tiefgang? Fehlanzeige. Mit Terlingua wird massenkompatibler Einheitsbrei unter der Marke „Mono Inc.“ abgeliefert, der sich letzten Endes gut verkaufen wird. Und es wirkt leider so, als käme es nur noch darauf an.

Martin singt: „Du lebst nur in Erinnerung, weil früher alles rosig war.“ („Tag X“) Nein, rosig war es früher nicht. Aber eure Musik hat mir im Gegensatz zu heute gefallen.

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Matthias Irrgang
Von Anfang an dabei, lag mein Hauptaugenmerk zunächst vor allem auf der technischen Realisation des Magazins. Inhaltlich habe ich mich über die Jahre vom Allrounder weg, hin zu den Bereichen Konzertfotografie und Newsredaktion entwickelt. Man trifft mich regelmäßig vor den Bühnen diverser Clubs in NRW, sowie auf meinen Pflichtfestivals (M'era Luna, Amphi Festival).