Unter dem bescheidenen Titel Deep Purple in Concert versteckte sich ein kleines Minifestival mit Deep Purple, Accept, Uriah Heep und Nestor, auf das ich schon Wochen im Voraus hin fieberte. Am 28.07.22 war es dann endlich soweit und bereits am Nachmittag öffnete der große Vorplatz der Eishalle Hakametsä seine Pforten.

Nestor - 27.07.2022 - Tampere Für mich begann der Nachmittag bereits mit einem Knaller: Nestor. Bisher hatte ich die Band noch nie live erlebt, obwohl sie schon seit Langem immer wieder auf meine Spotify Playlisten einschlich. Die Jungs ließen sich nicht lumpen und starteten direkt mit ihrem größten Hit On The Run. Die Nummer ging direkt ins Ohr und die Beine und auch im Publikum gab es schnell kein Halten mehr. Kids In A Ghost Town und Stone Cold Eyes gesellten sich nur kurze Zeit später dazu. Gerade der charismatische Sänger Tobias Gustavsson lieferte eine tolle Show, sparte aber auch nicht an Geschichten zwischen den Nummern. Insgesamt fetter Stadion Rock mit einem Hauch Selbstironie.

Uriah Heep - 27.07.2022 - Tampere Im Laufe des Nachmittages füllte der Platz sich stetig weiter, denn nach ca. 30 Minuten Umbaupause, rockten die Dinosaurier von Uriah Heep ordentlich ab. Ich hatte die Jungs vor mehr als 10 Jahren mal in Flensburg in einem kleinen Club gesehen, aber an diesem Abend hauten sie mich echt aus den Socken. Bereits bei der Eröffnungsnummer Grazed By Heaven spielten sie als hätten sie sich gerade gegründet. Die dritte Nummer Gypsy war dann einfach nur der Kracher. Wie der Frontmann Bernie Shaw schaurig-traurige Liebesgeschichte sang, wusste man bald nicht mehr, ob man weinen oder total abrocken sollte. Natürlich durfte auch Lady In Black nicht fehlen und das Publikum sang begeistert in langen „Aaah“-Chören mit. Der Rauswerfer Sunrise begrüßte dann die Sonne, die sich hier passend hinter den Wolken hervortraute. Ein absolut geniales Konzert Band mit mehr als 50 Jahren geballter Bühnenerfahrung.

Accept - 27.07.2022 - Tampere Nach Uriah Heep ging es mit Accept weiter. Die etwas jüngere Band um den „neuen“ Frontmann um Mark Tomillo gab auch ab dem ersten Lied alles. Mit Zombie Apocalypse brachten sie direkt die 6000 Zuschauer zum Singen und Springen. Auch der relativ frische Hit Overnight Sensation durfte nicht fehlen, bevor es (endlich) tief in den Plattenkeller ging. Mit Princess Of The Dawn bewiesen sie, dass der Gitarrist Wolff Hoffmann es noch immer draufhat und auch der neue Frontmann zumindest teilweise in die Fußstapfen von Udo Dirkschneider treten kann. Na ja, eine Band mit 3 Gitarristen ist schon krass, und wenn sie dann auch noch, wie hier der Fall, gemeinsam gut klingen, macht diese Konstellation schon einiges her. Nebst Musik gab es immer wieder fettes Posing, was nicht nur die Fotograf:innen freute. Auch das zwei Lieder später gespielte Metal Heart ließ den Rockgeist der 80er noch einmal richtig aufleben. Darauf folgte das etwas neuere, hoffentlich ironisch gemeinte Teutonic Terror, bei dem das Publikum fröhlich im Refrain „Kill with the axe“ mitsang. Als letzten Song gab es den Kracher Balls To The Wall. Auch hier schmetterte das Publikum in langen Chören den Refrain mit. Auch ein Hammerkonzert.

Deep Purple - 27.07.2022 - Tampere In der nächsten und letzten Umbaupause konnte man, wie sich das in Finnland gehört, neben Bier auch Kaffee und Kuchen kaufen, um sich nochmal zu stärken. Denn jetzt war es Zeit für den Headliner, die Altrocker von Deep Purple. Als Opener gaben sie im wahrsten Sinne des Wortes direkt Vollgas. Im Bühnengraben befürchtete man kurz, dass die Stimme von Ian Gillan angeschlagen war, da der Sound des Gesangs plötzlich ziemlich schlecht war. Das Problem stellte sich glücklicherweise schnell als ein technisches heraus und wurde nach dem zweiten Lied gelöst und so hämmerten nicht nur die Instrumente, sondern auch Ians Stimme kräftig aus den Boxen. Überrascht hatte mich ein neues Gesicht auf der Bühne – vor Kurzem wurde der Gitarrist Steve Morse (der sich entschlossen hatte, seiner Frau beim Kampf gegen den Krebs beizustehen) durch Simon McBride ausgewechselt. Auch der neue Mann an den Saiten verstand sein Handwerk und wirbelte ordentlich auf der Bühne herum. Ein weiteres neues Feature des Auftritts waren mehrere Kameras über den Tasten von Don Airey. Das war wirklich genial, denn sonst versteckte sich der Meister immer gerne hinter großen Keyboards und Orgeln. Nun konnte man ihm endlich mal auf die Finger schauen. Ein wirklich grandioses Spiel gab es beim vierten Song Nothing At All, große Emotionen von allen Mitgliedern der Band dann beim Klassiker When A Blind Man Cries. Die Bandmitglieder gönnten sich daraufhin eine wohlverdiente Verschnaufpause, in der Don ein Solo auf den Tasten abfeiern konnte. Wirklich ein Meister seines Fachs. Danach folgten Perfect und Spacetrucking. Und dann?! Ja, der Megahit Smoke On The Water. Hier begann es passenderweise ordentlich zu schütten, was den Fans jedoch völlig egal war. So harrten wir aus und alle sangen fröhlich bei Hush mit bei dem Don noch mal ordentlich über die Tasten fetzte, während Roger Clover ein zerreißendes Basssolo abfeuerte. Der Rauswerfer war dann Black Night. Hier gaben Fans und Band nochmal alles und der Abend endete mit einem musikalischen Höhepunkt ohne dass echtes Feuerwerk, Flammen oder Konfetti abgefeuert werden musste. Im Regen erfolgte dann der geordnete Rückzug.

Fazit: Alles in allem war es ein grandioser Nachmittag/Abend mit 3 Bands die seit vielen Jahrzenten auf der Erde rocken, plus der relativ jungen Band Nestor, die sich nach einer Pause zurück meldeten.

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