Vor kurzem habe ich die LP A Collection of Great Dance Songs von Pink Floyd erhalten – Sie ist eine Art Best of Album. Heute bekam ich ein weiteres Album der legendären Band aus der Serie der Neuauflagen sämtlicher Platten, remastert und auf schwerem Vinyl.
Wieder handelt es sich um eine Sammlung der wichtigsten Songs. Viele davon habe ich bereits bei der Rezension der Einzelalben unter die Lupe genommen. Doch dieses Mal ist es ein Livealbum Pink Floyd – A Delicate Sound Of Thunder. Es sind Livemitschnitte der legendären A Momentary Lapse of Reason Tour 1988.
Legendär war auch der gewaltige Aufwand für Technik und Bühne der ja auch transportiert werden musste.
Artwork: Der Mann behangen mit Glühlampen im Vordergrund schaut auf einen anderen mit Tauben besetzt und das in einer Gebirgslandschaft mit See. Hier ist Raum für Interpretation. Auch der Titel und Pink Floyd sind aufgedruckt. Die Innenseiten werden in voller Breite von dem riesigen Bühnenbild mit dem großen Leinwandrad ausgefüllt. Auf der linken Seite sind winzige Fotos der Musiker rechts die Namen der Mitwirkenden abgedruckt. Hinten gibt es die Titel in Kurzform und ein Foto mit Affenbrotbäumen und Männern davor …?
Die Platten werden in bunt bedruckten Einlegern verwahrt. Jede Seite hat einen großen Kreis und ist einzeln mit Pink, Floyd oder LIVE in großen Buchstaben gedruckt. Die eingestreuten Bühnenbilder bzw. Künstlerfotos sind viel zu klein um was zu erkennen.
Bei diesem Artwork das grafisch perfekt gestaltet ist, vermisse ich viele Informationen zum Konzert selbst, Entstehung der Aufnahmen, den Künstlern, selbst Titellängen fehlen. Es gibt keine Informationen auf welchen Platten die Titel zuerst veröffentlicht wurden. Aber dafür gibt es ja noch das Internet und die anderen eigenen Platten.
Tonqualität: Es wurde bei der Aufzeichnung großer Aufwand betrieben. So war gutes Material für das Überarbeiten für die Neuauflage vorhanden. Das Ganze dann auf 180er Vinyl gepresst gibt ein perfektes Klangerlebnis. Im Übrigen liegen die schweren Vinylplatten stabil auf dem Teller und verziehen sich beim Lagern nicht.
Musik: Die Platte wird von einem meiner Lieblingsstücke Shine on You Crazy Diamond (Part 1-5) (aus Wish You Were Here 1975) eröffnet. Ganz sacht streicht die typische Melodie aus dem Lautsprecher. Erst nach und nach werden die Keyboards und Gitarren lauter und nachhaltiger. Der Text erinnert an die vergangene Jugend, dem Traum und das was dann im Leben draus wird. Es soll auch eine Mahnung gegen Drogen darstellen. Fantastisch sind auch die live Gitarrensoli von David Gilmour in diesem langen Stück. Ebenso vertieft ein Saxophonsolo die Liveatmosphäre.
Learning to Fly (aus A Momentary Lapse of Reason 1987) ist noch richtig durchgängig „handgesungen“ mit schöner Melodie, ein Lied eben. Cockpitverständigung und Fluggeräusche sagen zusätzlich worum es geht. Gilmour selber Pilot nimmt das Fliegen als Gleichnis für den Neustart.
Grummeln im Hintergrund und düster malt Yet Another Movie (aus A Momentary Lapse of Reason 1987) die Musik. Ebenso düster und kryptisch ist auch der Gesang. Der schwingende Sound geht nahtlos zu Round and Around als kurzen Abschluss über.
Wieder ist eine Seite Pink Floyd gespielt.
Nun hört man auch mal das Publikum jubeln zu den krassen Gitarren der Band und zum starken Gesang von Sorrow (aus A Momentary Lapse of Reason 1987). Der Gesang ist kraftvoll aber düster der Text und trotzdem ein starker Titel. Live kommt es viel krasser rüber als auf der Studioaufnahme.
Jetzt ist das Publikum erwacht, sogar Pfiffe hörte man als gewaltige Drums zu The Dogs of War rufen. Gitarrensoli und ein Frauenchor unterstützen den starken Sänger als Gegengesang (Antifon). Ein geiles Saxophon mischt die klassische Rockmusik aus Gitarren und Drums auf.
On the Turning Away (aus A Momentary Lapse of Reason 1987) ist sehr melodisch und hört sich fast wie eine alte englische Volksweise an. Live kommen die Musikparts besser raus, auch das Volk hört man zwischendurch mal Pfeifen. Wie auch in der Rezension der Studioplatte ist das einer meiner Lieblingssongs.
Eine weitere Platte wartet darauf gehört zu werden. Dadurch, dass die Titel in der Liveversion voll ausgespielt werden, ist auch etwas mehr Platz nötig.
Ein Gitarrenrhythmus hämmert zu Klängen von Elektropop. One of These Days (aus Meddle 1971) ist ein Intrumentalstück bis auf einige verzerrte Horrorstimmen.
Weckerklingeln läutet den bekannten Song Time (aus The Dark Side of the Moon 1973) ein. Schöner Rhythmus, schöner Text was soll man noch sagen.
Die Fans melden sich wieder als die Kasse klingelt. Die Inszenierung von Money (aus The Dark Side of the Moon 1973) ist live besser und wird ausreichend durch Intrumentalteile sowie Chor und Sänger zelebriert.
Die ersten Töne reichen damit das Publikum den Song erkennt. Another Brick in the Wall (aus The Wall 1979) ist die Hymne, die viele Menschen aus meiner Umfeld begleitet hat bis 1989 (zum Fall der Mauer). Hier ist eine sehr gut ausgerollte Liveversion und wird mit Jubel belohnt.
Also drehe ich die Platte für die letzte Seite.
Zur Gitarre ganz wie ein Singer-Songwriter performt David Gilmour das Lied Wish You Were Here (aus Wish You Were Here 1975) eingelagert in Gitarrenparts und mit Jubel beendet.
Comfortably Numb (aus The Wall 1979) ist hier als Anfrage des Arztes an das Innere eines Introvertierten Menschen den man nicht mehr erreicht und abzudriften droht, zu verstehen. Das Ganze ist in heftige Gitarrensoli eingebettet.
Run Like Hell (aus The Wall 1979) ist ab und zu fast so flüssig wie Schlager mit seinen Elektrobeats. Das gut eingesetzte Schlagzeug hackt den Song der eigentlich einen vom Verfolgungswahn Getriebenen zeigt. Gitarren fixieren den abgehackten Rhythmus der an Hämmer und Stiefel erinnert. Mit Jubel schließt die Platte.
Fazit: Live ist live. Der perfekt durchgestylte Studiosound der Alben ist hier der Räumlichkeit gewichen. Der Sound hört sich viel breiter und voller, dazu kommen die Reaktionen des Publikums. Natürlich bei Pink Floyd kurz und nicht wie bei Livealben einiger anderer Bands mit minutenlangem Mitsingen und Jubel. Auch gibt es keine Ansprache an das Publikum zu den Titeln. In den gut ausgespielten und arrangierten Stücken der Liveversionen kommen die Songs exzellent zum Tragen.
Live ist Pink Floyd ein Genuss. Der große technische Aufwand für die Show hat sich gelohnt.
Ich kann dieses Album nur empfehlen, ist ja bald Weihnachten.