Harpyie - Willkommen im Licht

Es gibt ohne Zweifel eine Flut an Mittelalter-Bands. Um aus der Masse herauszustechen, muss man schon was Besonderes an sich haben. Ein solches (seltenes) Musterbeispiel ist Harpyie. Benannt nach einer geflügelten Sagenfigur streifen Mechthild und ihre Mitstreiter durch die Lande und hinterlassen überall die pure Begeisterung.

Mit einem epischen Intro namens „Aus dem Schatten“ beginnt die zweite CD von Harpyie und man sich schon die Live-Präsenz vorstellen. Im Anschluss geht es dann mit dem Song „Der letzte Held“ gleich in die Vollen. Definitiv härter als die Konkurrenz, dabei aber nicht bierernst, was auch die Zusammenarbeit mit dem Hauptmann von Feuerschwanz beweist. Ein sehr gelungenes Stück, das die Herzen der Mittelalter-Metaller höher schlagen lassen wird. Die Haare können bei „Wir sterben nie“ auch gleich offen bleiben. Ein treibender Beat, dazu die melodische Untermalung mit dem Dudelsack, was braucht man mehr? Der Text spricht für sich selbst und sollte in kürzester Zeit zu einem der Publikumslieblinge avancieren. Ein Break, der sich gewaschen hat und geradezu zum Headbangen einlädt gehört genauso zu diesem Song wie ein ohrwurmverdächtiger Refrain.

Eine weitere Hymne präsentieren uns die Harpyien mit „Ausgebrannt“. Eine schöne Beschreibung der Hexenverbrennung, gekonnt eingefangen und stimmungsvoll umgesetzt. Die erste Auskopplung „Blutsbrüder“ folgt auf dem Fuße. Eines der aufwendigsten Videos im härteren Bereich wurde dafür gedreht und jagt dem Zuschauer einen eiskalten Schauer über den Rücken. Der Song ist im Refrain-Teil etwas ruhiger, als passender Gegensatz werden die Strophen mit voller Kraft gespielt. Einer der Songs, die Bands unsterblich machen. Wirklich grandios und einer der Höhepunkte auf einem extrem starkem Album. Die Hüter der Winde erzählen mit „Diese eine Nacht“ eine Geschichte, wie sie wohl jeder schon mal erlebt hat. Eine Begegnung, die unverhofft passiert und man sich fragt, wo die Seelenverwandte so lange Zeit war und plötzlich ist alles ganz leicht. Atmosphärisch und textlich perfekt vertont, besser kann man es nicht machen.

Der Song „Samson und Deliah“ ist der schwächste Beitrag auf diesem Album. Orientalisch anmutende Klänge machen das Stück zwar ungewöhnlich, aber es rockt nicht so richtig. Im Hause Harpyie kann man aber nicht nur draufhauen und so folgt die Ballade „Mädchen im Wasser“. Der nachdenklichste und tiefste Song des Albums. Sehr gelungen und ein Highlight in jedem CD Regal. Diesen Song muss man einfach hören, er ist einfach zu schön für profane Worte. „Antarktika“ rockt dagegen derbe los. Die Eiszeit als Chance ist auch eine neue Perspektive, wirklich außergewöhnlich. Allerdings zeigt auch die Songstruktur einiges an Kreativität, die man bei den anderen üblichen Verdächtigen vergebens sucht. Ein geniales Stück Musik, das uns hier präsentiert wird. Man spielt gern mit den verschiedenen Subgeneres und so kam „Jericho“ heraus, ein Song, der an gute Crossoverbands aus den 90ern erinnert. Harte Gitarrenriffs treffen auf ungewöhnliche Bässe und schnell gesprochenen Gesang, da werden Erinnerungen an die H-Blockx oder Guano Apes wach. Ein weiteres Liebeslied ist „Anna Marie“. Ruhig und sanft brennt sich der Refrain in eure Gehörgänge ein und lässt euch nicht mehr los. Gewohnt heavy und knallhart geht der Song in die letzte Runde und wechselt selbst im Endabschnitt noch mehrmals das Tempo.

Da Mechthild und die Jungs wissen, was sie ihren Fans zu verdanken haben, haben sie prompt einen Song für ihre Fanschar geschrieben. Die Auskopplung hört auf den Namen „Sturmvögel“ und hat nicht zuletzt durch das Video für viel Gesprächsstoff gesorgt. Der Song ist definitiv ein Lied, das selbst die lahmste Party auf Touren bringt. Der Refrain sollte auf den kommenden Konzerten zum Schlachtruf werden und die Band in ungeahnte Höhen befördern. Mit dem Titelsong „Willkommen im Licht“ entlässt uns die Band in die harte Wirklichkeit. Sozialkritisch, aber dennoch optimistisch zeigen sich die Harpyien und rocken alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt. Die Melodie wird vom Dudelsack getragen, die harten Gitarren machen den Sack dann zu und man bekommt einen anständigen Metalsong präsentiert.

Fazit: Es kommt die dunkle Jahreszeit, da kann ein Lichtstrahl ja nicht schaden. In diesem Fall ist es ein gleißendes Licht, dass uns Harpyie bringt. Ein extrem starkes Album, das durchgängig punkten kann und auch Fans begeistert, die nicht so viel mit Mittelalterrock zu tun haben. Ein wirklich gelungenes Stück Musik, das zweifelsohne als Referenzwerk gesehen werden kann. Da bleibt dem Zuhörer nur noch übrig, die Flügel auszubreiten und es in die Welt herauszuschreien.

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