Tag 3 11.07.15
Der dritte und letzte Tag des Rockharz sollte es noch mal so richtig in sich haben. Das Wetter drehte noch mal richtig auf, die Sonne glühte schon den ganzen Vormittag und holte gegen Nachmittag noch mal alles aus dem Heizer. Ab und an verpasste die Feuerwehr den schwitzenden Festivalgästen eine willkommene Abkühlung mit dem großen Schlauch. Dazu hatte der Eismann heute wirklich alle Hände voll zu tun.

Als erste Band sahen wir uns Die Apokalyptischen Reiter an. Die Band ist seit vielen Jahren willkommener Gast auf dem Festival und ließ es auch in diesem Jahr so richtig krachen. Beim ersten Song „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ kam der Sänger Fuchs in einer Uniform aus längst vergangenen Tagen (Zeit des 2. Weltkriegs) auf die Bühne. Bereits ab dem zweiten Song trat er aber in fröhlich bunter Montur auf. Die akrobatischen Einlagen, die die Reiter erst so richtig berühmt gemacht hatten verkniff sich der Fuchs bei diesem Auftritt. So kletterte er nicht, wie noch vor einigen Jahren, auf den Bühnenrand oder jonglierte mit dem Mikrofon. Doch immerhin erklomm er bei „Revolution“ mit einer Hebebühne etwas den Bühnenrand. Insgesamt fand ich den Sound der Band deutlich härter, da unter anderem durchgehend eine Double-Base durch jeden Song hämmerte. Gegen Ende des Konzerts ließ die Band noch eine hübsche Brockenhexe auf einem Schlauchboot über das Publikum fahren. Das Konzert war wirklich ein großer Spaß für alle. Dazu gab es noch einige große Publikumsbewegungen, die wirklich jeden Gast der ersten 20 Reihen zu schwitzen brachten. Es war einfach Amok pur und nichts für schwache Nerven.

Darauf folgte The Black Dahlia Murder. Ihre Musik ist mit fettem Geknüppel vom ersten bis zum letzten Ton am besten zu beschreiben. Leider war dies nicht ganz mein Geschmack, doch der Großteil des Publikums war hellauf begeistert und schwang das Haar nur so.

Eluveitie räumte dann noch einmal mit meinen Vorurteilen auf. Denn als ich die mittleralterlichen Instrumente an den hübschen Damen sah, dachte ich, jetzt kommt fröhliches Gauklergedudel. Doch weit gefehlt – Mit fettestem Melodic Metal gab es ordentlich was auf die Ohren. Also nichts mit fröhlichem Gesang über brave Einhörner. Nein – Es hämmerte nur so aus den Lautsprechern und ich schien einer der wenigen zu sein, der die Band nicht kannte. Ein Großteil der Fans wippte und Sang freudig mit. Dazu ging es vor der Bühne wie in einem Hexenkessel ab.

Wir nutzten die Zeit zwischendurch noch einmal für eine Runde über den Platz. Wirklich großen Respekt an alle Gäste. Es wurde sich brav an der Autogrammstunde angestellt und auch bei glühender Hitze war die Stimmung am Eisstand entspannt. Hier ging es deutlich friedlicher zu als an manchem Strand.

Nach einer kurzen Entspannung und Erfrischung ging es auf der Bühne wieder heiß her. Soulfly knüppelten nur so drauf los. Überrascht war ich über den jungen Bassisten. Er wusste was er tat und passte perfekt in die Band, wirkte irgendwie nur extrem jung. Im Laufe des Konzertes stellte sich heraus, dass es der Sohn des Frontmanns ist. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, auch der Sohn hat es eben drauf. Neben einigen eigenen Songs, gab es auch Klassiker wie „Refuse/Resist“ und „Roots Bloody Roots“ auf die Ohren. Auch hier tobte die Masse und es gab einen Circle Pit nach dem anderen.

Mit Cradle Of Filth wurde es bereits vor Sonnenuntergang sehr sehr dunkel. Der Sänger Dani Filth scheint wirklich von der Musik besessen zu sein. Er schien auch sehr interessiert in die Umgebung des Festivals, denn er erwähnte mit düsterer Stimme, dass er sehr von der sagenumwobenen Gegend beeindruckt war. Zwischen tiefen düsteren Gesang gab es immer wieder Gekreische vom Frontmann – um ehrlich zu sein ist, das nicht die Musik, die ich zu Hause auf dem Sofa hören würde. Doch live ist es wirklich ein Erlebnis, die Band zu hören.

Kurz vor Ende des Festivals folgte noch eine kurze Ansprache des Veranstalters. Hier wurde sich noch einmal für die langen Wartezeiten bei der Anreise am Mittwoch entschuldigt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Versprechen von einem neuen Anreisekonzept sehr gut umgesetzt werden wird.

Dann folgte endlich Dream Theater. Dem Veranstalter nach die geilste Progressive Metal Band des Planeten. Ich kannte die Band schon von unzähligen Alben, die auch teilweise perfekt in Surround abgemischt sind. Man merkte von den ersten Tönen an, dass jeder der Musiker sein Handwerk perfekt versteht. Auch das klangliche Gesamtbild passte perfekt. Leider ist die Musik so perfekt, dass es teilweise live schon fast überladen und steril rüberkommt. Ich war dennoch unglaublich beeindruckt. Der Keyboarder Jordan Rudess spielte auf einem schwenkbaren Synthesizer und bei manchen Songs griff er auch zu einer tragbaren Miniversion. Die Finger flogen nur so über die Tasten und das Spiel war genial wie von der CD. Auch der Schlagzeuger Mike Mangini schien seinen ganzen Hausstand mit auf die Bühne genommen zu haben. So konnte man ihn kaum hinter seinem Instrument erkennen, doch dafür umso besser hören. Der Sänger James LaBrie beeindruckte durch eine gewaltige Stimme und zog durch große Gesten das Publikum in seinen Bann. Für mich erfüllte sich der lang ersehnte Wunsche meine Helden live zu sehen.

Als unsere persönlichen Rausschmeisser fungierte die vorletzte Band Trollfest. Der Platz hatte sich bereits bei Dream Theater zum Teil geleert und auch immer mehr Menschen traten den Heimweg an. Wir genossen jedoch noch einige Songs der der norwegischen Spaßkombo. Neben einigen eigenen Songs gab es auch herrliche Covernummern. So spielten sie unter anderem Toxic von Britney Spears. Während die hart gesottene Partymeute vor und nach der Bühne erst richtig loslegte mit feiern, traten wir müde und zufrieden den Heimweg an.

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