Tag 2
Unser zweiter Tag sollte der längste Tag des Festivals werden, denn wir hatten uns ein ordentliches Programm zusammengestellt. Als wir auf dem Platz ankamen spielten Delain gerade ihre letzten Takte, die wir uns natürlich noch anhörten. Die Sängerin Charlotte Wessels hat wirklich eine Stimme zum Niederknien und stellte dies auch bei dem letzten Song „We Are The Others“ unter Beweis. Schnell wurde uns klar, dass die Stimmung auch am zweiten Tag ungebrochen war. Die Sonne wagte sich noch mehr hervor und unser Co-Redakteur hatte sein Malzeug eingepackt. Mehr dazu in der Galerie.

Unsere „frühe“ Anreise hatte den Hintergrund, Betontod gegen 17:00 auf der Bühne zu sehen. Die Altpunker aus Rheinberg knallten von den ersten Tönen rein. Punkrock direkt ins Gesicht, dazu immer wieder politische Texte mit einer eindeutigen Haltung. Es gab unter anderem die Klassiker „Schwarzes Blut“, „Wir spielen keine Popsongs“ und „Kinder des Zorns“. Hier merkte man wirklich, dass Musik nicht nur der Unterhaltung dienen kann, sondern auch zum Nachdenken anregt. Als Rausschmeißer gab es dann aber den vergleichsweise stumpfen Song „Glück auf“ mit dem so passenden Refrain: „Wir müssen aufhören weniger zu trinken“. Dies sollte für viele das Motto des Abends werden.

Als nächstes schickten sich die feinen Herren von Coppelius an, die Bühne zu erobern. Ich hatte immer eine geteilte Meinung zur Band, denn ich war bereits mehrfach begeistert und dann auch wieder enttäuscht worden. Die heutige Show war fröhlich und bunt gestaltet, doch die Herren versuchten eine immer härte Metalschiene einzuschlagen und so wurden weniger ihrer skurrilen Retro-Songs gespielt, was mir eher weniger zusagte. Ihr Cover von Iron Maidens Killers konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Doch die Fans waren begeistert und nickten beim fröhlichen Getröte mit.

Retro ging es mit Blues Pills weiter. Ich hörte bereits vor dem Konzert im Graben von einem Mädel, dass 90% der Leute doch nur wegen der hübschen Sängerin hier seien. Naja die Sängerin ist wirklich heiß doch auch ihr Musikstil ist der Kracher. So gab es einen fetten 70er Jahre Hippie-Hendrix-Sound. Dazu gab die Frontfrau ihr bestes mit einem so fetten Blues Gesang, man könnte sie glatt mit dem jungen Joe Cocker vergleichen. Nur eben hübscher und mit weiblicher Stimme. Zwischendurch gab es ein paar entspannte Songs plus einiges an rockigem Material. Da ließen die dunklen Metaller sich gerne mal zum musikalischen Fremdgehen einladen.

„Klassisch“ ging es dann mit der Hardcore Band Biohazard weiter. Die Hardcore Band aus Brooklyn gibt es nun seit fast 30 Jahren. Leider gab es einige technische Probleme bevor die Altmeister ordentlich loslegen konnten. Die Geduld wurde dann aber mit einem brutalen Sound und fröhlichen Gespringe belohnt. Zwischendurch sprang Billy Graziadei einfach mal in den Bühnengraben. Beim altersmäßig bunt gemischten Publikum gab es kein Halten mehr. Neben vielen Crowdsurfern gab es einen fetten Moshpit und auch Circle Pits.

Mit Schandmaul ging es dann in ein völlig anderes Jahrhundert. Der Sänger Thomas Lindner entschuldigte sich bereits im Vorfeld mit den Worten „Wir können alles, nur kein Metal“. Dem Publikum war das egal und so dudelte der fröhlich rockig-poppig Mittelaltersound aus den Lautsprechern. Leider wurden die Ansagen zwischen den Songs immer länger und bei dem Titel „Der Hofnarr“ gab es eine Unterbrechung. Der Sänger hatte zu viel Sprudelwasser getrunken und plötzlich steckte im ein Rülpser im Hals fest, was meiner Meinung nach etwas zu lange und ausgiebig zelebriert wurde. Zwischen den viel zu langen Ansagen gab es aber tolle Musik, inklusive dem Song „Walpurgisnacht“. Dieser Songs passte natürlich auch toll in die geographische Lage des Festivals, denn der Hexentanzplatz liegt gleich um die Ecke und den sagenumwobenen Berg Brocken kann man vom Gelände aus sehen.

Weniger Gerede sondern Taten folgten mit Fear Factory. Die amerikanische Angst Fabrik startete direkt durch. Zum Leidwesen der Fotografen gab es kaum Licht auf der Bühne, es schien als ob der ganze Strom für die Verstärker gebraucht wurde. Der Bass hämmerte so, dass ich Angst hatte meine Hosen würde mir im Bühnengraben von den Beinen gefetzt. Die Musik war schon speziell doch die Stimmung gigantisch. Es traf persönlich nicht meinen Musikgeschmack, doch live sollte man die Band dennoch mal erlebt haben.

Danach folgte mein persönlicher Höhepunkt des Tages. Blackie Lawless trat mit seiner Kombo W.A.S.P. auf die Bühne. Zu Flammenwerfern und Nebelsäulen gab es fettesten 80er-Jahre Rock. Die Stimme des Frontmanns klang zwischendurch fast zu gut um für sein Alter wahr zu sein, aber egal – es war der Hammer. Es gab seine größten Hits wie „I Wanna Be Somebody“, „Wild Child“ und „L.O.V.E. Machine“. Der Altmeister ließ sich auch nicht davon beirren, dass er 25min zu spät auf die Bühne kam, die Zeit wurde einfach hinten angehängt.

Der Eisbrecher Frontmann Alexx verzieh Blackie die Verspätung ganz entspannt mit eine kurzen Kommentar. Er meinte dass W.A.S.P. echt großartige Musik machen und er die Band Ende der 80er im Vorpgramm von Iron Maiden gesehen hat. Neben der klassischen Poserbühnenshow gab es den guten Sound der neuen deutschen Härte. Die Fotografen bedankten sich bereits beim ersten Song in dem sie Rosen auf die Bühne warfen. Das Publikum schien am meisten angetan vom Song „Miststück“ bei dem wirklich der ganze Festivalplatz textsicher mitsang.

Als Rauswerfer traten Tanzwut auf die Bühne. Teufel trat zur später Stunde mit seinen Recken auf die Bühne. Der Platz leerte sich langsam, doch die Fans die blieben wurde mit einer spannenden Mischung aus Elektro, Rock und Mittelaltersound noch mal ordentlich durchgeschüttelt. Uns ging auch die Kraft aus und gemütlich schlenderten wir unter dem klaren Nachthimmel zum Ausgang, um Kraft zu tanken für den letzten Tag.

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