Bereits vor Festival-Beginn war das M’era Luna Festival 2019 mit etwa 25.000 Besuchern pro Tag ausverkauft. Auch die Tagestickets für den Samstag waren bereits vorab vergriffen.
Dies machte sich bereits bei der Anreise bemerkbar. Wer erst spät am Freitagabend ankam und über die lange Bahn des Flugplatzes Drispenstedt lief um noch einen Platz für Zelt und Pavillon zu ergattern, hatte mehr als nur schlechte Karten. Dicht gedrängt reihte Zelt an Zelt und ein Durchkommen war kaum möglich. Ein Teil der früheren Fläche dient in diesem Jahr als zusätzliche Parkmöglichkeit für Wohnmobile.
Gestiegen ist in diesem Jahr das Engagement für ein sauberes Festival, welches unter dem Motto „Grün ist das neue Schwarz“ stand. Weniger Plastik und Einwegprodukte, stattdessen mehr abbaubare Alternativen, Müllsortierung, sowie der schon bekannte Müllsack bei der Bändchen-Ausgabe zeigen, dass ein Umdenken stattfindet.
In diesem Jahr neu war aber auch ein neuer Service für die Besucher, denn neben der üblichen Duschen und WCs vor dem Infield gab es nun auch noch ein Make-Up Zelt, in dem sich Männchen und Weibchen gleichermaßen für das Festival vorbereiten konnten. Komplett ausgestattet mit Spiegeln, Stühlen, Ablagen, sowie gratis Haarspray, Trockenshampoo, Fön, Abschminktücher und allerlei anderen nützlichen Utensilien.
Wie gewohnt begann dann das diesjährige Mer’a Luna am Freitag Abend mit Workshops und Lesungen im Disco-Hangar um dann später in die Party überzugehen, die Besucher bis in die frühen Morgenstunden zum Tanzen einlud.
M’era Luna 2019 – Samstag
Bereits ab 10 Uhr begann das Programm mit Make-Up Workshop und dem Treiben auf dem Mittelaltermarkt.
Die Eröffnung des Festivals in diesem Jahr gebührte dann aber den Gewinnern des diesjährigen Newcomer Wettbewerbs, den Metallern von Null Positiv auf der Main Stage und der Londoner Synthie Pop Band Empathy Test im Hangar. Auch zum Beginn um 11 Uhr war schon recht viel los auf dem Infield, auch wenn sicher noch ein Großteil der Besucher mit schlafen, ankleiden, schminken und der üblichen Festival Rituale am Morgen beschäftigt waren.
Weiter ging es mit dann auf der Mainstage mit rockigen Klängen von Sündenklang, dem Neben
So langsam begann sich das Infield gegen halb eins immer weiter zu füllen, denn draußen war es Zeit für Ewigheim, die Thüringer Band, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird. Das Trio in Lederkluft erfand nach eigenen Angaben den „kitschfreien“ Goth Rock in Deutschland, und begeisterte damit das Publikum.
Mit Terrolokaust ging es im Hangar weiter, die erst im Juni ein neues Album herausgebracht haben, und hieraus das ein oder andere Stück präsentierten. Hier gab es dann ordentlich spanischen Industrial Rock auf die Ohren.
An der Mainstage ging es dann mit NDH und Stahlmann weiter. So langsam kam dann auch der letzte noch verschlafene Besucher in Fahrt und lies sich von harten Klängen mitreißen.
Im Hangar war jetzt die Zeit zum auspowern angebrochen, denn als Doppelschlag gab es zuerst Centhron und anschließend X-RX um mit harten EBM Sounds die Tanzwütigen so richtig in Fahrt zu bringen. Der Andrang für das Spektakel im Hangar war so groß, das es hier um diese frühe Zeit schon mehrfach zum Einlassstop kam. Aber das hinderte natürlich nicht, auch draußen vorm Hangar unter der großen Leinwand so richtig abzutanzen.
Draußen vor der Hauptbühne ging es inzwischen mit Alternativ Metal aus Schweden weiter. Die Deathstars, bekannt für harte Gitarren und Synths, rockten die schwarze Gemeinde ordentlich durch.
Umso härter war dann der Stilwechsel mit Corvus Corax, den Königen der Spielleute, die in der Mittelalterszene sehr bekannten Band. Seit 30 Jahren begeistern sie die Fans der mittelalterlichen Klänge, aber sie konnten trotzdem souverän ihr Publikum begeistern.
Wer zwischenzeitlich etwas entspannen wollte konnte sich im Disco-Hangar die Gothic Fashionshow ansehen und sich hier Inspiration für künftige Outfits von 5 verschiedenen Labeln holen.
Auf der Mainstage war es dann nach Mittelalter wieder Zeit für die erste Eskalation des Tages. Mit Oomph! War Party vorprogrammiert- Klassiker wie „Träumst du“ , „Der neue Gott“ und „Gott ist ein Popstar“ kamen ebenso, wie die neuen Stücke „Trrr-Fckn-Htlr“ und „Kein Liebeslied“. Der Höhepunkt aber war natürlich „Augen auf“.
Im Hangar lief zu dieser Zeit schon Future Pop von Neuroticfish und somit war auch hier beste Stimmung und Zeit zum Tanzen angesagt. Stillere Töne wechseln sich ab mit härterem Sound und verursachen automatisch eine positive Stimmung.
Im Hangar wurde es hiernach aber dann wieder laut und heftig. Aggrotech von Agonoize stand auf dem Programm und hier hieß es neben harten heftigen Beats natürlich auch Unmengen an Kunstblut für Publikum.
Auf der großen Bühne war es um kurz nach 18 Uhr Zeit für Mono Inc. die mit alten als auch neuen Stücken und Pyrojets das gut gefüllte Infield begeistern konnten. Die Stimmung war gut, aber warum bei „Children of the Dark“ weder Joachim Witt noch Tilo Wolff zugegen waren, obwohl beide ebenfalls ihre Auftritte in diesem Jahr hatten, blieb offen.
Während auf dem Campingplatz mit starken Winden gekämpft wurde, die so manchen Pavillion durch die Gegend warfen, konnte man im Hangar dem Synth Rock von der norwegischen Band Zeromancer lauschen.
Vor der Hauptbühne wurde musiktechnisch auch etwas andächtiger, Tilo Wolff betrat mit Anne Nurmi die Bühne, es war Zeit für Urgestein Lacrimosa. Los ging es mit dem Schakal und mit einer Zeitreise durch die Diskografie der Band nahm es mit dem brennenden Kometen ein Ende. Das Publikum war entspannt und genoß die Musik in der langsam untergehenden Abendsonne.
Im Hangar war es Zeit für die Shadows in the Dark, kurz [:SITD:], dem Bochumer Aggrotech Projekt. Da das neue Album „Stunde X“ erst in diesem Jahr bei Infacted Records erschienen ist, gab es eine gute Mischung aus altem und neuem zu hören, die das Publikum ein weiteres Mal bis an ihre Grenzen brachte.
Mit der untergehenden Sonne wurde es draußen Zeit für die niederländische Symphonic Metal Band von Sharon den Adel, Within Temptation. Die ersten Lieder waren vom letzten Album der Band „Resist“ geprägt und der sirenenhafte Gesang von Sharon wurde untermalt mit den harten Riffs der Band und dem frenetischen Publikum welches sowohl die Musik als auch die imposante Lichtshow feierte. Ein beeindruckendes Konzert ging mit dem Klassiker „Mother Earth“ und einer in Flammen stehenden Bühne zu Ende.
Als Hauptact des Samstag Abends waren im wieder mal wegen Überfüllung geschlossenen Hangars Die Krupps unter anderem mit High Tech/Low Life zugegen. Trotz der bis zum Bersten gefüllten Halle ließen es sich das Publikum nicht nehmen, zu Songs wie „Der Amboss“, „Germaniac“ und „Nazis auf Speed“ richtig abzufeiern. Der Auftritt der Band kam einer riesigen Elektro-Party gleich, bei der so mancher völlig platt aber glücklich sich auf dem Weg nach draußen machte.
Der Main Act auf der großen Bühne war an diesem Abend ASP. Wer das Festival regelmäßig besucht, hatte noch die Bilder von vor 2 Jahren im Kopf, als während des Dauerregens der Strom auf der Bühne ausfiel, als die Band gerade ihr Konzert begonnen hatte. Eine opulente Show mit Lichtspektakel und Feuer war für das Publikum ein Fest, welches die Klassiker mitsang und sich über neuere Stücke und die Ankündigung eines neuen Albums Ende November freute. Mit Ich will brennen ging der Samstag Abend auf dem M’era Luna dann zu Ende.
M’era Luna 2019 – Sonntag
Der Sonntag startete mit kleineren Problemen der Wasserversorgung der Duschen auf dem Campingplatz. Aber, wer Festivals kennt, weiß, das das immer mal vorkommen kann, und auch bald wieder behoben sein wird.
Ansonsten war dieser Sonntag Morgen, wie der Tag es schon sagt, recht sonnig, und mit leichtem Wind ein idealer Tag um gegen 11 Uhr mit Fear of Domination auf der Mainstage zu starten. Die Finnen rüttelten die müden Gemüter wach und bereiteten das Publikum auf Scarlet Dorn vor, die das erste Mal auf dem M’era Luna waren. Der Gastauftritt von Chris Harms war für so manchen eine kleine Überraschung, auch wenn die Band gerade durch ihn und seinen kleinen Contest für Lord of the Lost wahrscheinlich erst hier gelandet ist.
Im Hangar startete der Tag mit Yellow Lazarus, die das Publikum mit harten und treibenden Beats in Schwung brachten. Danach ging es mit tanzbaren Industrial von Formalin weiter, welches auch nur beim kurzen reinschauen, die Beinchen direkt in Schwung brachte.
Auf der Mainstage kam dann Faelder, einer Band die sich auch Musikern von In Extremo und Unheilig zusammensetzt und mit einer spannenden Mischung aus Rock, Pop und Elektro Beats zu begeistern weiß.
Hierauf folgte dann Versengold, ein Garant für gute Laune, Stimmung und Party. Deutscher Folkrock der richtig Spaß macht und mitreißt.
Derweilen gings im Hangar mit Heldmaschine weiter. Die Koblenzer, die ursprüglich mal als Rammstein Cover Band gestartet waren, aber mittlerweile ihre eigenen NDH Stil mit Elektro Pop und Alternative Metal Elementen entwickelt haben, wussten das Publikum mitzureißen, was man auch schnell am wegen Überfülung geschlossenen Hangar merkte. Danach kam Melotron dann im Anschluß im Hangar. Synth/Future Pop aus Neubrandenburg, Teilnehmer des Bundesvision Song Contests 2007 und altgediente Veteranen der Szene. Das Publikum war begeistert auch wenn der Hangar nicht mehr ganz so voll war.
Diary of Dreams starteten düster und melancholisch auf der Hauptbühne. Dark Wave Rock und Synth paaren sich zu Hymnen und Balladen, zu rhythmischen Stücken, die mitreißen und einen seltsamen Emotionscocktail auslösen, wenn man sich denn darauf einlässt.
Im Hangar war Funker Vogt an der Reihe, Electro-Industrial und Aggrotech aus Hameln. Die Gruppe ist nicht nur bekannt durch ihre heftigen Beats, ihre tanzbare Musik, sondern auch durch eine recht bewegte und nicht immer Positive Band-Geschichte. Das Publikum aber ist begeistert und im Hangar gings so richtig zur Sache.
Ungewöhnlich für die Main Stage starte dann Combichrist mit Andy LaPlegua und seiner Mischung aus Aggrotech und Industrial gepaart mit rhythmischen Melodien, die das Publikum am frühen Nachmittag mit doppelter Drumpower heftig in Wallung brachte. Hier war Party vorprogrammiert, und die Stimmung erntsprechend gut.
Nach der Tanz Eskalation ging es mit dem Joachim Witt dann eher ruhiger zu.Düster und klangvoll, gesungen im langen schwarzen Mantel mit weißem Rauschebart. Der Altmeister startete mit Songs wie „Dämon“ und „1000 Seelen“ von seinem letzten Album „Rübezahl“. Aber auch sehnlichst vom Publikum erwartete Songs wie „Die Flut“ und „Goldener Reiter“ durften natürlich nicht fehlen.
Zwischenzeitlich konnten im Hangar die Schweden von Spetsnatz mit feinstem EBM begeistern.Eskalation war hier angesagt und mit wummernden Beats konnte man sich hier ordentlich durchschütteln lassen.
Es wurde Abend und auf der Hauptbühne betraten Subway to Sally die Bühne. In ungewohnter Glitzerkleidung ging es mit „Messias“ von ihrem aktuellen Album „Hey“ los. Ein zweites Mal am heutigen Tag kam dann Chris Harms für „Island“ auf die Bühne. Zwischenzeitlich wieder in der gewohnt dunkle Lederkluft gab es neben viel Pyrotechnik sechs Songs vom neuen Album und dazu natürlich auch Klassiker wie „Kleid aus Rosen“, „Veitstanz“ und „Eisblumen“. Für das Publikum ein Fest das voll mitging.
Der Hangar startete mit Assemblage 23 ins Abendprogramm. Future Pop und Electro-Industrial aus den USA sorgten für gute Stimmung bei den Zuhörern.
Mit über 30 Jahren Bandgeschichte ging es danach mit De/Vision aus Bensheim weiter. Sie präsentierten dem Publikum ihre ganz eigene Mischung aus Synth-Pop und Retro Elementen, die auch hervorragend ankamen. Hier konnte man sich stimmungsvoll auf den Main Act vorbereiten.
Draußen bei Fields of the Nephilim war es dann für den Co-Headliner doch recht mau was das Publikum anging. Hier war die Stimmung dann zwar wie gewohnt düster und neblig, aber irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Außerdem wurden die Fotografen bei dieser Band unverständlicher Weise ausgeschlossen.
Mit Suicide Commando begann der Hauptact des Hangars am heutigen Tag. Hier war jetzt nochmal so richtig Vollgas angesagt. Der Belgier Johan van Roy spielte Altes wie Neues aus über dreißg Jahren und er brachte die Halle nicht nur zum Beben, nein, er riß sie mit dem Publikum gemeinsam ab. Hier war totale Eskalation angesagt.
Für den Abschluß des Festivals sorgte dann auf der Hauptbühne VNV Nation. Mit Hits wie „Chrome“, „Control“ war das Publikum auf einem sehr stimmungsvollem Weg, das M’era Luna 2019 zu Ende zu bringe. Wie schon 2016 war zu „Nova“ wieder ein Lichtermeer im Publikum, welches eine Gänsehaut Atmosphäre erzeugte.
Mit „All your Sins“ ging dann der Sonntag zu Ende, und wir sind schon jetzt gespannt auf das nächste Jahr, das schon ein paar hochkarätige Ankündigungen zu verzeichnen hat.
