Chris Pohl - Blutengel Chris Pohl gilt als eine der schillerstenden Personen in der schwarzen Szene. Um ihn ranken sich Mythen und Sagen. Mal sehr positiv, mal abgrundtief negativ. Dann ist von Arroganz, Geldmacherei und Gleichgültigkeit die Rede. Alle diese Unterstellungen konnten wir nicht feststellen. Chris empfing uns locker und gut gelaunt vor dem Konzert in Berlin. Trotz des engen Zeitplans nahm sich der charmante Frontmann der Gothic-Institution Blutengel genug Zeit, um alle unsere Fragen zu beantworten.

Mit dem sensationellen Chart-Entry von „Monument“ auf Platz 4 der deutschen Charts und einer fast ausverkauften Tour plauderte Chris locker und ungehemmt über neue Ziele, die kommende Festivalzeit und seine ganz persönliche Sicht der Dinge in der schwarzen Szene.

 

Mindbreed (MB): Wart ihr überrascht, als ihr vom Einstieg des Albums „Monument“ auf Platz 4 der deutschen Charts gehört habt?

Chris Pohl (CP): Naja was heißt überrascht. Wir haben natürlich gehofft, dass wir es in die Top Ten schaffen. Das Vorgängeralbum schaffte es damals bis auf Platz 12, da drückt man natürlich die Daumen, dass es der Nachfolger in die Top Ten schafft, allerdings haben wir es nicht drauf angelegt. Es gab keine fette Fernsehwerbung oder irgendwelche Kampagnen, um das Album auszuschlachten. Als dann aber die Nachricht kam, dass wir es in die Top 5 geschafft haben, waren wir schon überrascht. Auch wenn die Charts immer etwas überbewertet werden, trotzdem freut es den Künstler, wenn er es schafft sich gut zu positionieren. Und mit Platz 4 sieht es ja so aus, als ob das Ding nicht allzu schlecht ankommt.

 

MB: Woher kommt die Faszination zum Blut?

CP: Diese Frage wird uns noch ewig verfolgen (lacht). Naja, es ist einfach so, Blut ist Leben. Ohne Blut wären wir alle nicht da, es ist einfach etwas, dass jeder Mensch braucht, ohne Blut ist kein Leben vorstellbar. Blut hat mich schon immer fasziniert und als dann der Name für die Band gesucht wurde, habe ich einfach zwei Begriffe genommen, die mich immer schon interessiert haben und diese kombiniert. Da Engel auch immer eine Leidenschaft von mir waren, ob nun als Schutzengel oder die ganze Beschäftigung mit diesen mystischen Wesen hat mich immer in den Bann gezogen und so war dann BlutEngel geboren.

 

MB: Woher nimmst du deine Inspiration? Eher aus dem Alltag oder eher aus Büchern?

CP: Nein, also aus Büchern gar nicht. Die Inspiration entsteht in meinem Alltag, aus meinem persönlichen Umfeld. Träume und Wünsche spielen eine große Rolle und alles vermischt sich dann und dann entstehen die Texte. Mich an einen Tisch zu setzten und dann zu überlegen, über was ich schreiben soll, macht für mich einfach keinen Sinn. Ich beginne auch meist mit der Musik und dann folgen die Texte. Wenn ich dann die Musik höre, habe ich auch immer eine Vorstellung in welche Richtung sich der Song entwickeln könnte. Da habe ich ein Gefühl dafür mittlerweile. Auf diese Erfahrung greife ich dann zurück und schreibe dann die Songs. Dabei greife ich immer auf meine Wünsche und Träume zurück, es ist auch ein kleines bisschen Therapie und es ist natürlich ein Privileg, dass ich es schaffe dies alles in Musik und Text zu bringen.

MB: Du bist schon einige Zeit in der schwarzen Szene unterwegs. Was hat sich verändert?

CP: Sicher verändert sich alles. Die Szene ist definitiv nicht mehr so, wie 1990 als ich da reingerutscht bin, es gibt immer innerhalb der Szene irgendwelche Trends, die man nicht unbedingt gut finden muss. Sicher war das Früher etwas anders, heutzutage öffnet sich die Szene etwas, auch weil populäre Bands in den Fokus des Medienintresses rutschen, auf der anderen Seite möchte man lieber unter sich bleiben. Die Szene weiß auch nicht genau, was sie davon halten soll Viele Fans sagen sich: „Da wird mir meine Band weggenommen, wenn sie mehr Platten verkaufen“. Das ist erstmal natürlich Unsinn, denn die Fans machen eine Band ja erst populär. Es ist so eine kleine Engstirnigkeit und die Angst, dass äußere Einflüsse die Szene irgendwie negativ beeinflussen könnten. Es sieht fas so aus, dass einige Leute die Bands, die Erfolg haben kritisieren, weil sie Erfolg haben. Und diesen Umstand gab es früher nicht. Da haben sich die Meisten gefreut, wenn man in die Charts eingestiegen ist. Man darf ja auch nicht vergessen, wir haben alle Sisters of Mercy gehört und das war eine hochplazierte Chartband. Es war noch nicht so streng abgetrennt. Hmm, zu den neueren Trends gibt es einige Dinge, die ich gut finde. Es gefällt mir, dass es nicht mehr so viel Future-Pop gibt. Die Zeit, in der jede Band irgendsoeinen Song hatte. Das war echt nervig. Auf der anderen Seite gefällt mir diese ganze Cyber-Gothic Sache nicht. Also jeder soll machen, wie er denkt, aber ich kann es für mich nicht so ganz nachvollziehen. Zum Glück gibt es auch wieder Bands die richtige Musik machen. Ich höre privat sehr gern Gitarrenmusik. Im Moment finde ich Lord of the Lost sehr gut. Das ist eine Band, die einfach frische Songs machen mit guten Melodien.

 

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