Wacken 2014 – Tag 2

Wir starteten den 2. Tag in aller Ruhe mit Frühstücken in brüllender Mittagssonne. Unsere Zeltnachbarn hatten uns eingeladen und da sagt man natürlich nicht nein, sondern kommt stattdessen zusammen, schnackt über das Festival, Musik und was sich sonst ergibt.

Dann ging es in Zeitlupentempo auf den Festivalplatz, denn es war so heiß, dass jede Bewegung einfach nur in einem spontanen Schweißausbruch endete. Nach einer Runde über den Metalmarkt und einem Mittagessen auf den Wackingerplatz war wieder Musik angesagt.

Da es immer noch wahnsinnig warm war setzten wir uns in den trockenen Staub – Ja das ist auch Metal Für uns hämmerte das virtuose Devon Townsend Project. Neben tiefsinnigem Gesang bestach die Band vor allem durch ausgefallene Rhythmik, der man teilweise kaum folgen konnte. Sehr spannend und schwer in Worten zu beschreiben, was den Zauber dieser Musik besonders ausmacht.

140802_Wacken14_2799_Hatebreed_MB Dann wurde es plötzlich vor der Party Stage sehr voll. Komisch?! Mich hatten auch schon mehrere Leute gefragt wo Hatebreed spielen werden. Die Lösung des Rätsels folgte bald und einige zehntausend Menschen wussten, wo es guten Hardcore Punk gab. Nach einer Instruktion über faires Verhalten im Menschenstrudel vor der Bühne ging es so was von ab. Die Hitze schien den meisten Besuchern egal und es erhebte sich eine Wolke aus Staub vor der Bühne. Wie versprochen schien wirklich niemand zu Schaden zu kommen und Frontmann Jamey Jasta schrie sich die Seele aus dem Leib als ob es kein Morgen gäbe. Ein Hammerkonzert, was sich durch den völlig überfüllten Platz vor der Bühne tief in unsere Erinnerung brennen wird.

Nach einer großen Portion leckerer holländischer Fritten sollte es wieder etwas klassischer werden. Hinter dem schwarzen Backdrop konnte man den Aufbau von zwei Drachenköpfen beobachten – es wurde Zeit für Viking-Metal. Amon Amarth, einer meiner persönlichen All-Time-Favourits, gab sich die Ehre auf dem heiligen Wackengrund. Gassenhauer wie Guardians of Asgaard und Pursuit of Vikings durften natürlich nicht fehlen. Dazu kam ein zufriedenes Grinsen des Frontmannes Johan Hegg. Er genoss offensichtlich jede Sekunde des Konzerts, wie eben auch die geschätzt 70.000 Fans vor der Bühne. Dazu kamen eine herrliche Bühnenshow mit Feuer, Nebel, Dampf und den zwei besagten Drachenköpfen. Für mich persönlich das beste Konzert des Tages!

140802_Wacken14_3190_JBO_MB Etwas lustiger ging es dann auf der Partybühne weiter. Die Helden des Unsinns von J.B.O. wollten dem Publikum noch mal ordentlich einheizen. Los ging es mit einer Ode an den deutschen Fußball, dann kamen die üblichen Blödelklassiker, aber so richtig riss es uns nicht vom Hocker. Parallel spielte nämlich auch noch ein anderer Klassiker der Metalgeschichte:

140802_Wacken14_3275_Megadeth_MB Dave Mustaine stimmte eine harte Gangart mit seiner Kombo Megadeth an. Wir alle kennen natürlich den Streit und das Vertragen… mit seiner ehemaligen Band Metallica. Von den letzten Konzerten, die ich von der Band sah, hatte ich in Erinnerung, dass Dave singt als wären seine Lippen zusammengetackert. Egal – rauf auf den Hauptplatz und nach vorne drängeln. Der Gesang war überraschend melodisch und da stimmte die Band plötzlich meinen Lieblingskracher an: Dave meinte „und so noch ein Lied über das Wetter“. Naja, es war Tornado of Souls. Ein Klassiker der Metalgeschichte, der mit einer gewaltigen Staubwolke über den Platz fegte. Zwischendurch wurde das Konzert durch Filmclips aus Waynes World 2 und Silver Linings aufgepeppt. Die Band wurde in den entsprechenden Szenen erwähnt und als Kenner der Filme konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Sehr publikumswirksam ging es dann mit Avantasia weiter. Matthias Sammet, der hinter dem Projekt steht und als Meister der Selbstdarstellung gilt, nutzte alle medialen Möglichkeiten, die die neue Bühne hergab. So lief ein animiertes Video auf der bühnengroßen Leinwand hinter der Band und Matthias machte uns noch einmal darauf aufmerksam, dass das Festival in über 50 Ländern live übertragen würde. Meine Eltern auf dem heimischen Sofa waren vom Konzert begeistert – uns war es irgendwie zu seicht.

Wir verdrückten uns noch einmal auf den Wackliger Platz und sahen unter anderem eine gewaltige Pyroshow auf der Wasteland Stage, ich glaube die Band hiess Rabbit At War. Dazu kam in aller Ruhe das 2. Abendbrot.

Gegen Mitternacht kamen dann Van Canto auf die Partystage. Ich war positiv von der Band überrascht. Ich kannte die Band von den Anfängen ohne zusätzliches Schlagzeug und damals wirkte die Musik etwas sehr seltsam und anstrengend. Doch jetzt überzeugte die A capella-Metal-Band mit echtem Schlagzeug auf ganzer Linie. Es klang eigentlich wie eine vollständige Besetzung mit Gitarre und Bass, nur eben anders und teilweise besser als vieles was man sonst so kennt.

Der Abschied von der Band war schwer, doch gleichzeitig spielten die Trashmetaller Kreator, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Die Essener Band um das Urgestein Mille holte noch einmal alles aus dem verbrannten Publikum heraus. Über dem Hauptplatz erbebte sich noch nochmals eine gewaltige Staubwolke und es tobte mehrfach ein riesiger Circle Pit. Kreator ist wirklich für eines sehr gut – Hirn durchpusten! Genial!

Mit diesem Bild im Kopf machten wir uns langsam wieder auf den Heimweg und der Alltag holte uns mit jedem Kilometer auf der Autobahn wieder ein. Alles in allem ein wirklich geniales Festival und professionell organisiert wie jedes Jahr. Die 75.000 Fans waren auch begeistert – offenbar so begeistert, dass die 2015er Auflage des Festivals nicht etwa „erst“ nach 43 Stunden, wie zu diesem Jahr ausverkauft waren, sondern bereits nach 12 Stunden. Verrückt!

 

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