Mono Inc. - Nimmermehr - Cover Fast genau ein Jahr ist es her, da veröffentlichten Mono Inc. ihr Album „After the War“, das wir passend zum Auftritt auf dem Amphi Festival 2012 rezensierten. Am 9. August 2013 erscheint nun das neue Mono Inc. Album „Nimmermehr„, und stellt mit den enthaltenen deutschsprachigen Stücken eine kleine Premiere dar.

Bereits im Vorfeld zeichnete sich mit den Singleauskopplungen „My Deal with God“ und „Heile, heile Segen“ ein Stilwechsel ab, sodass wir gespannt waren, als das Album in unserer Redaktion eintrudelte. Und schon vor der Ankunft war klar, dass eine Beurteilung dieses neuen Werks alles andere als einfach werden könnte.

„Nimmermehr“ erscheint in drei Versionen: Das reguläre Album enthält 12 Tracks, die Limited Edition legt noch eine DVD mit 2 Musikvideos und 8 Livemitschnitten drauf, während die Deluxe Fan-Box mit einer weiteren EP, einem A5-Fanbook, einem Einkaufswagen-Chip-Schlüsselanhänger sowie eine Grußkarte aufwartet.

Heile, heile Segen“ eröffnet das Album, und wie ich bereits in der CD Kritik zur Single schrieb, vermag mich dieser Kinderlied-Verschnitt so gar nicht zu begeistern. Der Auftritt auf dem Blackfield Festival 2013 bestätigte meine Vermutung: Es ist eine durchaus interessante, wenngleich für mich eine durchaus verzichtbare Erfahrung, wenn hunderte schwarz gewandete Fans ein rockiges Kinderlied mitsingen.

Wer denkt, es geht in diesem Schema weiter, wird mit „Seligkeit“ direkt eines Besseren belehrt: Zwar ist der Song ebenfalls in Deutsch gehalten, damit enden jedoch die Gemeinsamkeiten; denn während „Heile, heile Segen“ in meinen Augen eher den Eindruck macht, auf Massenkompatibilität angelegt zu sein, verknüpft „Seligkeit“ bekannte musikalische Elemente mit deutschem Text. Das Resultat ist ein herrlich rockiges Stück mit Ohrwurm-Garantie.

Mono Inc. - Blackfield Festival 2013

Nach dem bereits als Single bekannten „My Deal with God“ folgt „Kein Weg zu weit„, das mit Spannung erwartete Duett mit Joachim Witt, das seit Mitte August als Single erhältlich ist. Wer das Konzert auf dem diesjährigen Blackfield Festival erleben konnte, weiß, was ihn erwartet: Ein wunderschöner Song, bei dem sich Martin Engler und Joachim Witt gesanglich perfekt ergänzen.

Ein Kinderchor komplettiert das Hörerlebnis – „Kein Weg zu weit“ ist mit Sicherheit die Überraschung auf Nimmermehr, und wird auf der anstehenden Tour sicherlich ein absolutes Highlight darstellen.

Euthanasia“ wird langjährigen Mono Inc. Fans ein Begriff sein, handelt es sich dabei schließlich um ein Stück vom Debütalbum „Head Under Water“ im neuen Sound. Wer die ursprüngliche Fassung kennt, wird die Veränderungen hören: So klingt die Neuauflage rockiger und kleidet das Thema in ein passendes musikalisches Gewand.

Alles was bleibt“ ähnelt musikalisch Martins Pianointerpretation von „In the End“ auf der vergangenen After the War Tour. Und ähnlich wie „In the End“ baut „Alles was bleibt“ eine melancholische, latent düstere Stimmung auf.

Dass es immer irgendwie weitergeht verdeutlicht „The Clock ticks on„: Während Katha Mia hier erstmals einen größeren Gesangspart übernimmt, vertreibt dieser Song, angesiedelt im rockig-schnelleren Segment, die trüben Gedanken und hebt die Stimmung etwas, bevor mit „A better Way to die„, das bereits als B-Seite der ersten Singleauskopplung „My Deal with God“ bekannt ist, wieder schwerere Kost präsentiert wird.

Mit „Herzschlag“ folgt erneut eine Uptempo-Nummer, die mich allerdings weder musikalisch noch vom Text vom Hocker haut. Standardrock mit latent schnulzigem Text versetzt konnte mich noch nie begeistern.

Bei „Days like this“ mag man fast glauben, dass hier erneut Joachim Witt seine Finger mit im Spiel hatte – so sehr erinnern die Synthies an bekannte Hits aus den 80ern und 90ern. Definitiv ein starker Song, der eigentlich das Album schön beschließen könnte.

Aber nur eigentlich, denn noch stehen zwei Stücke auf der Trackliste: Zwei Songs voller (Herz)Schmerz, einmal mit Gitarren und choralem Refrain („Ich teile dich nicht“) und einmal als reines Pianostück („Nimmermehr„) bilden den Abschluss. Zugegebenermaßen haben beide Stück für mich bis auf Martins Stimme nichts mehr mit Mono Inc. zu tun, und hinterlassen ein merkwürdig unbefriedigendes Gefühl.

Mono Inc. - Blackfield Festival 2013

Und das ist leider auch mein Fazit, denn selten hat mich ein Album so enttäuscht. Sicher, „Nimmermehr“ ist ein durchaus solides Album, das mit „Kein Weg zu weit“, „Alles was bleibt“, „The Clock ticks on“ und „Days like this“ wirklich tolle Songs enthält. Aber obwohl mich einige der deutschsprachigen Songs durchaus ansprechen, überzeugt mich der Richtungswechsel nicht.

Vielmehr drängt sich mir der Eindruck auf, dass durch freundlichere Texte, eingänglichere Rhythmen und deutsche Sprache mit aller Macht versucht wird, bei einem breiten Publikum Fuß zu fassen, „mainstreamtauglich“ zu werden, und die Band sich dabei von sich selbst entfernt. Denn der Bruch mit der eigenen musikalischen Vergangenheit ist leider mehr als deutlich.

Zudem muss man sich als Fan fragen, was einem mit diesem Album noch wirklich Neues geboten wird: Mit „Heile, heile Segen“, „My Deal with God“, „A better way to die“, „Kein Weg zu weit“ die als Singles* ausgekoppelt wurden, sowie der Neuauflage von „Euthanasia“ enthält die Standard Edition lediglich 8 neue Stücke. So sehr die Vorfreude auf ein neues Album durch den einen oder anderen Song vorab auch gesteigert werden mag, so erweckt dieses Vorgehen eher den Eindruck der Gewinnmaximierung. Gerade in Zusammenhang mit der überdeutlich forcierten medialen Präsenz um den Release herum drängt sich dabei umso mehr der Vergleich zum „Aufstieg“ von Unheilig und Oomph! auf und es bleibt abzuwarten, wie sich die Band weiterentwickelt.

Und ob wir Mono Inc. demnächst im ZDF Fernsehgarten sehen.

*Nachtrag: In einer ersten Fassung des Artikels wurde behauptet, dass alle drei Singleauskopplungen vor Veröffentlichung des Albums erschienen sind. Dies ist nicht korrekt, die Single „Kein Weg zu weit“ erschien erst eine Woche nach Nimmermehr. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler.

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