Rezension: Jean-Michel Jarre - Planet Jarre Unser Gastredakteur hat für euch in einen besonderen Leckerbissen Musikgeschichte reingehört. Hier sein Bericht: Die großen Festivals wie Wacken und Rockharz 2018 sind Geschichte und es wird Zeit sich der heimischen Musikanlage zu widmen. So kommt die Werkschau von Jean-Michel Jarre – Planet Jarre grade recht.
Im letzten Jahr konnte ich über seine LP Oxygene 3 ausführlich berichten und den Künstler würdigen und jetzt hat er bereits 50 Jahre mit dem Komponieren elektronischer Musik verbracht.
Eine lange Zeit, die ich zum Teil miterleben konnte. Elektronische Musik war in meiner Jugend aufregend und neu. Die Raumfahrt begeisterte uns und gesellschaftlich gab es viele Veränderungen. Die Computertechnik stand in den Startlöchern und so ist es genial, wie Musiker vorangingen. Es entstanden Maschinen wie der legendäre MOOG-Synthesiser oder die Geräte von Korg. Zugleich machten sich auch Bands wie Kraftwerk oder auch Pink Floyd auf den Weg.

Artwork: Künstlerisch gut gestaltet finde ich das Frontcover. Der sich auflösende Kopf von Jean-Michel Jarre auf blauem Grund steht für seine surreale Musik. Der Rest ist absolut unspektakulär in blau gehalten. Im inneren ist eine endlose Liste seiner Instrumente aufgeführt. Hinten ist noch eine Liste der Titel und das nötige Kleingedruckte. Auch das beiliegende Booklet ist eher schlicht gehalten. Ein Vorwort vom Künstler erläutert seine Intention bei der Auswahl der Stücke in englisch und französisch. Ebenfalls enthalten ist die Titelfolge der vier Hauptteile.

Tonqualität: Elektronische Musik ist phantastisch und hat viele Bereiche. Kraftwerk ist hart und raumfüllend, da ist die Raumakustik mit high end Anlagen ok. Bei Jean-Michel Jarre mit seiner fließenden melodischen Musik halte ich den Plattenspieler für angemessen. Mir liegt hier leider nur die CD-Version vor die auch ordentlich klingt.

Musik: Seine Zeitreise beginnt der Ausnahmemusiker mit seinen Soundscapes. Folglich muss Oxygene, Pt.1 am Anfang stehen. Dem Klassiker in einer 7 Minuten Version folgt eine spätere Version (Pt.19) und im weiteren Verlauf noch die Oxygene Pt.20. Mystisch und furchterregend klingt Rendez-Vous 1, das auch an Tauchen erinnert. Ein späteres Sück auf der Scheibe heißt Waiting For Cousteau und passt ebenfalls zum Unterwasserthema mit Pinggeräuschen und dumpfen Tönen. Dazwischen ist noch ein krasser Sound mit Chronology 1. The Heart Of Noise ist der letzte Titel des ersten Teils, der nach Aussage des Künstlers seine Leidenschaft zu Background und Filmmusik repräsentieren soll.

Themes ist der nächste Teil der Geschichte. Yes, das sind die Titel die wir lieben und die mich schon auf meiner ersten Best of LP Musik aus Zeit und Raum von Jean-Michel Jarre begeistert haben. Da sind Oxygene 2 und 4. Equinoxe Part 4 und 5. Magnetic Fields 2. Hörenswert sind aber auch Stücke wie Zoolookologie, Rendez-Vous 2 und 4 oder Chronology 4. Hervorheben möchte ich aber auch die Bells in dem Sound ist die vocoderverfremdete Stimme von Jean-Michel Jarre integriert.

Sequenzes ist der technische Teil der Sammlung indem er kurze Sequenzen von Hand gespielt mit Sequenzern und Drum-Maschinen zu hypnotisierenden Sounds verändert hat. Dazu zählen neue Tracks wie Coachella Opening und der Titel Exit with Edward Snowden in dem Edward Snowden selbst zu Wort kommt. Aber auch Teile aus Equinoxe und Oxygene sind hier dabei die ich schon in den Elektrobeat einordnen würde, also den Technofans gefallen können. Revolutions klingt fast wie eine Hommage an Roboter“ von Kraftwerk.

Der Teil Explorations und Early Works enthält experimentelle Musik bei der er anders an die Koposition herangeht und viel verschiedene Technik ausprobiert. Souvenir Of China ist mit Klangschnipseln wie Kinderstimmen, Fotoapparateklicken usw. aufgefüllt wie es viel auch bei Pink Floyd vorkommt. Das beliebte und gehaßte Stück Music For Supermarkets darf auch nicht fehlen. Es geht noch schräger in Roseland, Happiness Is A Sad Song, Aor Bleu oder Erosmachine zu. Mit Last Rendez-Vous einem ruhigen ausgeglichenen Song mit echt klingendem Saxophon verabschiedet sich Jean-Michel Jarre von uns.

Fazit: Jetzt bin ich echt überrascht, wie vielseitig das Schaffen von Jean-Michel Jarre wirklich ist. Erstaunlich wie sich die Musiker gegenseitig beeinflussen und wir Kraftwerk oder Pink Floyd finden – Auch umgekehrt ein Einfluß von Jean-Michel Jarre bei diesen Band zu finden ist.
Super! Alle geliebten Klassiker sind dabei und es gibt viel zu entdecken was ich bisher noch nicht kannte.
Anfangs war ich skeptisch, erwartete unendliche Klangteppiche und wurde eines besseren belehrt. Viele Titel sind entweder ausgefallen oder thematisch hoch interessant. Hier sind alle Sinne gefordert auch der Kopf. Abschließend mein Urteil: Kaufen, es lohnt!

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