Unzucht Rosenkreuzer Cover

Nach dem viel beachteten Erstlingswerk „Todsünde 8“ aus dem Jahre 2012 (Mindbreed Rezension) steht nun das neue Werk „Rosenkreuzer“ kurz vor der Auslieferung an die begierig wartende und stetig wachsende Fangemeinde. Angefeuert durch zahlreiche umjubelte Live-Auftritte auf Touren mit „Mono Inc.“, „Megaherz“ und „Lord Of The Lost“ sowie diversen Festivals (Dark End Festivals,WGT, M’era Luna, um nur ein paar zu nennen) ist die Erwartungshaltung an das neue Album groß. Und um es schon mal vorweg zu nehmen: Die Erwartungen dürften auf jeden Fall erfüllt werden. Mindestens!

Der Opener des Albums ist zugleich der Titelsong und der stellt gleich mal eines klar: Auch wenn sich im Verlauf des Longplayers härtere und ruhigere Songs abwechseln und sich die Coverversionen eines Mainstream-Klassikers findet – Unzucht ist meilenweit davon entfernt, sich für eventuelle Charterfolge zu verbiegen oder softer zu werden. Die Textpassagen „es schlägt Dich hart und stumpf“ und „wir kommen mit Euch durchzudrehen“ aus dem titelgebenden „Rosenkreuzer“ geben gut die Marschrichtung des zweiten Unzucht-Albums wieder: Dunkler, härter, kompromissloser und dennoch immer melodisch präsentieren sich die 13 Songs. Zwölf davon sind brandneue Eigenkreationen, ergänzt um eine Coverversion von „Entre dos Tierras“ der „Heroes del Silencio„.

Unzucht haben es geschafft, sich weiter zu entwickeln aber dennoch dem eigenen Stil treu zu bleiben und wiedererkannt zu werden. Weiterhin gehen Gitarren und Elektronik (mit unterschiedlicher Gewichtung) eine Allianz ein, mal wummernd und treibend, dann wieder ruhiger aber nicht weniger intensiv. Der stetige Wechsel in Tempo, Härte und Stimmung lässt keinerlei Langeweile aufkommen und befördert die Vorfreude auf den jeweils folgenden Song. Über allem liegt die markante und unverwechselbare Stimme vom Frontmann Daniel Schulz, die sich passend zu den Stimmungen und Arrangements der einzelnen Songs sehr variantenreich präsentiert und abwechselnd schreit, leidet, klagt, fordert oder auch mal klar daherkommt.

Es ist schwer Anspieltipps aus den 13 Songs herauszugreifen, da die Bandbreite zwischen ruhiger („Kind von Traurigkeit“, „Nur die Ewigkeit“, „Zwischen den Welten“, „Das dunkle Tier“, „Der Versuch zu leben“, „Nymphonie“) und härter („Rosenkreuzer“, „Triebwerk“, „Feuersturm“, „Angst“, „Der Untergang“, „Mit oder ohne Dich“) sehr groß ist. Je nach musikalischem Geschmack dürfte die eine oder die andere Richtung mehr gefallen, aber alle Songs schlagen eine Brücke zum jeweils anderen Lager, was ganz klar für die Qualität der Kompositionen spricht.

Hervorzuheben ist aber auf jeden Fall der Song „Nur die Ewigkeit„, welcher als Single bereits im Vorfeld kostenlos erschien. Ohne sich dem Mainstream anzubiedern habe es die vier Jungs geschafft, einen Song mit Ohrwurmcharakter herauszubringen der auch schon auf dem M’era Luna live präsentiert wurde. Dort konnte er die Massen bereits begeistern und seine Livequaltiät unter Beweis stellen. Man darf sehr erfreut gespannt sein, wie erst die härteren und treibenderen Songs vor Publikum einschlagen werden!

Eine Sonderstellung nimmt natürlich „Entre dos Tierras“ als einziger Coversong ein. Als Halbspanier ist Daniel Schulz prädestiniert, diesen Song zu interpretieren. Der Band gelingt es, dem Song einerseits einen typischen Unzucht-Anstrich zu verpassen, ihn aber auch nicht völlig umzukrempeln. Dennoch darf man gespannt sein, wie die Reaktionen hierauf sein werden. Mich persönlich, als bekennenden Fan des Originals, konnte er aber auf jeden Fall überzeugen.

Das Album wurde in Hannover von der Unzucht persönlich produziert und im Institut für Wohlklangforschung in Hannover mit Willi Dammeier (Apoptygma Berzerk, Dimmu Borgir) aufgenommen und gemixt. Der Sound ist satt und sauber, alle Instrumente und Details sind akzentuiert und differenziert.

Fazit: Für das Album kann eine glasklare Empfehlung ausgesprochen werden. Es ist vielschichtig, facettenreich und mit Wiedererkennungswert und wird mit Sicherheit sowohl die bestehenden Fans begeistern als auch neue gewinnen können.

Autor: Holger Bücker

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