Aufgrund anderer Verpflichtungen startete unser erster Tag des Festivals relativ spät. Mein Ziel war es pünktlich gegen 20:00 auf dem Platz für Greta Van Fleet zu seien. Also mit dem Fahrrad bequem bis zum Festivalgelände, schnell einen Parkplatz gefunden und dann entspannt und schnell durch den Check In. Während wir in Ruhe des Gelände erkundeten verzauberte Billie Eilish die Teenagerherzen. Hier kreischten vor allem die jüngeren Mädchen in den ersten Reihen und der Platz war dadurch bereits reichlich gefüllt.

Nach einem Snack an einer der vielen spannenden Imbissbuden kamen dann endlich unsere Lieblinge von Greta Van Fleet. Ich habe die Band letztes Jahr als Vorband von Guns And Roses zum ersten mal gesehen und war sofort begeistert. Ich weiss, dass die Band die Geister scheidet. Die einen finden die Retro Welle super, so auch ich, die anderen meinen, dass die Band zu sehr nach Led Zeppelin klingt und nur nachahmt. – Wie ihr dazu steht, müsst ihr für euch selbst entscheiden.

Der Platz vor der Bühne war moderat gefüllt, aber bereits ab den ersten Tönen, zog eine Staubwolke auf. Die Fans waren begeistert und so feuerte die amerikanische Rockband einen Kracher nach dem anderen raus. Unter anderem gab es auch meinen persönlichen Lieblingssong – Black Smoke Rising. Gegen Ende des Konzerts klang die Musik jedoch immer monotoner und psychedelisch. So verzogen sich die meisten Besucher dann eher um auf Lana Del Ray zu warten.

Nur als kleiner Kommentar: Das Tinderbox ist ein Musik Festival was allen etwas bieten will. Somit gab es von Pop, Rock, Metal, Techno, Elektro und 90-Dance alles. In meinem Bericht konzentriere ich aber primär auf die relevanten Rock Bands.

Also nur kurz zu Lana Del Ray: Der Platz war reichlich gefüllt und ein Pop-Song nach dem anderen sauste den Fans um die Ohren. Die Fotografen bekamen leider weniger zu bieten als die Fans. Denn die Presse musste sich ganz nach hinten zum Mischerpult stellen. Daher hab ich mir das fotografieren hier auch direkt erspart.

Wir sind während des Konzerts weiter über den Platz gewandelt und sind bei der Groove Box gestrandet. Hier haben einfach mal Haddaway und Dr. Alban gespielt. Alter, das waren meinen Teenage Jahre – Die ersten CDs, der erste tragbare CD-Player. Denn „Super Bass Knopf“ einfach mal aktivieren. Die beiden wechselten sich auf der winzigen Zeltbühne ab und weil wir nicht mal bis hinein kamen, gibt es auch hier keinen Fotos. Die Stimmung war jedoch gigantisch und so tanzten mehrere Generationen im Zelt aber vor allem auch vor diesem zu den 90-er Jahre Krachern. Es gab What Is Love, It´s My Life und Sing Hallelujah. Was für ein grandioses Fest bei der pumpende Bass die Herzen des Publikums wirklich höher und schnell schlagen ließ.

Der größte Teil des Publikums versammelte sich in der Zwischenzeit vor der roten Bühne um The Chainsmokers zu sehen. Die Jungs feuerten alle ihre Mainstream Hits ab, konnten uns aber nicht so richtig mitreissen.

Wir ergatterten uns dann aber dafür einen Platz in der Zeltbühne für Wolfmother. Die Band riß uns ab den ersten Tönen mit. Vor allem der Frontmann der australischen Rockband Andrew Stockdale schaffte aus den Fans und vor allem auch uns die letzte Energie rauszuziehen. So gab es natürlich die Kracher Woman, Victorious und Joker And The Thief. Dabei driftet die Band immer wieder von beinahe simplen Rock und psychedelische Sphären ab. Was für ein Fest und welch ein toller Abschluss des ersten Tages.

 

Der Freitag begann für uns schon sehr „früh“. Denn bereits gegen 13:00 sollten Crown The Beast auf der Zeltbühne spielen. Die Gewinner des lokalen Band Battles durften mit ihrem fetten Metal Sound den Tag eröffnen. Vor der Bühne hatten sich nur wenige Fans eingefunden, aber die Stimmung war großartig. Schaut einfach mal die Bilder an und absorbiert die Energie der Jungs.

Ca. eine Stunde später wurde es dann noch besser. Auf der Roten Bühne standen nämlich Skunk Anansie auf dem Programm. Ich kenne die Band vor allem aus meiner „Jugend“ aus den 90ern. Die Band feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen und hatte sichtlich etwas Lampenfieber, da sie ein paar Jahren nicht mehr gemeinsam auf der Bühne standen.
Die charismatische Sängerin hatte für die ersten Songs eine sehr finster aussehende schwarze Hasenmaske auf. Diese erinnerte mich sehr an den Film Donnie Darko. Doch nun zur Musik – Ab den ersten Tönen gab es Vollgas auf die Menschenohren.
Natürlich durfte auch der ruhige Song Hedonism (Just Because Of You) nicht fehlen. Hier begab sich die sehr sportliche Sängerin ins Publikum und sang vom Zaun. Es schien als ob sie das Lied nur für den Fan sang, der ihre Hand halten durfte. Dazu gab es immer wieder bei den Ansagen politische Botschaften zum Thema Brexit, Diskriminierung, Einwanderung und Rassismus. Die Stimmung kochte vor allem bei dem Klassiker Love Someone Else, bei dem das Publikum verzückt im Rhythmus sprang. Auch eine neue Nummer gab es mit This Means War. Ein wirklich grandioses Konzert bei dem die knallharte Frontfrau ihr komplettes Stimmrepertoire zeigte.

Ich machte danach einen Abstecher zur Magicbox Bühne. Diese befand sich im auf dem Gelände liegenden Freibad (dessen Becken jedoch geschlossen waren). Hier schien sich abends und nachts ein eigenes Festival abzuspielen. Es gab durchgehend Elektro/Techno von angesagten DJs. Gegen 15:00 schliefen die Fans jedoch noch und niemand befand sich vor der Bühne von der einsam der Bass hämmerte.

Also entspannten wir erst mal im Schatten, während der dänische Popsänger Peter Sommer & Tiggerne spielten.

Wir mussten alle Kräfte sammeln, denn gegen 17:00 marschierten die Dropkick Murphys auf. Nach einer kurzen Einweisung an uns Fotografen, dass es doch im Bühnengraben heiß hergehen kann, ging es dann endlich los. Die beiden Sänger brachten den kleinen aber wilden Kessel vor der Bühne direkt zum Brodeln. Der Staub stieg in hohen Säulen auf und selbst die verhaltenen dänischen Gäste ließen mehrfach zwei parallele Circle Pits kreisen. Vor allem bei Hits wie Rose Tattoo, State Of Massachusettes und Ring Of Fire gab es kein halten mehr. Natürlich gab es auch First Class Loser und You´ll Never Walk Alone. Absoluter Höhepunkt war dann I´m Shipping Up To Boston. Hier mobilisierten alle noch ein mal ihre letzten Kräfte, bevor sich die Menschenmenge erst in die Arme fiel und dann langsam auflöste.

Die Sonne brannte weiter und so hörten wir uns nur ein paar Songs des dänischen Rappers L.O.C. an. Auch er hatte eine große Fangemeinde die textsicher hüpfend jedes Lied begleiteten.

Für uns hieß der nächste spannende Programmpunkt Macklemore. So ziemlich jeder hat schon mal von dem Rapper und Songwriter aus Seattle gehört. Auch ich hab seine Songs immer wieder auf meiner Playlist und ja, er polarisiert. Nicht unbedingt durch härte, sondern eher intelligente Texte und Stilmixe. Daher freute ich mich besonders ihn ein mal live zu sehen. Die Show war wirklich eine Show, denn neben Musik, gab es immer wieder viele Gesten, viele Gerenne und große Armbewegungen. Natürlich durfte der Hit Thrift Shop nicht fehlen. Während ich noch im Bühnengraben war, hüpften ca. 30.000 Menschen im Rhythmus des stampfenden Beats – Einen ähnlichen gab es dann gegen Ende des Konzerts auch noch mal bei Downtown. Die Stimmung war gigantisch und so holte der Sänger zwischendurch auch einfach mal zwei Freiwillige auf die Bühne zu Dance Off. Einen Dancebattle gab es tatsächlich – Während der eine Kontrahent geschmeidig den Worm-Move machte, beeindruckte der andere mit einem schamlosen Floss-Dance. Ich denke es stand am Ende unentschieden.

Danach wurde es noch verrückter und wilder. Niemand geringeres als die sexy Miley Cyrus ließ die Fans höher springen. Direkt als erste Songs gab es Nothing Breaks Like A Heart und bei dem Song Mother´s Daughter holte sie einfach mal noch ihre Mama als Verstärkung auf de Bühne. Auch die Erotik kam nicht zu kurz. So räkelte sich die junge Sängerin mehr oder minder konstant auf der Bühne und leckte einfach mal den Abiturhut eines Fans an. In Dänemark bekommen nämlich alle Abiturienten einen speziellen Hut, den sie im Sommer nach dem Abschluss immer auf haben. Dieser Hut wurde also ganz besonders verwöhnt und der junge Mann ging durch alle große dänischen Medien. Es folgten auch weitere Titel wie Miami, Party In The USA und die Covernummer Jolene. Gegen Ende des Konzerts gab Miley auch noch einige spannende politische Statements ab.

Unser Rausschmeisser des Tages waren die New Wave Band Duran Duran. Die äußerlich deutlich gealterte Band präsentierte eine perfekt durchgestylte Show, die mit dem James Bond Song A View To Kill begann. Die erste halbe Stunde bestand eigentlich nur aus bekannten Hits, wie Wild Boys und Hungry Like A Wolf. Danach folgten einige mir unbekannte Nummern, die mich nicht so richtig von den Socken gehauen haben. Gegen Ende gab es dann aber noch ein mal bekannte Kracher wie Come Undone und Rio plus noch mal fett Konfetti.

Das Licht ging an, die Musik war aus und wir gingen nach Haus.

 

Der Samstag versprach auch noch mal ein langer Tag zu werden. Denn als erste Künsterlin, die ich unbedingt sehen wollte, stand Sheryl Crow 14:00 auf dem Line Up Zettel. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und brannte unerbittlich. Sheryl kam gut gelaunt und strahlend auf die Bühne. Ja, und ich bekam etwas Herzklopfen, denn sie is immer noch bildhübsch und kaum gealtert. Es gab feinsten gechillten Country-Rock auf die Ohren. Titel wie The First Cut Is The Deepest, Try To Love Again durften natürlich nicht auf der Setlist fehlen. Ganz zum Schluß gab es dann Soak Up The Sun – Ja, und wir haben auch die Energie der Sonne aufgesaugt.

Etwas später ging es dann mit ähnlicher Stimmung mit The Lumineers weiter. Auch hier gab es sehr entspannten tiefsinnigen Rock auf die Ohren. Die Frontmann mit dem großem Hut erzählte immer mal wieder schöne Anekdoten und auch Geschichten, die zum Nachdenken anregten. Absoluter Höhepunkt war dann der Song Ophelia, der sich direkt in mein Herz spielte. Lustig wurde es eher als die Band plötzlich eine Minute lang in einen Freeze-Modus ging und keinen Muskel bewegt hat. Bei der extremen Wärme hat es nur noch ein harter Kern der Fans vor der Bühne ausgehalten, diese haben aber um so lauter geklatscht.

Dann hieß es für uns erst mal wieder warten bzw. Bands anschauen, die für uns nicht so spannend waren. So gab es die dänische Popband Minds Of 99, die in Dänemark schon einen Kultstatus hat, aber mich nicht so recht überzeugen.

Danach folgte A$AP Rocky. Der US Rapper beeindruckte weniger durch seine Musik als durch das Schreien nach „Moshpit! Open up the moshpit, I wanna see a f… moshpit“. Leider waren sowohl das Publikum als auch die Securities von dem Stimmungsausbruch überfordert. So wurde dann mehrfach auf den Videowänden angezeigt: „Passt aufeinander auf – Bitte nicht schubsen. Bitte zurücktreten es wird geschoben. Moshpit verboten“.

Darauf folgten noch die dänischen Rapper von Suspekt. Deren Fangemeinde hüpfte auch im Rhythmus auf und ab, aber eben ohne großen Moshpit. – Das war ok. Daher war das Konzert trotz Flammenwerfern für alle Beteiligten entspannter.

Absoluter Höhepunkt des Tages war dann Gitarren und Rock Gott Neil Young. Der sichtlich gealterte Superstar rockte einfach mal mehr als zwei Stunden. Zum Glück war seine Band deutlich jünger als er, sonst hätten die gar nicht mithalten können. Jedes Lied dauerte gefühlt 10-15 Minuten und es gab am Ende den Kracher Rockin´ In The Free World. Hier dachte man mehrfach das Lied sei zu ende und dann holte der Meister noch mal aus und setzte noch mal einen nach.

Ich hab dann noch 1-2 Lieder von Swedish Housemafia angehört, doch das war absolut nicht mein Ding. Die Elektrogötter waren auf meterhohen Pulten aufgestellt und die Bühne war ein einziger flimmernder LED-Schirm. Zig tausend Fans wollte noch lange nicht nach Hause gehen und genossen die Musik sowie das Feuerwerk am Ende des Festivals.

Wir freuen uns jetzt schon extrem auf die nächste Auflage des Festivals in 2020. Bands sind allerdings noch nicht bekannt und werde leider wie jedes Jahr erst spät veröffentlicht.

 

Text: Nathalie Schümchen

Fotos: Stephan Wüstenhagen

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