Das war das Amphi Festival 2019. Fotograf: Matthias Irrgang.

Unter dem Motto „Glaube, Liebe, Amphi“ lud das Amphi in der Zeit vom 20. bis 21. Juli 2019 zum 15 jährigen Jubiläum alle schwarzen Seelen aus aller Herren Ländern auf das Gelände des Tanzbrunnen ein.

Freitag – Call The Ship To Port

Am Freitag ging es mit dem Eröffnungsevent Call the Ship to Port auf der MS RheinEnergie los. Dieses Jahr traten Diorama, Solar Fake und Mesh auf.  Bei schönstem Wetter hieß es gegen 20:00 Uhr Leinen los und wir schipperten unter lautem Jubelgeschrei los. Da Diorama erst später auftraten, konnte man die Zeit sinnvoll nutzen und es sich mit einem kühlen Getränk gemütlich machen. Parallel zu der Call the Ship to Port fand eine Warmup Party auf dem Achterdeck – im Marienburger Bootshaus unter dem Namen Ship of Rebels mit Auftritten von Rotersand, Noyce und Janosch Moldau statt. Wer also nächstes Jahr nicht die Möglichkeit haben sollte an der Call the Ship to Port teilzunehmen, hat hier ebenfalls die Gelegenheit bei guter Musik sich auf das Amphi vorzubereiten. Unter lautem Jubel erreichten wir nach einer Weile das Achterdeck – im Marienburger Bottshaus. Zur Begrüßung stieg von dem anderen Schiff roter Nebel aus. Das sah schon ganz nett aus.
Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich dann doch aus dem Chillmodus aufschrecken, denn ich hatte Diorama komplett verpasst und Solar Flake fingen in diesem Moment an. Also hieß es in Windeseile vom Sonnendeck zur Galerie um nicht auch noch das nächste Konzert zu verpassen. Am liebsten wäre ich sofort wieder auf das Sonnendeck geflüchtet, da mich eine regelrechte Dampfsauna erwartete. Aber kaum als ich „Under Control“ vernahm, war eh alles vergessen und ich befand mich unter den tanzenden Menschen. Bei „Not What I Wanted“ flippten alle noch einmal so richtig aus und die Party ging danach erst so richtig los. Solar Fake wissen was Fan Herzen hören wollen. Eine kleine Info am Rande: Die Jungs sind derzeit mit der You Win, Who Cares? Live Part II auf Tour. Neben unzähligen Konzerten sind sie auch auf mehreren Festivals anzutreffen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann wieder runter zu Mesh. Dort empfing mich quasi die pure Eskalation. Mittlerweile saß niemand mehr sondern alle tanzten sich die Seele aus dem Leib, was auch kein Wunder bei Hits wie „My Protector“ oder „Taken for Granted“ war. Irgendwann wurde es mir einfach zu heiß, weshalb ich die Flucht nach Oben antrat. Unbemerkt von der Feiermeute mussten wir einen ungeplanten Zwischenstopp einlegen. Ein Besucher hatte sich scheinbar sein Bein so schwer verletzt, dass ein Krankenwagen ihn ins Krankenhaus bringen musste. Auf diesem Wege von hier gute Besserung
Wie heißt es doch so schön: „Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Stimmt es das es sein muss? Ist für heute wirklich Schluss?“
Leider hat alles einmal ein Ende, auch diese unglaublich tolle Fahrt. Immerhin wurde die Rückfahrt mit einer atemberaubenden Kulisse der Stadt Köln belohnt und jeder hing an seinem Handy und versuchte halbwegs brauchbare Fotos zu machen. Am 01.08.2019 findet der Vorverkauf für nächstes Jahr Amphi sowie die Call the Ship to Port statt. Seid also schnell, denn diese Fahrt lohnt sich wirklich!

Samstag

Fotos von SEELENACHT auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Der diesjährige Opener des Amphi waren auf der Mainstage Seelennacht. Trotz der frühen Zeit (11:00 Uhr) waren schon erstaunlich viele Fans vor der Bühne zugegen. Mit „Vorwärts“ eröffneten Seelennacht, bestehend aus Marc Ziegler und René Widukind, das Amphi und mein Interesse war geweckt. Marc Zieglers charismatische tiefe Stimme, die leicht an den Grafen erinnerte, (das ist ein Kompliment!) verzauberte ab dem ersten Takt. Mit ihrem Romantic Futurepop bzw. Dark Electropop lieferten sie eine grandiose Show die neugierig auf mehr machte.

Fotos von ERDLING auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Die Sonne schien aus voller Kraft und vor der Bühne wurde es richtig voll. Es war Zeit für Erdling. Mit interessanter Kriegsmalerei im Gericht rockten die Jungs die Bühne was das Zeug hielt. Neue Songs wie „Wir sind Asgard“ und „Im Namen der Krähe“ wurden ausgelassen von den Fans gefeiert. Passend zum Lied „Erdling“ wurden die Fans gebeten sich hinzuknien. Erst als der Sänger Neill Freiwald meinte: „Wenn ihr Blutengel heute noch sehen wollt, dann kniet euch bitte hin“, wurde seine Bitte unter lautem Gelächter nachgegangen. Zu „Blitz und Donner“ wurden noch einmal alle Kraftreserven mobilisiert.

Fotos von LOGIC & OLIVIA auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Mittlerweile hatte auch das Theater seine Pforten geöffnet und als erstes spielte die Synthie Popband Logic & Olivia. Im gut klimatisierten Theater bekam die Musik der 80er ein neues modisches Gewand umgehängt die viel Spaß machte und zum Tanzen einlud.

 

Zurück an der Mainstage, zog sich das Wetter etwas zu. Mark Benecke musste, bevor er Chrom ankündigen konnte, vom Veranstalter eine Warnung vor einem eventuellen Unwetter vorlesen. Nachdem das geklärt war, konnte endlich Chrom auf die Bühne. Kurz nach Spielbeginn fing es auch schon zu regnen an. Da vor der Mainstage ein großer Andrang herrschte, wurde der trockene Platz unter den Pilzen sehr knapp und Gruppenkuscheln war angesagt. Der Regen geriet jedoch bei dem melodischen Elektro Sound schnell in Vergessenheit und es wurde ordentlich getanzt. Petrus schien zu gefallen was er zu sehen bekam, denn der Wasserhahn wurde immer mal wieder abgestellt und die Sonne gewann immer mehr an Kraft.

Fotos von SAMSAS TRAUM auf dem Amphi Festival 2019. Fotograf: Matthias Irrgang.

Mit Samsas Traum ging es auf der Mainstage weiter. Die Band um Alexander Kaschte gastierte zuletzt 2015 auf dem Amphi Festival, damals noch im Lanxess Event Park. Mit einer guten Mischung aus alten Hits und Songs vom aktuellen Album „Scheiden tut weh“ rissen Samsas Traum die Zuschauer von Anfang an mit, wenngleich die Aufforderung, wie ein Hund zu heulen, beim ein oder anderen für Verwirrung sorgte.

 

Auf dem Schiff erwartete mich eine ausgesprochen entspannte Stimmung. Besonders die Musik von Hearts of Black Science trug dazu bei. Düsterer Synthpop vom Feinsten. Die Musik lud gerade dazu ein die Augen zu schließen und sich treiben zu lassen.

Fotos von HOCICO auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Nach der ausgesprochen entspannenden Vorstellung auf dem Schiff wurde jetzt von Hocico vor der Mainstage Eskalationsstufe Rot ausgerufen. Erk Aicrag konnte die Leute so richtig einheizen und sogar die ersten Moshpits entstanden. Im Grunde gewann man da schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf Sonntag, wenn Erk Aicrag mit Rabia Sorda das Schiff vermutlich zerlegen wird. Achtung Spoiler: Ja, das Schiff wurde zerlegt, aber dazu später mehr.

Die Abkühlung im Theater bei Cassandra Complex tat nach dem Powerwork bei Hocico richtig gut, allerdings nicht lange. Denn die Band verstand es die Leute zu ihrem Post Punk der alten englischen Schule so richtig abgehen zu lassen.

Fotos von LORD OF THE LOST auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Jetzt kamen Lord of the Lost – eine absolute Live Band! Gefühlt waren sie der heimliche Headliner. Vor der Mainstage gab es kaum noch Platz, alle wollten die interessant kostümierten Lords feiern. Trotz Platzregens wurde zu „La Bomba“ weiter ausgelassen gefeiert.

Krasser hätte der Kontrast zwischen der Musik zwischen der Main und dem Schiff nicht sein können. Während Lord of the Lost Party machten ging es auf dem Schiff mit Henric de la Cour ruhiger und relaxter zu. Viele Songs aus dem aktuellen Album „Gimme Daggers“ wurden vorgestellt und luden zum Tanzen ein.

Fotos von SOLITARY EXPERIMENTS auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Und dann war da ja noch der Platzregen und viele suchten Schutz vor dem Regen. Und es entstand wieder das altbekannte Problem der Theater Stage: Eine riesen lange Schlange! Wer das Glück hatte ins Theater rein zu kommen, der bekam bei Solitary Experiments eine super Show geboten. Songs wie „Delight“ ließ die nasse Menschenmasse ausflippen und die tanzende Woge an Menschen verwandelte die Theater Stage in eine Sauna.

 

Fotos von BLUTENGEL auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Auf der Mainstage richtete man sich langsam in Richtung Finale aus. Blutengel polarisieren was das Zeug hält, aber eins muss man ihnen zu Gute halten, ihre Live Shows sind wirklich immer wieder absolut Sehenswert, ohne Ausnahme. Und auch hier war das wieder der Fall. Neben Auszügen aus ihrem aktuellen Album „Un:Gott“ wurde eine spektakuläre Show aus Lichtspielereien und leicht bekleideten Damen gezeigt. Einziger Wermutstropfen war, dass die LED Wände und die anderen Lichtspielereien im Hellen nicht so gut zur Geltung kamen.

Nach den, sagen wir mal sehr weichen melodischen Tönen von Blutengel, war es dann mit Haujobb endlich wieder Zeit für den etwas härteren Sound. Diese Ansicht teilte nicht nur ich, sondern auch verdammt viele andere Menschen. Das Theater verwandelte sich wieder super schnell in eine Sauna, wohlgemerkt in eine dunkle Sauna. Keine Ahnung über wie viele Füße und Taschen ich stolpern musste, um mir einen vernünftigen Platz zum Eskalieren auszusuchen.

Fotos von NITZER EBB auf dem Amphi Festival 2019, Köln. Fotograf: Matthias Irrgang

Auf der Main wurde ein musikalischer Leckerbissen für die Oldschool EBM Fans der ersten Stunde angeboten. Angesichts des unerwartet remixlastigen Sets kam es unter den Zuschauern zu leichter Verwirrung, wollten viele doch die Originale hören und nicht die Neuauflagen. Doch Nitzer Ebb brachten dennoch als Headliner so ziemlich alles zum Tanzen und mich vertrieb es zu Unzucht.

 

Das Theater wurde wieder zur Sauna, was auch kein Wunder war, da das Theater wieder aus allen Nähten platzte. Unzucht spielten viel aus ihrem derzeit aktuellen Album „Akephalos“ aber auch alte geliebte Songs wie „Ein Wort fliegt wie ein Stein“ oder „Kleine geile Nonne“. Unzucht hatten ihre Fans von der ersten bis zur letzten Sekunde voll im Griff.

Verschwitzt aber glücklich ging es danach in Richtung Bett, denn der nächste Tag sollte noch viel anstrengender werden.

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