Ein Freitagabend im Sommer in Kopenhagen bedeutet auch: Freitagsrock im Tivoli. Diese beliebte Konzertreihe findet jeden Freitagabend (meist sehr spät) statt – seit einiger Zeit sogar auch samstags. Der Eintritt zum Konzert ist im Ticket für den berühmten Vergnügungspark mitten in Kopenhagen enthalten.
Marie Key live im Tivoli
An diesem Freitagabend verschlug es mich zu einem Konzert von Marie Key. Bei meiner Ankunft im Park gegen 21:00 Uhr war auf der Wiese vor der Bühne noch reichlich Platz – das sollte sich aber schnell ändern. Der Konzertbeginn um 22:00 Uhr war spät, dazu trat vor dem Hauptact auch noch eine Vorband auf.
Die relativ neue Künstlerin Mona Moroni wollte mit ihrer Band ordentlich einheizen. Sie präsentierte einige eingängige Pop-Nummern, doch das Konzert wurde mehrfach unterbrochen – zunächst kurz, dann länger –, da es technische Probleme gab. Schließlich wurde der Auftritt vorzeitig abgebrochen. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Marie Key: Gefühlvolle Pop-Poesie mit Saxophon
Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause betrat Marie Key mit ihrer Band gegen 23:00 Uhr die Bühne – begleitet von lautstarkem Applaus des Publikums. Die Bühne wirkte wie ein gemütliches Wohnzimmer, warm und einladend. Anders als bei früheren Konzerten sprach Marie dieses Mal kaum zwischen den Songs, tanzte aber immer wieder charmant über die Bühne.
Bereits als zweites Lied kam der Hit „Milano“. Hier besingt sie den Versuch, dem Alltag zu entfliehen und in einer neuen Stadt neu zu beginnen. Doch der Plan geht nur halb auf, und schnell entsteht Heimweh. Untermalt wurde das Ganze von großartigen Saxophoneinlagen – diese sanfte Mischung aus Pop, Jazz und Soul war einfach grandios. Mehr Saxophon braucht die Welt!
Direkt danach folgte „Fatter Det Nu“ („Begreif es jetzt“) – eines der wenigen positiven Lieder im Repertoire von Marie Key. Es geht um die Liebe und das Glück, sie endlich zu finden.
„Kold By“ („Kalte Stadt“) hingegen war wieder melancholisch – es erinnerte mich an den dunklen, nassen Herbst in Dänemark. Und ganz ehrlich: Darauf hatte ich in dem Moment wirklich keine Lust.
Später kam „Uopnåelig“ („Unerreichbar“), ein sehr poppiger Song über eine Liebe, die man eigentlich nicht leben darf – aber Gefühle lassen sich eben nicht immer steuern.
Gegen Ende folgte „Mixed Drink“ – ein smoothes, grooviges Lied, das schnell ins Ohr geht. Hier beschreibt Marie Key, wie sich die Sicht auf die Welt verändert, wenn man Alkohol konsumiert. Die Stimmung war ausgelassen und das Publikum textsicher.
Als Zugabe gab es dann „Uden Forsvar“ („Ohne Verteidigung“), vermutlich ihr bekanntestes Lied. Fast ein bisschen zu poppig, zu sentimental – aber eben typisch Marie Key: Die Sängerin trägt das Herz auf der Zunge.
Gegen 23:45 Uhr war das Konzert vorbei, und die Gäste wurden freundlich gebeten, das Gelände zu verlassen.
Fazit:
Marie Key ist und bleibt eine großartige Künstlerin. Je öfter ich sie höre, desto mehr erinnert sie mich an Smooth-Jazz-Ikone Sade. Sie schafft es, unterschiedliche Musikstile zu verbinden – dazu liefert sie ehrliche, poetische Texte, wie man sie heute nur noch selten findet. Schade nur, dass sie ausschließlich auf Dänisch singt – wobei gerade das ihren ganz eigenen Charme ausmacht.