Der zweite Tag des Amphi Festivals 2018 startete für mich mit Synthattack auf der Mainstage. Brachiales Gehämmer aus den Boxen versprach zunächst viel Spaß an früher Stunde. Wer sich allerdings an Songs wie Faithless‚ „Insomnia“ oder New Orders „Confusion“ versucht, muss sich auch an den Originalen messen lassen. Und wie heißt es so schön: Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, sagt man besser gar nichts.
Und so flüchtete ich aus dem Theater, gerade rechtzeitig, um die letzten Minuten von Heldmaschine noch erleben zu können.

Weiter ging es mit Neuroticfish, die an diesem Morgen eher das Kontrastprogramm darstellten. Mit gewohnt dynamisch-minimalistischer Bühnenshow und Hits wie „The Bomb“ und „Velocity“ konnten Neuroticfish die Zuschauer problemlos für sich gewinnen.

Eine weitere musikalische Neuentdeckung verbarg sich für mich hinter einer dornenbewehrten Maske: Priest feierten auf dem Amphi Festival 2018 Deutschlandpremiere, ihr aktuelles Album „New Flash“ war selbstverständlich im Gepäck. Eine recht eigenwillige Show, dafür aber eingängige Sounds und eine phantastische Atmosphäre. Hier schaue ich bei Gelegenheit gerne noch einmal vorbei!
Weder Grendel noch Qntal konnten mich in der Folge so richtig begeistern, also nutzte ich die freie Zeit für einen ausgiebigen Bummel über das Tanzbrunnengelände. Hier hatte sich die Zeit vermeintlich kaum weitergedreht. Im Gegensatz zu anderen Festivals reihte sich hier Foodtruck an Mode- oder Nippesstand. Immerhin die Sitzgelegenheiten wurden stark aufgestockt – bei den Temperaturen auch bitter nötig, ebenso wie die Trinkwasserspender.

Mit Mad Sin klinkte ich mich wieder in das Konzertgeschehen ein – und war komplett begeistert. Ich würde mich beileibe nicht als Fan von Psychobilly bezeichnen, aber hier stimmte einfach alles: Musik, Show, Stimmung – großartig. Eine tolle Überraschung und für mich ein absolutes Highlight auf dem Amphi Festival 2018 – auch wenn ich dafür Solar Fake verpassen musste. Gern wieder!

Mit Agonoize stand Chris L. erneut auf der Bühne. Bereits im Vorfeld hatte Agonoize verkündet, auf Blut verzichten zu müssen. Ein offenbar nicht ganz gelungener Auftakt schien die Laune des Frontmanns auch nicht gerade zu heben. Im Verlauf kamen allerlei Showeinlagen, wie eine auf Donald Trump „reitende“ Angela Merkel Figur, die von der Band mit Schaumstoffprügeln verdroschen wurde oder eine „Blutfee“, die mit einer Klobürste Blut im Publikum verteilte, zum Einsatz. Hartgesottenen Splatterfans mag bei dem Gigetwas gefehlt haben – von der Musik einmal abgesehen, fand ich den Auftritt jedoch durchaus gelungen.

Angesichts der langen Schlangen vor dem Theater entschied ich mich spontan, das Amphi Festival 2018 an der Mainstage ausklingen zu lassen. Mit Oomph! standen die Helden meiner Kindheit auf der Bühne und eröffneten ihren Auftritt mit „Das weiße Licht“ – einen schöneren Auftakt hätte es nicht geben können. Auch wenn sie eine Stunde Spielzeit hatten – die Zeit verging wie im Flug.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, And One keine Minute mehr zu widmen. Aber nach den ersten zwei, drei Songs war die Stimmung wieder da und die Zeit fast vergessen, in der mir Steve Naghavi mit seinem ewigen Bemühen, ums Verrecken witzig sein zu wollen, zum Hals raushing. Aber je später der Abend, desto mehr musste sich Steve wieder anstelle der Musik ins Rampenlicht rücken – was schließlich darin gipfelte, dass er das Publikum „A-D-O-L-F“ buchstabieren ließ. Originell, witzig – und mit Blick auf das kommende Album und die dazugehörige Tour ein einfacher Weg, sich wieder ins Gespräch zu bringen.
Für mich auf jeden Fall die Gelegenheit, dem Amphi Festival 2018 – und einer meiner Lieblingsbands vergangener Tage – Lebewohl zu sagen.
Amphi Festival 2018 – Schlusswort
Schön war’s, heiß war’s. Tolle Bands durfte ich sehen und kennenlernen, etliche Alben meiner Sammlung hinzufügen.
Ja, es war nicht alles super, aber die Organisatoren haben ihr Bestes gegeben, bei den brütenden Temperaturen und den begrenzen räumlichen Möglichkeiten ein gelungenes Festival auf die Beine zu stellen. Bewährtes wurde beibehalten, Probleme der letzten Jahre adressiert. Das Problem der dritten Bühne bleibt, ebenso die begrenzen Möglichkeiten des Theaters.
Für mich ist und bleibt das Amphi Festival eine tolle Veranstaltung im Herzen NRWs, das ich hoffentlich auch noch viele Male besuchen werde.
Bericht: AG/AR/CB
Fotos: Matthias Irrgang