Bereits zum fünften Mal lockte das Amphi Festival mehr als 11.000 Besucher nach
Köln an den Tanzbrunnen. Nachdem das Festival 2008 ausverkauft war, schafften
die Veranstalter für 2009 neue Kapazitäten, indem sie die Bands in der größeren
Rheinparkhalle statt im Theater auftreten ließen.


Im Theater fanden statt dessen
Filmvorführungen und Prelistenings statt. Der erstmals nutzbare Campingplatz fand
großen Andrang. Sonst blieb vieles beim Alten: Der bewährte dunkel-volk.de
Infostand, die beliebte Händlermeile mit fast identischen Ständen wie 2008, selbst
das Wetter war ähnlich kühl und regnerisch wie im vergangenen Jahr. Manche
Besucher nutzten das Amphi wieder als Laufsteg, um ihre Outfits zu präsentieren
und in einem waren sich alle einig: Die Getränke- und Essenspreise waren mal
wieder viel hoch. Im Mittelpunkt standen aber auch in diesem Jahr die zahlreichen
Bands aus allen Bereichen der schwarzen Szene, so dass ein buntes
Sammelsurium für jeden geboten wurde.


Coppelius eröffneten das Festival auf der Hauptbühne am Tanzbrunnen. Mit ihrer
Mittelalter-Folk Metal-Mischung konnten sie schon zu früher Stunde überzeugen.
Bereits über eine halbe Stunde vor Beginn des Auftritts standen ihre Fans dicht
gedrängt vor der Bühne. Zu den kühlen Temperaturen des Samstag Mittags lieferten
Coppelius den passenden Soundtrack zum warm werden.


Die Kölner Lokalmatadoren Mantus feierten auf dem Amphi ihr Livedebut, welches
leider von einer schlechten Abmischung geprägt war. Sängerin Tina war nur schlecht
zu hören und wenn Bassist Martin den Mund öffnete, schien das Publikum gar
nichts mehr zu hören. Erst beim dritten Song besserte sich der schlechte Sound ein
wenig, der Funke wollte jedoch trotzdem nicht so recht überspringen. Einzig bei
“Untergang”, einem Track aus dem aktuellen Album “Requiem” kam ein wenig
Stimmung auf. Vermutlich war der Track vielen Zuhörern von diversen Compilations
bekannt. Mantus spielten nicht nur von “Requiem” Songs, sondern wagten auch
mit “Stoßgebet” die Reise in die Vergangenheit. Ob es am schlechten Sound lag
oder daran, dass die düster-romantische Musik von Mantus nicht festivalkompatibel
ist, Mantus erwischten jedenfalls nicht den besten Start als Live-Band.


Gewohnt gut gelaunt und stimmgewaltig präsentierte sich Sven Friedrich mit seinem
Elektro-Projekt Solar Fake zu früher Nachmittagsstunde den Festivalbesuchern.
Der Zeraphine-Sänger eröffnete das Set mit “Hiding Memories From The Sun”,
einem ruhigeren Stück des Debüts “Broken Grid”. Doch direkt mit “Stigmata Rain”
ging es gut gerade aus. Wie ein Flummi hüpfte Friedrich über die Bühne.
Unterstützung bekam Sven von Keyboarder Frank, mit dem er zuvor die Fans mit
Autogrammen versorgt hatte. Die weiteren Tracks “(You think you’re) radical” und
“Sometimes” gefielen den Zuhörern, bevor der Auftritt mit der Clubsingle “The
Shield” und dem Radiohead-Cover “Creep” den Höhepunkt erreichte. Besonders
erster Song war vielen Besuchern aus den schwarzen Clubs bekannt. “Lies”
beendete einen gelungenen und durch einen guten Sound gekennzeichneten Gig.
Innerhalb von 30 Minuten bauten allerhand fleißige Hände die Bühne von einem
elektronischen Act auf die Goth N Roller von The Birtfday Massacre um.


Der
große Banner lockte viele Zuschauer an, und an die zunehmende Enge während der
Umbaupause zeigte, dass die Kanadier geradezu erwartet wurden. Als die sechs
Musiker die Bühne betraten, war selbige ausgefüllt, denn The Birthday Massacre boten nicht nur Musik, sondern vor allem auch Show. Sängerin Chibi
schnitt Grimassen, Gitarrist Rainbow spuckte und ließ den Speichel aus seinem
Mund laufen und Keyboarder Owen turnte auf seinen Instrumenten rum. Alle in
einheitlichen Hemden gekleidet, boten die Musiker einen Querschnitt aller Alben. Ob
“Lover’s End”, “Walking with strangers” oder “Blue” – The Birthday Massacre
fegten wie ein Orkan über das Amphi Festival und erstmals waren auch Zugabe-
Rufe an diesem Tage zu hören.


Mit Eisbrecher kündigte sich ein alter Bekannter beim Amphi Festival an. Die
Band zählte bereits 2008 zu den Highlights des gesamten Festivals und auch die
zunehmende Zahl an Zuhörern vor der Bühne sprach eine deutliche Sprache. Trotz
des strömenden Regens während Eisbrecher’s Auftritt ließen sich die Fans
durch Hits wie “Angst”, “Antikörper” oder “Heilig” einheizen. Zu den stampfenden
Beats reckten die Besucher die Arme in die Luft und Eisbrecher lieferten einen
guten, durch Witz und Sympathie aufgelockerten, Auftritt ab.


Zu den ersten Sonnenstrahlen des Tages betraten Covenant die Bühne.
Klassisch in hellen Anzügen gekleidet, setzten sie nach ihrer umjubelten Show vom
letzten Jahr 2009 noch eins drauf und stellten zwei neue Songs vor. Das Publikum
nahm diese jubelnd auf, und wir dürfen gespannt sein, was das neue Album sonst
noch so bereit hält. Die neuen Tracks fügten sich gut in das Set ein; natürlich durften
Hits wie “Pulse”, “20 Hz” und “Ritual Noise” nicht fehlen. Eskil hatte zwar mit
Stimmproblemen zu kämpfen, war aber gut gelaunt und animierte die Zuhörer. Die
Stimmung steigerte sich von Song zu Song und kochte bei der Zugabe fast über.
Besonders die alternative Version von “Brave New World” fand bei den Fans große
Zustimmung.


Direkt nach Covenant drängten viele Fans mit Cowboyhut nach vorne und auch
dem letzten wurde klar: Fields of the Nephilim können nicht weit sein! Sicherlich
Geschmackssache, wurde die Band jedoch zumindest von ihren Fans meist höheren
Alters gefeiert und man bekam den Eindruck, nicht wenige waren nur für sie nach
Köln gekommen.


Während des Auftritts von Feindflug in der Rheinparkhalle fiel zur gleichen Zeit
jedoch eine größere Menge Putz von der Decke, so dass selbige sofort geschlossen
wurde. Binnen zwei Stunden baute die Crew im Theater eine Bühne auf, so dass der
erwartete Auftritt von Laibach um kurz vor Mitternacht im Theater stattfinden
konnte. Sicher eine suboptimale Lösung für viele Fans, die nun lange gewartet
hatten, und denen ein langer Festivaltag bereits in den Knochen steckte. Aber
insgesamt eine gute Lösung, da so alle Bands auch am Sonntag im Theater
auftreten konnten. Das Rahmenprogramm wie DVD-Präsentationen und
Prelistenings neuer CD’s musste so zwar entfallen, was aber keinen Verlust
darstellte, da selbiges am Samstag nicht gut angenommen wurde.


Am Sonntag ging es auf der Hauptbühne mit Mono Inc. weiter, die sicher einige
Fans dazu gewonnen haben dürften. Dicht gedrängt standen die Fans zu früher
Stunde vor der Bühne und sorgten, animiert durch Sänger Martin, für gute
Stimmung. Das Publikum ging gut mit, und spätestens nach dem letzten Song “Get
some sleep” dürften alle wach gewesen sein. Mono Inc. spielen beim nächsten
Mal sicher zu späterer Stunde.


Im Theater gab es derweil mal was anderes auf dem Amphi: Die Horrorpunks von
The Other gaben sich die Ehre. Sie zeigten, dass diese Art von Musik auch auf
dem Amphi Festival gut aufgehoben ist. Die zahlreichen Besucher gröhlten Songs
wie “666 Ways to die” oder “Ripley Age” mit, tanzten dazu Pogo und bangten einfach
mit.


Als nächstes spielten Jesus on Extasy im Theater. Nach fast vollständig
abgesagter Frühjahrs-Tour waren nicht wenige gekommen, um Dorian und Co. zu
sehen. Das Theater war fast voll, als die Band aus dem Ruhrgebiet mit “Beloved
Enemy” loslegte, um mit “Nuclear Bitch” als zweiten Song noch eins drauf zu setzen.
Beim dritten Track “Direct Injection” ließ sich auch das Publikum von der Spielfreude
Jesuson Extasy´s anstecken. Der neue Drummer Dino fügte sich bestens in die
Band ein. Keyboarderin Ophelia hatte sichtlich Freude am Auftritt, während Sänger
Dorian mit Stimmproblemen zu kämpfen hatte. Der Gesang war sehr weit nach
hinten gemischt, so dass das Publikum den Gesang mehr erahnen denn hören
konnte. Mit “Lies” und “Neochrome” kamen noch zwei Tracks zum Dampf ablassen,
und wer nach diesen beiden Auftritten im Theater keine Nackenschmerzen vom
Headbangen hatte, war irgendwie bei der falschen Veranstaltung.


Auf der Hauptbühne boten derweil die Mexikaner Hocico nicht nur etwas für die
Ohren, sondern vor allem auch für die Augen. Fünf Mexikanische Ureinwohner
tanzten um die zwei Hauptakteure herum, alle kunstvoll mit Federn geschmückt.
Zumindest die optische Darbietung war äußerst gelungen, was sich in Hunderten
von hochgehaltenen Fotokameras äußerte. Auch wenn für ungeübte Ohren
Hocico’s Musik stets gleich klingt, den zahlreichen Fans hat es jedenfalls gefallen.
Viele tanzten wild und feierten zu Songs wie “Final Research” eine einzige Party.
Nachdem Hocico gegen Ende des Auftritts ihr Keyboard zertrümmert hatten,
wurde es Zeit für ein Kontrastprogramm, wie es größer nicht hätte sein können.


Schon lange vor der Show wurde aufgrund des dichten Gedränges vor der
Hauptbühne deutlich, dass Unheilig 2009 zu den absoluten Festival-Highlights
zählten. Als die ersten Töne des Intros erklangen, klatschten die Fans begeistert mit,
und als die vier Musiker die Bühne betraten, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
“Feuerengel”, “Lampenfieber” – die Fans sangen lauthals jede Silber mit. Auch der
Graf hatte sichtlich Spaß am Auftritt, immer wieder animierte er zum Mitsingen und
zwinkerte der Menge zu. Das Set war abwechslungsreich; langsame Songs
(“Astronaut”, “An deiner Seite”) wechselten sich mit Krachern ab. Mit “Sage ja” war
der Siedepunkt erreicht, unzählige Hände reckten sich gen Himmel und aus
Tausenden Kehlen ertönte der Text. Mit “Mein Stern” beendete der Graf einen
gefeierten Auftritt und auch die längste Schlange des gesamten Festivals am
Autogrammstand machte deutlich, dass Unheilig ohne Zweifel zu DEN Bands der
Stunde gehören.


Alles in allem bleibt das Amphi Festival als familiäres und gut organisiertes Festival
im Gedächtnis. Es ist fest im Kalender der schwarzen Szene verankert, was nicht
zuletzt auch die hohe Präsenz internationaler Besucher zeigt. Warum allerdings
erneut eine deutsche Band (Camouflage) ähnlich wie 2008 Die Krupps um 23
Uhr am Sonntag im Theater auftreten sollte, sie dann aber erst kurz vor Mitternacht
loslegte, bleibt eindeutig ein Geheimnis des Veranstalters. Dementsprechend leer
war es zu später Stunde im Theater dann auch. Eigentlich schade, denn
Camouflage zählen zu den bekannteren Vertretern ihrer Zunft und nicht wenige
hätten sie sich gerne angeschaut – jedoch nicht in der Nacht von Sonntag auf
Montag.

Autor: Katrin

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