The Vision Bleak ist das ganz große Horrortheater. Vorhang auf für Schwadorf und Konstanz, zwei Zirkusgaukler, die auszogen, um die Seelen der Zuhörer zu fangen und Angst und Schrecken zu verbreiten. Vor dem Konzert von The Vision Bleak am 24.10.2010 in der Kulturbastion Torgau hatte ich die Gelegenheit, ein nettes und informatives Gespräch mit dem Gitarristen und Produzenten Ulf Theodor Schwadorf zu führen.




Kristin: Wie geht es euch und wie lief die Tour bis jetzt?

Schwadorf: Das ist jetzt der dritte Auftritt. Beim ersten Gig in Bad Salzungen mussten wir erst einmal reinkommen. Der Gig gestern in München war ziemlich gut und heute bin ich sehr gespannt.

Kristin: Wie ist The Vision Bleak eigentlich entstanden?

Schwadorf: Ich bin Produzent und habe ein eigenes Tonstudio. Konstanz war damals mit seiner ehemaligen Band bei mir im Studio. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Er ist ein fantastischer Musiker. In den zwei Wochen, in denen wir das Album aufgenommen haben, enstand die Idee, dass wir etwas zusammen machen sollten. Und so kam es irgendwann zur Gründung von The Vision Bleak.

Kristin: Wie würdest du eure musikalische Entwicklung vom ersten Album „The Deathship has a new captain“ zu eurem aktuellen Album „Set Sail To Misery“ beschreiben?

Schwadorf: Das erste Album war sicher das rockigste und eingängigste Album. Es hat aber vielleicht am meisten das Typische, was viele Debutalben haben, diese Wilde. Im neuen Album haben wir versucht, diese Frische wieder einzufangen. Wir haben uns vor dem Studio nicht so gut vorbereitet., um einfach mehr Spielraum für freie Sachen zu haben.

Heute ist unsere Musik metallischer, atmosphärischer geworden, aber auch ausgetüftelter.

Kristin: Seid ihr mit den Reaktionen zum neuen Album zufrieden?

Schwadorf: Ja, soweit ich das sagen kann, schon. Die Plattenindustrie ist gerade nicht im Hoch, aber mit den Verkaufszahlen sind wir zufrieden.

Kristin: Was ist dein persönlicher Lieblingssong vom neuen Album und warum?

Schwadorf: Ich glaube „I Dined With The Swans“, weil er sehr bildhaft ist. Er ist sehr einfach nachzuvollziehen und beinhaltet alles, was uns ausmacht. Er ist vielleicht nicht so rockig, dafür sehr heavy.

Kristin: Was macht deinen einen typischen The Vision Bleak Song aus?

Schwadorf: Ich liebe Musik, die es schafft, Bilder herauf zu beschwören. Das Riff muss in der Lage sein, ein Bild heraufzubeschwören über das, was in dem Song vor sich geht. Atmosphäre ist sehr wichtig. Im Normalfall sind unsere Songs auch sehr energiegeladen.

Eine gewisse Stilsicherheit zeichnet uns auch aus ohne dabei zu sehr ins Kitschige abzudriften.

Kristin: Eure Alben sind immer sehr kunstvoll gestaltet. Arbeitet ihr vorher ein Konzept aus und gebt das dann dem Grafikdesigner vor oder wie läuft dieser Prozess ab?

Schwadorf: Den Stil, in dem wir uns präsentieren wollen, hatten wir bereits mit der ersten Platte gefunden. Uns ist es sehr wichtig, dass Musik, Text und auch die Optik eine Symbiose ergeben. Es ruiniert immer ziemlich viel, wenn Bands atmosphärische Musik machen und dann live in Jogginghose oder anderen Sachen auftreten.

Schlechte Bilder auf der CD sind genau so schlimm. Oder wenn das Layout nicht zur Musik passt. Das kann für mich ziemlich viel zerstören. Für mich ist ein Album ein Gesamtkunstwerk. Texte sind genau so wichtig wie die optische Präsentation. Es zeigt auch, dass das den Hörern sehr wichtig ist, dass sie ein komplettes Paket bekommen. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Musik überall zu downloaden ist.

Man muss den Zuhörern mehr bieten als bloße Musik. Hört sich blöd an, ist aber so.

Kristin: The Vision Bleak besteht ja eigentlich nur aus dir und Konstanz. Live habt ihr Unterstützung von Gastmusikern. Werdet ihr diese je in die Band mit aufnehmen oder wird TVB immer nur aus euch beiden bestehen?

Schwadorf: Also im Studio bzw. im Kreativprozess sind es nur Konstanz und ich. Das ist mit dem Livemusikern auch klar abgesprochen. Es sind super nette Musiker und Freunde von uns. Wir hoffen, dass die Livebesetzung so wie sie jetzt ist, so lange wie möglich bestehen bleibt. Wir sind jetzt seit 2006 mit ihr unterwegs.

Kristin: Wie würdest du euren Songwriting-Prozess beschreiben? Was für Einflüsse habt ihr?

Schwadorf: Einflüsse kommen aus einem mannigfaltigen Topf voller Musik, Literatur, Filme. „I Dined With The Swans“ z.B. ist ganz profan entstanden. Ich habe Freitag Abend auf der Couch gesessen und Galileo Mystery geguckt. Und da hat ich das erste Mal über dieses Thema gehört. Da dacht ich, darüber musst du einen Song machen.

Inspiration kann von überall herkommen. Musikalisch gesehen sind drei Bands für mich am wichtigsten: Death Can Dance, Darkthrone und Metallica. Diese drei Bands höre ich seit ich Musik höre.

Literatureinflüsse kommen von Edgar Allan Poe und Lovecraft. Songs entstehen, wenn meistens ich oder auch Konstanz ein ganz rohes Gerüst von einem Song, also ein bis zwei Themen, zusammenbaut, dem anderen vorspielt und darüber redet. Wenn es nicht gut ist, dann tschüss.

Wenn es gut ist, arbeiten wir ein grobes Gerüst zusammen. Im Studio arbeiten wir die Songs dann erst final aus. Bei The Wolves Go Hunt Their Prey war es ein bisschen anders. Da hatten wir die Songs vorher schon sehr gut ausgearbeitet. Ich mag die Platte sehr gerne, aber ich glaube es hat ihr nicht sehr gut getan. Es ist immer ein gewisse Statik drin, wenn man alles perfekt plant.

Ansonsten hat man im Studio eine kreativere Zeit und es macht einfach mehr Spaß als wenn man sich nur auf das reine Einspielen konzentriert.

Kristin: Was ist euch denn bei Livekonzerten besonders und persönlich wichtig?

Schwadorf: Energie und die Kommunikation mit dem Publikum. Es geht live darum, Spaß zu haben, um es mal in einem Satz zu sagen. Den Leuten das vermitteln, was unsere Musik ausmacht und dabei Energie und Freude an der Musik herüber zu bringen.

Kristin: Und von Veranstalterseite?

Schwadorf: Dass man was zu essen bekommt, sich vielleicht duschen und sich waschen kann. Wir sind nicht so anspruchsvoll, was das angeht. Es soll Bands geben, die den Gig absagen, weil sie die falsche Wassersorte bekommen haben. Das wollen wir alles nicht. Aber wir suchen uns schon Clubs aus, wo einfach gewisse Umstände gegeben sind.

Es gibt zum Beispiel nichts schlimmeres, als wenn man keinen richtigen Backstage-Raum hat und sich nicht richtig auf den Gig vorbereiten kann.

Kristin: Was kann man denn von euch in Zukunft erwarten?

Schwadorf: Im Moment gibt es noch gar keine Pläne. Ich denke, dass wir Ende nächsten Jahres wieder ins Studio gehen. Wir lassen die Live-Geschichte zu Set Sail To Misery langsam ausklingen und dann beginnen wir mit dem Songwriting für die nächste Platte.

Kristin: Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

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