Flogging Molly Interview

Nach ihrem Welterfolg „Float“ von 2008 bringen Flogging Molly im Mai ihr neues Album „Speed of Darkness“ auf den Markt. Die Songs behandeln diesmal nicht nur die gewohnten Inhalte wie Irland, Politik, Liebe, Tod und Alkoholgenuss sondern sprechen auch sensible Themen an. Mehrere Stücke drehen sich um die wirtschaftlich problematische Situation in Detroit, Flogging Mollys neue Heimatstadt.

Wir haben Bridget und Dave King in Köln getroffen, um mit ihnen über ihre neue CD und ihre Pläne für 2011 zu sprechen.

Andi: Hallo ihr zwei. Zunächst die allerwichtigste Frage: Wie geht es euch?

Bridget: Uns geht es super!

Andi: Das ist schön zu hören! Was genau macht ihr hier in Deutschland, seid ihr nur für die Interviews hier?

Bridget: Ja, leider. Wir sind schon seit Wochen unterwegs, das erste mal, dass wir so eine Promo-Tour für ein neues Album machen. Das ist schon ganz schön anstrengend. Morgen fliegen wir dann noch nach Berlin und danach für eine Woche zurück nach Irland.

Karla: Wir haben gehört, ihr hattet Probleme mit dem Zug nach Köln?

Bridget: Ja, wir haben fünf Stunden von Brüssel nach Köln gebraucht heute Nacht! Zu Fuß wären wir wahrscheinlich schneller gewesen…

Karla: Das Problem kennen wir hier mit der Bahn, das ist normal. Aber dann seid ihr ja bestimmt durch Aachen gefahren? Wir haben euch nämlich eine Aachener Spezialität mitgebracht: Printen!

Bridget: Dankeschön! Dann haben wir ja jetzt Verpflegung für die nächste lange Zugfahrt.

Karla: Glückwunsch übrigens zu eurem neuen Album „Speed of Darkness“. Wir hatten die Möglichkeit, es uns anzuhören und waren wirklich begeistert. Habt ihr denn einen Lieblingssong auf der CD?

Bridget: Ich denke Saints & Sinners und Rise Up sind meine Lieblingslieder.

Dave: Ich finde, man kann sich da nicht auf ein Lied festlegen. Das ist wie ein Buch, mit Speed of Darkness als Anfangskapitel und Rise Up als Finale. Man muss das Gesamtwerk betrachten!

Bridget: Ja, man kann bei einem Buch auch nicht eine Seite einzeln betrachten.

Andi: Uns ist aufgefallen, dass zum Beispiel eure Single „Don’t Shut ‚em Down“ sehr sozialkritisch wirkte, war das eure Absicht? Und wenn ja, wie kam es dazu?

Dave: Es sollte nicht unbedingt sozialkritisch sein, sondern eher eine Beobachtung. Wenn man in Detroit lebt, kann man den Verfall der Stadt nicht einfach ignorieren. Und es ist ja nicht nur Detroit, auch Irland befindet sich in einer wirtschaftlich ernsten Situation. Wir denken das ist ein wichtiges Thema, aber nur sehr wenige andere Bands realisieren das Problem.

Bridget: Ich denke schon, dass sie es bemerken. Aber sie äußern sich nicht dazu.

Andi: Also wollt ihr mit dem Album ein Zeichen setzen? Dass man durchhalten soll – nicht aufgeben sondern weiterkämpfen?

Dave: Ja, auf jeden Fall!

Karla: Seid ihr deswegen auch von Los Angeles nach Detroit gezogen? Um zu zeigen, dass man die Stadt nicht aufgeben und an einen besseren Ort ziehen sollte?

Bridget: Ja, aber genau das machen die Bewohner leider. Im Vergleich zu den 50er Jahren hat sich die Bevölkerung in Detroit nicht nur halbiert sondern geviertelt!

Dave: Und dieses Problem gibt es nicht nur in Detroit! In Irland stehen ganze Städte leer, das ist einfach sehr schade.

Bridget: Es ist traurig, wie sich die Lebenssituation dort so schnell so drastisch verschlechtern konnte.

Dave: Aber inzwischen bemühen sich die lokalen Behörden mehr, auch in Irland. Man kann bereits sehen, dass es langsam wieder bergauf geht. Die Leute sollen das merken: Nach und nach stellen sich kleine Erfolge ein und es wird wieder besser werden. Man muss der Stadt nur eine Chance geben.

Flogging Molly Interview 2

Karla: Dave, in einem Interview mit der Detroit Free Press hast du gesagt: „Das ist nicht die klassische Flogging Molly Musik, die die Leute erwarten“ – was hat eure Entwicklung so beeinflusst?

Bridget: Eigentlich finde ich, das Album ist typisch für Flogging Molly.

Dave: Schon, ja. Aber es ist nicht das, was die Leute von uns erwartet haben. Eigentlich haben wir uns bei jedem Album weiterentwickelt, jedes Album war anders. Ich denke, wenn sich eine Band nicht mehr weiterentwickelt, dann geht es zu Ende.

Bridget: Unser letztes Album, „Float“, war für uns großartig. Man hatte den Eindruck, dass nach „Float“ nichts mehr folgen konnte.

Dave: Wir hatten einfach das Gefühl, nach „Float“ war unsere Entwicklung abgeschlossen. Aber das wollten wir nicht!

Karla: Und deswegen habt ihr einen für euch großen Schritt gemacht?

Dave: Genau. Wir sind musikalisch gewachsen. Das Album enthält viel, was man von uns nicht angenommen hätte.

Andi: Ein Song auf dem Album, der mich besonders positiv überrascht hat, war „A Prayer for me in Silence“, ein Duett in dem wir auch dich, Bridget, singen hören. Werden wir deine tolle Stimme in Zukunft öfter hören?

Bridget: Das bin ich nicht! Das ist Dave! *lacht*

Dave: Ja genau, ich in meiner hohen Tonlage!

Bridget: Dankeschön für das Kompliment.

Dave: Aber Bridget singt auch in zwei anderen Liedern auf dem Album mit.

Andi: Ja, aber nur im Hintergrund. Wie kommt es, dass Bridget plötzlich die erste Stimme singt?

Dave: Sie hat schonmal auf der Bühne ab und zu gesungen. Aber im Studio nie, da ist man ja immer wie unter Beobachtung, wie bei einem Mikroskop. Jetzt hat sie sich endlich getraut.

Bridget: Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass wir alle musikalisch gewachsen sind. Ich fühle mich jetzt wohl genug um auch mal mitzusingen.

Dave: So wie wir auch als Band einfach selbstbewusster geworden sind.

Bridget: Außerdem haben die Jungs mich betrunken gemacht. *lacht*

Flogging Molly Interview 3

Karla: Wir kennen euch ja von vielen Festivals und auch dieses Jahr seid ihr für mehrere europäische Festivals gebucht. Gibt es denn eins, was ihr besonders mögt?

Dave: Nein, eigentlich nicht. Wir mögen alle Festivals. Die kleinen genauso gerne wie die großen. Es ist einfach eine ganz besondere Atmosphäre, vor so vielen Leuten zu spielen.

Bridget: Vor allem, weil viele von ihnen uns noch nicht kennen und uns ohne das Festival wohl auch nie kennengelernt hätten.

Karla: Gibt es denn nach so vielen Auftritten die ein oder andere Anekdote zu erzählen? Ich habe zum Beispiel ein Video gesehen von Rock am Ring 2009, als die Menge „Happy Birthday“ für Bridget gesungen hat.

Dave: Danke für den Tip! Das Video muss ich mir unbedingt anschauen! Spontan fällt mir nichts spezielles ein, eigentlich erleben wir bei jedem Auftritt Überraschungen. Aber ich erinnere mich immer gerne an unser erstes Festival. Damals waren wir sogar die erste Band die auftrat und wir hatten noch die Gelegenheit, unseren Soundcheck selbst zu machen. In einem riesigen und vor allem leeren Zelt. Nach dem Soundcheck gingen wir zurück in den Backstagebereich und dachten uns schon, dass das Konzert ein Reinfall wird. Aber als wir dann zurück kamen war es brechend voll und eine Wahnsinns Stimmung! Das war schon wirklich beeindruckend für uns.

Andi: Mischt ihr euch denn nach den Auftritten auch unter die Leute und hört euch ein paar andere Bands an?

Bridget: Wir versuchen auf Festivals schon, von der nächsten Band ein paar Songs zu hören. Aber meistens sind wir so müde und erschöpft, dass wir uns in unseren Bus zurückziehen und eine Flasche Wein öffnen. Sonst sind wir am Tag darauf auch einfach nicht fit für den nächsten Auftritt.

Karla: Was sind denn eure Pläne für die Zukunft, wir interessieren uns natürlich besonders für die nächste Deutschland-Tour!

Bridget: Im Herbst werden wir wieder auf Tour in Europa sein, aber die genauen Daten sind noch geheim.

Andi: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für unsere Fragen genommen habt! Wir wünschen euch noch einen schönen Abend hier bevor es weiter nach Berlin geht. Besucht ihr das nächste Irish Pub?

Dave: Sehr gerne! Vielen Dank, dass ihr vorbeigekommen seid, es hat uns viel Spaß gemacht! Wir werden gleich noch typisch deutsch essen gehen, kein Guinness heute Abend. Man soll sich ja an die lokalen Gepflogenheiten halten. Und heute Mittag gab es schon Schnitzel für uns!

Das Interview führten Karla Deußer und Andreas Ebeling

für Mindbreed



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Matthias Irrgang
Von Anfang an dabei, lag mein Hauptaugenmerk zunächst vor allem auf der technischen Realisation des Magazins. Inhaltlich habe ich mich über die Jahre vom Allrounder weg, hin zu den Bereichen Konzertfotografie und Newsredaktion entwickelt. Man trifft mich regelmäßig vor den Bühnen diverser Clubs in NRW, sowie auf meinen Pflichtfestivals (M'era Luna, Amphi Festival).