ASP - 10.10.2013 - Live Music Hall Köln

Zugegeben es wurde mehr als nur ein Wort. ASP nahm sich viel Zeit, um unsere Fragen an den Mastermind des Frankfurter Indie-Projekts erschöpfend zu beantworten. Sichtlich gut gelaunt trafen wir ASP vor dem Konzert in Potsdam. Mit neuem Album und frischem Programm im Rücken konnte das Interview ohne Zeitdruck stattfinden.

Fabian (F): Dein neues Album „Maskenhaft“ ist in die deutschen Charts auf Platz 2 geschossen. Auf welchen Song bist du besonders stolz?

ASP (A): Eine sehr schwierige Frage, fast so wie „Welches Kind hast du denn am liebsten?“ Eigentlich gibt es da kein Spezielles. Ich finde, dass man das Album komplett genießen sollte, praktisch in einem Rutsch. Die einzelnen Songs sind ja Kapitel einer ganzen Geschichte, zwar etwas zeitgemäßer, aber am liebsten wäre es mir gewesen, dass man die Songs nicht einzeln hören könnte, sondern nur als Gesamtkunstwerk. Aber das ist leider nicht möglich. Die „Maskenhaft“ ist sehr homogen und geschlossen geworden, manche mögen es, andere finden es schwierig, da kein Song auf den ersten Blick plakativ erscheint. Es sticht kein Song heraus beim ersten Hören, man muss das Album mehrfach hören, ehe man sich darüber wirklich ein Urteil erlauben kann.

F: Woher kommen die Inspiration für die ungewöhnlichen Bilder in „Maskenhaft“-Booklet?

A: Eine gute Frage. Ich glaube die Inspiration kommt zu Einem, nicht umgekehrt. Und wenn man dieses Glück hat, dann kann man es einfach aus der Luft pflücken. Allerdings ist es in unserer Arbeitsweise auch so, dass jeder seinen eigenen Film zu laufen hat und so entstehen dann Ideen, die wir gemeinsam zu etwas Großem werden lassen. Die Ideen sind meist schnell da, nur die Umsetzung ist immer sehr zeitaufwendig. Denn man muss ja Jemanden finden, der einem in den Kopf sehen kann und es so umsetzt, wie man es sich vorstellt und da habe ich mit Timo Würz den perfekten Partner gefunden.

ASP - 10.10.2013 - Live Music Hall Köln

F: Eine der Locations war auch das Herrenhaus Vogelsang, in dem auch das Heart’n Romantic Festival (Mindbreed berichtete) stattgefunden hat. Wie war diese Location für dich?

A: es war wunderschön, einzigartig. Die Stimmung passte einfach hervorragend und war dabei trotzdem voller Gegensätze. Es war auch voller Herausforderungen, wir mussten eine Bühne bauen für die Tänzerin, die man im Booklet an der Wand hängen sieht. Das Haus hat seinen eigenen Charme, das denkt man sich „da passt was nicht zusammen“. Im Keller haben wir einen Bereich gefunden, bei dem die Decke bis zum Dach durchgebrochen war, sehr verstörend, aber toll.

F: Was hältst du von Live-Mitschnitten im Fernsehen

A: Das kommt stark auf den Sender an. Generell kann ich sagen, dass ich so was nicht so gern mache. Der Sound klingt meist nicht so wie man es sich als Künstler wünscht, sicherlich ein Tribut an die Zuschauer, denn es schauen ja nicht nur begeisterte Fans zu, sondern eventuell auch die Hausfrau und diese möchte man nicht verschrecken mit brachialem Sound. Im Fall von ZDF-Kultur und dem Wacken-Mitschnitt war es ok, da ich den Sender selbst ab und zu mal sehe. Ich habe den Beitrag ja schlussendlich auch freigegen, aber ich denke, dass ich auf andren Sendern einfach nicht die Zielgruppe erreiche, die ich erreichen will. Ihr seht mich definitiv nicht bei RTL II oder anderen Sender, die ich nicht selber sehe. So was kann ich nicht vertreten. Meine Abneigung gegen Aufzeichnungen liegen auch darin begründet, dass man die Stimmung eines Live-Konzertes nicht einfangen kann, entweder bist du live dabei oder eben nicht. Das funktioniert nicht über den Fernseher. Aber die Fans haben sich gefreut und deshalb haben wir auch zugestimmt.

ASP - 10.10.2013 - Live Music Hall Köln

F: Du bist ja schon einige Tage in der Szene unterwegs. Gibt es Veränderungen?

A: Sie hat sich geöffnet, für meine Begriffe zu weit und zu offen. Es ist schwer diese Frage zu beantworten ohne auch viel Negatives dabei zu bemerken. Sie ist musikalisch offener geworden und auch viele neue, gute Bands hervorgebracht. Auch wir haben davon profitiert, da wir ja auch verschiedene Stilrichtungen vermischen und keinen typischen, puren Gothic Rock machen. Aber ich habe persönlich das Gefühl, das in den letzten 5,6 Jahren eine Banalisierung stattgefunden hat und man sich nicht mehr gerne mit Bands und deren Inhalten beschäftigt und man eigentlich nur noch zu Festivals geht, um möglichst viel zu trinken und den größtmöglichen Spaß zu haben. Mein Problem als Künstler dabei ist, wie soll ich denn meine Inhalte vermitteln, wir sind nun mal keine Partyband, sondern als Vertreter der düsteren Richtung, das passt irgendwie nicht. Eventuell gibt es ja eine schwarze Szene innerhalb der Szene, denn es gibt ja viele Bands, die sich dem Bereich verschrieben haben. Als Privatperson fühle ich mich schwarz, das war immer so, aber in den letzten Jahren hatte ich oft das Gefühl, das ich mich rechtfertigen muss, weshalb man nicht nur gute Laune hat und das finde ich sehr schade. Zum Glück gibt es aber immer noch Leute, die Lust haben, sich mit Inhalten oder einem dicken Booklet auseinander zu setzen.

F: Woher stammt die Idee zum „MäzenatenTumult“, bei dem du jungen, regionalen Bands ja die Bühne überlässt?

A: Die Idee war schon lange da, aber die Umsetzung hat dann doch länger gebraucht als gedacht. Mit dem „Orkus!“ haben wir schlussendlich einen passenden Partner gefunden und so konnten die Fans dann ihre Favoriten auf die Bühne wählen. Außerdem wollten wir etwas zurückgeben, denn uns wurden auch viele Chancen gegeben, um uns zu beweisen. Ohne diese Chancen wären wir nicht da, wo wir sind. Ich bin auch sehr gespannt, wie es für die Bands und die Fans am Ende dann werden wird.

ASP - 10.10.2013 - Live Music Hall Köln

F: ist es denn in Zeiten des Internets und den Social Networks schwieriger als Band durchzustarten?

A: Ja, definitiv, es ist Segen und Fluch zugleich. Man kann zwar seien Inhalte unheimlich breit streuen, aber es ist extrem schwierig aus der Masse herauszustechen und Aufmerksamkeit zu erregen. Die Auswahl ist einfach unüberschaubar. Früher stand man in einem Magazin oder man musste halt die Jugendclubs der Republik bespielen, das ist heute auch nicht mehr ganz so einfach, denn dem Musikbusiness geht es nicht mehr so gut wie vor 20 Jahren. Früher war es so, dass etablierte Veranstalter es sich einfach leisten konnten einige kleinere Bands spielen zu lassen, da das Zuschauerinteresse größer war und man neben den großen Konzerten noch Kapazitäten frei hatte, das ist heute definitiv nicht mehr der Fall. Da war halt jeder bemüht, die Szene lebendig und frisch zu halten. Als Musiker konkurrierst du heutzutage auch mit viel mehr Entertainment Möglichkeiten, als noch vor 10 Jahren. Das Angebot ist einfach zu riesig und deshalb ist es schwieriger geworden. Die Leute gehen auch kaum auf kleinere Konzerte, wieso auch? Man kann sich ja auch mit Freunden treffen und dann YouTube Videos schauen. Das sag ich ganz wertfrei, das ist der Lauf der Zeit. Deshalb war es uns so wichtig den kleinen Band eine Plattform zu bieten.

F: Hast du einen Wunschpartner, mit dem du gerne mal zusammenarbeiten willst?

A: An dieser Stelle sag ich ja immer: Loreena McKennitt. Ihre Stimme wäre ein toller Kontrast zu meiner Eigenen. Aber insgesamt fühle ich mich immer noch sehr belohnt und beschenkt, mit dem was ich machen darf und auch an den Leuten, mit denen ich zusammenarbeiten darf. Deshalb mache ich mir darüber sehr wenig Gedanken. Ich bin sehr zufrieden so wie es ist. Ich freue mich über jede CD, die ich veröffentlichen darf und über jedes Konzert, das ich geben kann.

ASP - 10.10.2013 - Live Music Hall Köln

F: Gibt es eine Zusammenarbeit, die du bereut hast?

A: Nein, eigentlich nicht. Sicher manchmal verändern sich Leute, aber zu der Zeit, als diese Zusammenarbeit stattgefunden hat, war ich überzeugt davon und so sollte es ja auch sein. Ich bin da aber auch übervorsichtig. Subway to Sally war ja z.b. beim „Bundesvision Song Contest“ und ich glaube, dass es der Band in keiner Weise geschadet hat, aber ich würde es einfach nicht machen, weil ich glaube, dass ich da nicht die richtigen Leute erreiche. Wir sind eine schwarze Band, die sich in der Szene sehr wohl fühlt, also wieso sollten wir da raus wollen?

F: Was planst du für das kommende Jahr?

A: Aber wir haben doch erst… Nein, mal im Ernst, natürlich haben wir schon Pläne. Eins steht aber definitiv fest: Es wird im neuen Jahr kein weiteres Album geben, da wir uns für den Nachfolger etwas Zeit lassen wollen und deshalb lassen wir es in Dingen „Studio CD“ ganz langsam angehen, aber ich werden an dem Nachfolger von „Maskenhaft“ schon anfangen zu arbeiten. Das wird ganz anders, als diese CD.

Eine andere Geschichte ist natürlich, das wir nächstes Jahr 15 Jahre alt werden und das wollen wir feiern mit einer ganz besonderen Tour, die wir so noch nie gespielt haben. Es wird einzigartig und natürlich großartig werden. Einige Projekte stehen noch an. Kai Meyer und ich haben uns entschieden gemeinsam was zu machen, also wahrscheinlich eine CD gemeinsam aufzunehmen.

Das nächste Jahr habe ich mir freigehalten, um kreativ zu arbeiten und nicht um schon wieder eine Studio CD herauszubringen. Das Jubiläum steht eher im Mittelpunkt, es wird eine neue Best-of CD geben, denn die bisherige ist ja schon in die Jahre gekommen und die neue soll dann das gesamte Spektrum im ASP Universum abdecken, da ist ja in den letzten Jahren eine Menge passiert. Außerdem wollen wir neue Strategien entwickeln, denn es ist im Musikbusiness wirklich schwer geworden und auch wenn „Maskenhaft“ sehr erfolgreich aussieht, so sind die Produktionskosten noch lange nicht eingespielt. Da müssen wir schauen, wie wir das in Zukunft organisieren für kommende Releases.

Fabian: Vielen Dank für das Gespräch!

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