Ostfront - Ave Maria Cover

Was ist eigentlich aus Ost+Front“ geworden, dachte ich mir Anfang Juli noch, in Gedanken an den Auftritt auf dem M’era Luna Festival 2011 (Fotos in der Galerie). Nach der Trennung von Sänger und Frontmann Chris (Mindbreed berichtete) war es still geworden – doch kurz nach dem Amphi Festival 2012, auf dem ein großer Banner das erste Album ankündigte, rückte die Band wieder in meinen Fokus.

Nach einer ersten Singleauskopplung und dem dazugehörigen Video flatterte kurze Zeit später die Promoversion von „Ave Maria“ in unsere Redaktion.

Zugegeben, ich tat mich nicht leicht mit der Rezension, allerdings machen es einem Ost+Front auch nicht gerade einfach, die richtigen Worte zu finden.

Schon der Single „Ich Liebe Es“ merkte man an, welche Band als Vorbild fungiert – und dies zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Ob der Dschihad bei „911“ oder sexuelle Phantasien bei „Ich liebe es“ und „Gang Bang“ besungen wird – Musik, Vocals und Lyrics erinnern konsequent an eine Rammstein-Coverband. Das mag für Fans des Genres vielleicht akzeptabel sein, originell ist allerdings anders, da helfen auch keine Masken und Pseudonyme – „Eva Edelweiß“ und „Siegfried Helm“ seien hier exemplarisch genannt.

Auch wenn die Band offen damit umgeht und auf ihrer MySpace Seite unter „Einflüsse“ an erster Stelle die Berliner Formation anführt – eine eigene Note hätte dem Album gut getan.

OST+FRONT scheuen sich nicht, anzuecken, wollen polarisieren und genau den

einen Schritt weiter gehen, vor dem andere Bands bislang gezögert haben.

Dennoch geht es nicht um bloße Provokation, der Provokation willen…

Bereits die Singleauskopplung wurde mit diesen Sätzen beworben, und davon ausgehend könnte man erwarten, mit „Ave Maria“ ein innovatives Album in den Händen zu halten. Wenn die Innovation darin besteht, eine hinlängliche bekannte Soundkulisse um mäßig interessante Texte zu weben, ist das auch gelungen. Welcher Schritt weitergegangen wurde erschließt sich auch nach mehrfachem Konsum von Album und dazugehörigem Video nicht, denn die Provokation in Form eines Musikvideo-Pornos ist nicht neu (hier lässt „Pussy“ von Rammstein lässt grüßen), und sowohl inhaltlich als auch die musikalisch kommt einem alles seltsam vertraut vor.

Dabei ist die Musik keinesfalls schlecht und gerade die ruhigeren Stücke „Ein alter Mann“ und „Dawaj Dawaj“ gefallen mir ausgezeichnet – dennoch, wenn ich Rammstein hören möchte, höre ich Rammstein und keine Band, die ihr musikalisches Werk – bewusst oder unbewusst – fast vollständig nach Art von Rammstein aufbaut.

Wer sich zu 100% mit dieser Musik identifiziert oder gar Rammstein nicht kennt, und wem es nichts ausmacht, gedanklich permanent Parallelen zu den Werken einer anderen Band zu ziehen, der kann hier bedenkenlos zuschlagen. Der Rest sollte lieber vorab hineinhören, bevor nach dem Kauf der große Frust kommt.

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