Kilowatts

Für Mindbreed stellen sich James Watts und Peter Vanek den Fragen zu ihrem Debüt Album „Focus & Flow„. Was sie über Mainstream denken, warum das Album erst nach 4 Jahren erschien und was Stefan Herwig von Dependent Records damit zu tun hat, lest ihr hier.




Eniz: Als erstes, wie geht es euch? Und Entschuldigung wegen meiner furchtbaren Grammatik. Ich hatte zwar Englischunterricht in der Schule, aber Grammatik war immer der Horror. Aber keine Sorge, das Übersetzen klappt dafür umso besser.


K+V.: Keine Sorge – Solange es nur einmal übersetzt ist, sollte alles in Ordnung sein. Erst die dritte Übersetzung kreirt so seltsame Dinge wie Diskussionen über Kokosnüsse und rosa Flugzeuge.


Eniz: Euer Debut-Album „Focus & Flow“ wurde nach einer unglaublich langen Produktionszeit im September veröffentlicht. Nach 4 Jahren habt ihr, James Watts und Peter Vanke, ein Album erschaffen, was die Presse als „den heissesten Newcomer 2009“ betitelt hat. Was denkt ihr 3 Monate später darüber?


K+V.: Nun, im großen Rahmen ist ein 3 Monate alter Künstler immer noch ein Newcomer. Für uns ist das Album über 4 Jahre alt, aber es klingt immer noch frisch, weil wir es die gesamte Zeit über auf einen 2010 Musikstandard
hin vorbereitet haben.


Eniz: Ihr zwei seid aus Belgien und den USA. Dazwischen liegt der Pazifik. Wie kam es, dass ihr euch begegnet seit? War es der Anfang einer schüchternen Internet-(Musik-)Romanze?


K+V.: Ha! Ich glaube, so kann man das nennen. Aber wir haben uns nur für einen One Night Stand in Deutschland getroffen, wo wir dann süße Musik miteinander gemacht haben – danach haben wir uns Jahre nicht mehr gesehen.


Eniz: Wann hab ihr gemerkt, dass ihr beide Musik machen wolltet? Was für eine Entwicklung war nötig, letztendlich das Duo entstehen zu lassen? Wie waren die Anfänge?


Jamie: Ich habe mir ein paar Sachen von Peter angehört und wollte mit ihm ein wenig zusammenarbeiten. Ich hatte
ein paar Erfahrungen was Gitarre und Gesang angeht und ich war zu der Zeit sehr experimentiell, so war es also
eine Art Wettbewerb ob diese beiden Sachen zusammenpassen. So entdeckten wir, dass wir auf dem gleichen Level sind.


Peter: Zur gleichen Zeit habe ich enthusiastisch Jamie’s Werke gehört und liebte es, wie er solch eine intensive elektronische Textur erschaffen konnte. Mit all den Emotionen. Die Gefühle, die er ausdrückte, waren in etwa das, was ich versuchte in meinen Songs auszudrücken. Aber mit einem anderen Medium. In irgendeiner Weise war es dazu bestimmt so zu sein, wie es war.


Eniz: Ihr hattet euer Album erst auf einer Festplatte gespeichert. Wieviel Zeit und wieviel Geduld waren nötig, bis ihr das fertige Album in den Händen halten konntet?


K+V.: Eine Menge Geduld. Wir wollen das Album in digitaler Form der Welt zu präsentieren und ich vermute dass wir angenommen hatten, dass es seinen Weg zu den richtigten Hörern finden würde. Aber Stefan (Stefan Herwig von Dependent Records; Anm. d. Red.) hob es aus dem Cyberspace und rettete den Tag.


Eniz: In meiner Rezension schrieb ich, dass mich das Album an die früheren Werke von The Notwist erinnert. Besonders „Shrink“. Welche Musik hat euch inspiriert eine Mixtur aus elektronisch-akustischer Musik zu machen?


Jamie: Ich liebe The Notwist und sie sind sicherlich einige der Leute die diese Art von emotionaler Verwebung
von akkustischer und elektronischer Musik vorrangetrieben haben.

Peter: Ich denke in Hinsicht auf die Kombination von elektrischen Sounds, live gespielten Instrumenten und Gesang sticht Lamb meiner Meinung nach aus der Masse hervor. Obwohl ich wohlgemerkt um Längen weniger süß bin als Louise Rhodes.


Eniz: Glaubt ihr, dass die Leute eure Musik annehmen werden? Es ist weit entfernt vom Mainstream und es braucht seine Zeit um Zugang zu dem Album zu finden.


Jamie: Ich neige dazu zu glauben, dass das Wort „Mainstream“ eine Illusion ist. Musik erreicht diejenigen, die auch offen dafür sind. Und es hilft nicht, sich den Leuten aufzudrängen. Das Schöne an unserer Internetkonnektivität ist, dass Musiker mit ihrer Musik sofort die richtigen Menschen erreicht. Mit all der ganzen Vielfalt ist für jeden was dabei.

Peter: Dem stimme ich zu. Wenn wir alles einordnen würden, würden wir niemals unsere Horzonte erweitern. In einer
gewissen Weise sind alle neuen Musikübertretungen und Vermischungen Teil dieser neuen Explorations Ära.


Eniz: Ist es nicht riskant etwas zu machen, wovon man ansich schon weiss, dass es ein Nicht-Mainstream Album werden wird? Sicher, ihr reflektiert eure Gedanken und Gefühle in dem Album. Aber davon kann man nicht leben. Ist der Profitgedanke ein Faktor den man berücksichtigt oder berücksichtigen muss oder ist euch das egal? Fuck Mainstream?


Jamie: Nun, ich sage Fuck Mainstream! Für jeden Karrieremusiker der von seiner Kunst lebt und davon abhänig ist, ist es ein erschreckender und lähmender Aspekt. Wir haben gesehen wie es Künstler beeinflusst hat und Dinge von Anfang an verändert hat. Aber Peter und ich haben dieses Album geschrieben als eine Widmung an das Schöne und
wir haben „Die Industrie“ dazu involviert, so konnte unser Fokus nicht abgelenkt werden. „Mainstream“ ist eine
vorrübergehende Definition. Kilowatts & Vanek könnte morgen bereits als Mainstream bezeichnet werden, obwohl wir
nicht ein Stück daran verändert hätten.

Peter: Vielleicht lehne ich mich gerade zu weit aus dem Fenster, aber ich glaube, dass „Mainstream“ im großen Stil in Büros mit aalglatten Managern entschieden wird, die über Musik und Promotion reden, ohne richtig die Musik gehört zu haben. Mainstream ist eher ein Firmenausdruck, während Musiker einfach nur ihre Musik machen ohne ständig in Kopf „das muss jetzt Mainstream werden“ zu wiederholen.


Eniz: Stefan Herwig, von Dependent Records, hatte sein geschlossenes Label wieder ins Leben gerufen, nachdem er auf eure Musik aufmerksam geworden ist, laut Presse Handout. Was habt ihr gedacht, nachdem ihr gehört hatte dass er so begeistert von eurer Musik war?


K+V.: Das war eine große Ehre. Jemanden zu haben, der an einen glaubt (wie Stefan) ist ein wahrer Segen.

Wir sind uns sicher, dass Stefan das nicht alleine unseretwegen ins Leben gerufen hat. Wir sind nur ein kleiner Teil einer erstaunlichen Künstlerfamilie, die ein warmes Nest bei Dependent gefunden hat. Eine andere Sache ist, dass Stefan ein Labelbesitzer ist wie kein anderer, dem die Musik an erster Stelle steht.

Ein Beweis dafür ist, dass er mit Motor Digital zusammenarbeitet, die die digitale Ausgabe unseres Albums betreuen.

Wir sind verwöhnt worden, dass wir solche hingebungsvolle Partner haben.


Eniz: Wird es eine Möglichkeit geben, euch demnächst live zu sehen?


K+V.: Wir arbeiten dran auf Deutschlandtournee zu gehen. Du wirst uns also irgendwo in deiner Nachbarschaft sehen. Und da sind zarte Gerüchte über eine eventuelle USA Tour. Aber du weisst ja, man soll niemals Gerüchten glauben.


Eniz: This is it! Ach, nebenbei… wie habt ihr euch gefühlt, als ihr gehört habt, dass MJ tot ist?


K+V.: Ach! Was für ein Typ! Was für ein bewusstseinsverändernder Funk! Was für erderschütternde Bewegungen!
MJ hat uns alle beeinflusst!


Eniz: Danke für die Zeit die ihr euch genommen habt um meine Fragen zu beantworten. Ich hoffe, es war nicht zu hart.


K+V.: Du hast mein Gehirn für heute ausreichend in Schwung gehalten :)

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