Bei Kontrol handelt es sich um das zweite Album des aus Aschaffenburg stammenden Duos Wertstahl. Nach ihrem ersten Release „://firewall“ wollten deDoktor und W.A.Mossad musikalisch direkt an klassischen EBM und Industrial anknüpfen. Auch wenn sie Pionieren des Genres – wie beispielsweise Front 424 oder DAF – noch lange nicht den Rang ablaufen können, muss man dennoch zugeben, dass das Album ein recht erfolgreicher Versuch ist, die elektrische Lücke der letzten Jahre etwas zu füllen.



Das Album enthält 12 Tracks plus einem Remix des Songs „Identity Second Pass“ von Funker Vogt. Wenn das Album auch durch und durch elektrisch ist, erwartet einen dennoch kein zugestopfter Krach oder plump verzerrtes Geschredder.

Im Gegenteil: Die Songs sind puristisch gehalten, wodurch die einzelnen Elemente nicht einfach in der Menge untergehen, sondern ihre Wirkung voll entfalten. Ein klarer Beat, eine leicht computermodifizierte, meist eher monotone Stimme und ein paar melodische Akzente. Nicht zu viel, aber definitiv auch nicht zu wenig, Wertstahl ist eine gute Mischung gelungen.

Dazu kommen Texte die zeigen, dass die beiden Herren alles andere als auf den Mund gefallen sind. Irgendwo zwischen ernster Nachdenklichkeit und leicht belächelnder Ironie finden sich Titel und Textzeilen wie „Only the young die good“ („Nur die Jungen sterben gut“) oder „As a spectator to my entire life/I just float, can’t interact“ („Als Zuschauer meines eigenen Lebens treibe ich nur umher, kann nicht interagieren“).


Während der Song „Der Mechanische Soldat“ – wie der Titel ja auch schon vermuten lässt – ein ordentliches Tempo vorlegt, sind die Songs im allgemeinen eher etwas ruhiger. Dadurch sind zwar nicht alle Tracks potenzielle Tanzflächenfüller, aber dafür um so geeigneter für den häuslichen Genuss.


Die CD ist ein gut abgeschlossenes, in sich stimmiges Gebilde. Kein Song scheint aus der Reihe zu tanzen, Kontrol ist tatsächlich eines der Alben, die man von vorne bis hinten durchhören kann, ohne den Spaß daran zu verlieren. Kurzum: Für alle EBMler und sonstigen Freunde gepflegter elektronischer Musik ist dieses Album sicher eine Bereicherung der CD-Sammlung.

Persönlicher Anspiel-Tip: „Kämpfer“ – ernster, nahezu deprimierender Text kombiniert mit einer Melodie, die man wohl am ehesten als niedlich beschreiben kann.

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