10076_d1630cf6c22e3c393ab69da8fc3446dfc5adc1c6_195x400Das Jahr 2008 stand ganz im Zeichen der Mittelalter-Folk-Rock Band mit dem klangvollen Namen Schandmaul. Nicht nur, dass die sympathischen Bayern bereits ihr 10 Jähriges Bühnenjubiläum feiern konnten und selbiges natürlich auch in Form eines grossen Jubiläumskonzertes im Münchener Zenit taten. Nein, nebenbei veröffentlichten Schandmaul auch noch ihr inzwischen sechstes Studioalbum, sowie die DVD „Sinnbilder“, sozusagen als kleinen Vorgeschmack auf die für 2009 geplante Live-DVD, welche dann das Jubiläumskonzert vom 14. November 2008 dokumentieren wird.

Mit „Sinnbilder“ zäumen Schandmaul das Pferd sozusagen von hinten auf. Was üblicherweise bei DVD Produktionen als Bonusmaterial gehandhabt und verwertet wird, bildet nämlich in diesem Fall nicht nur den Anfang, sondern gleichzeitig auch das Herzstück des Silberlings. Das bedeutet im Klartext: „Sinnbilder“ ist in erster Linie eine Dokumentation über die Band Schandmaul geworden, die von einem musikalischen Part – dem Auftritt auf dem Wacken Festival 2007 – genau genommen „nur“ abgerundet wird.

In liebevoll in Szene gesetzten Einzelportraits stellen sich Thomas, Anna, Stefan, Martin, Birgtit und Matthias dem Zuschauer vor und zeigen sich dabei erstaunlich privat und gesprächig. So erzählen die 6 Schandmäuler in jeweils 10 Minuten dauernden Sequenzen von Kindheitserinnerungen, prägenden Ereignissen und natürlich ihren Rollen in der Band.<br>
Auch wenn 10 Minuten im ersten Augenblick nicht besonders lang klingen mögen, bei 6 Bandmitgliedern machen jeweils 10 Minuten Monolog summa summarum eine ganze Stunde Sprechzeit aus. Und das ist in voller Länge und an einem Stück gehört, bzw. angesehen vermutlich nur für eingefleischte Schandmaul Fans erträglich. Bei Neueinsteigern dürfte da recht schnell der Zeigefinger nervös in Richtung Skiptaste zucken, um zum zweiten Menuepunkt, dem Livemitschnitt vom Wacken 2007, zu wechseln.

Trotz der auf Festivals bekanntermassen oftmals etwas begrenzten Spielzeit, konnten Schandmaul den Wackener Metalheads, inklusive einer Zugabe nach dem obligatorischen Abschiedsgeplänkel, insgesamt 13 Songs darbieten, die einen guten Überblick auf das bis dato veröffentlichte Material boten.
Während auf Klassiker wie „Vogelfrei“, oder „Walpurgisnacht“ – das steht ausser Frage – natürlich kein ordentlicher Schandmaulabend verzichten darf, ist natürlich klar, dass man hier noch keine Titel aus dem aktuellen Album „Anderswelt“ vorfinden kann, da Dieses zum Zeitpunkt der Aufnahme genau genommen ja noch gar nicht spruchreif war.

Aus musikalischer Sicht geben die Schandmäuler ihr Bestes und feiern, in gewohnt enthusiastischer Art und Weise auf der Bühne und das Publikum, was man dank stetiger Kameraschwenks gut beobachten kann, tut es ihnen gleich. Die Tatsache, dass Sänger Thomas Lindner gesanglich nicht immer zu hundert Prozent zu überzeugen vermag und teilweise fast ein wenig schwach auf der Brust klingt, tut der Stimmung keinen Abbruch, sondern unterstreicht vielleicht sogar noch ein bisschen mehr den einzigartigen Charme eines Liveauftrittes.<br><br>
Und die Transportation dieses Livefeelings, gelingt der DVD, nicht zuletzt dank der guten Kameraführung, wirklich optimal. Es ist selbst auf dem heimischen Sofa sitzend, beeindruckend mit anzusehen, wie gut die Kommunikation zwischen Band und Publikum funktioniert und ein schier nicht enden wollenden Heer von Festivalbesuchern den Kommandos eines „Mittelalterbarden“ folge leistet, oder absolut textsicher die einzelnen Lieder mitsingt.

Mutig, weil durchaus ein wenig provokant, schliesslich befindet sich man auf einem echten Metalevent für hartgesottene Headbanger und Konsorten, beschliessen die Münchener Barden ihren Auftritt mit einem der schönsten Liebeslieder, aus dem Hause Schandmaul überhaupt. Doch allen Befürchtungen zum Trotz wird auch „Dein Anblick“ von den anwesenden Festivalbesuchern genauso positiv aufgenommen, wie die übrigen Songs und sogar noch mit einem Lichtermeer aus Feuerzeugflammen entlohnt. Ein gelungener Abschluss für ein gelungenes Konzert. Die Schandmäuler bedanken sich bei ihrem Publikum und dieses verabschiedet sich mit der berühmten Wackenwelle von den Musikern.

Und da das eigentliche „Bonusprogramm“ bei diesem Werk ja schon im Hauptteil verarbeitet wurde, endet diese DVD mit einem kleinen Extra in Form eines Videoclips zu dem Song „Frei“. Zwar verbirgt sich hinter diesem Videoclip kein bombastisches Musikvideo mit Storyboard und Specialeffect Untermalung, sondern eine kleine, feine Proberaumperformance. Diese passt in ihrer Einfachheit aber einfach wunderbar zu der charmanten Band.

Fazit: Alles in allem ist „Sinnbilder“ ein absolut solider Silberling geworden, der in keiner Sammlung eingefleischter Schandmauljünger fehlen sollte. Ob und inwiefern Neu- und Quereinsteiger an diesem Werk, dessen Augenmerk auf dem Portrait der Musiker liegt, gefallen finden können, ist hingegen ein wenig fraglich. Zwar wiegt der Livemitschnitt die Langatmigkeit des Dokumentationsteils durchaus wieder auf, aber vielleicht sollte man als Neuling dann doch besser auf die Veröffentlichung der nächsten DVD warten, die das Münchener Jubiläumskonzert reflektieren wird.





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