santiano-von-liebe-2 Die live DVD Von Liebe, Tod und Freiheit – Live / Waldbühne Berlin von Santiano hat mich begeistert. Ich gebe es zu, ich bin ein Santiano Fan. Das hat Ursachen. Als Jugendlicher wollte ich zur See fahren. Jetzt habe ich mir den Traum erfüllt und bin auf einem hundertjährigen Traditionssegler mehrfach auf der rauen Ostsee mitgefahren und habe mit Hand angelegt an Masten und Segel.
Ich bitte deshalb zu entschuldigen das ich etwas überschwänglich von Santiano berichte.
Selbstverständlich war ich auch selbst auf Konzerten, leider nicht in der Waldbühne.

Artwork: Verpackt ist die Scheibe in einer Standart-DVD Hülle mit dunkel gehaltenem Cover. Man sieht unten die gefüllte Waldbühne Berlin was auch dazu geschrieben wurde. Darüber sind die fünf Barden von Santiano abgebildet und der Titel der Tour. Hinten ist die Titelliste damit man weiß was gespielt wird. Innen ist ein Foto der Bühne mit Publikum. Eingelegt sind ein Werbeflyer für den Fanshop und ein schmales Booklets. Außer Titelliste und langen Listen der beteiligten Personen sind nur wenige Bilder enthalten. Einige Informationen zur Band oder zur Tour inclusive Songtexte hätten das Heft abgerundet, leider nichts. Immerhin merkt man beim Lesen, das Andreas Fahnert fehlt und Dirk Schlag an der Gitarre steht. Aber Schwamm drüber liest eh keiner.

Tonqualität: Eine live DVD ist eine andere Liga als Handy Fotos und Videos. Der Sound ist sehr gut gemischt. Einzelne Stimmen treten je nach Titel klar hervor. Auch das Publikum kann man fantastisch miterleben und somit die Stimmung in der Waldbühne spüren, als ob man mittendrin ist und einen guten vorderen Platz erkämpft hat.

Musik: Die Musik von Santiago ist eine eigene Kategorie. Bitte erwartet keinen Shanty im klassischen Sinn oder Seemannschöre die Arbeitslieder singen. Es geht nicht um Last und Leid, hier wird im positiven Sinn Stimmung gemacht und ein optimistischen Lebensgefühl ausgelöst. Die Musik ist Schlager mit Folk und Country verpackt in guter Rockmusik. Die Hymnen auf Freiheit und die Balladen der Treue sind Lieder zum Mitsingen, die ein breites Normalo-Publikum (vom Rockfestivalbesucher bis zum Volksmusikfan) ansprechen.
Man kann Santiano alleine genießen oder auf einer Party, für jeden in jeder Situation ist die Musik geeignet. Die Texte sind eingängig, leicht mitzusingen und manchmal etwas pathetisch.

Los geht’s, ein weiter Blick über die Zuschauerränge der Waldbühne, der Vorhang fällt und die Seebären starten mit „Lieder der Freiheit“ getreu dem Tourmotto „Von Liebe, Tod und Freiheit“. Die Bühne ist ein riesiges stilisiertes Wikingerboot welches durch große Kupferschilde geschützt wird.
Das mitreißende Lied wird durch schnelle Schnitte, von weiten Schwenk’s zu schönen Großaufnahmen von Björn Both, Hans Timm Hinrichsen, Axel Stosberg, Dirk Schlag und Pete Sage noch mehr beschleunigt. Ohne viele Worte folgt die Einladung zu einer Reise mit „Salz auf unserer Haut“. Man sieht die Freude und Begeisterung der Band beim Spielen, die sich sofort auf das Publikum überträgt.
Björn spricht zwischendurch mehrmals offene Worte zu gesellschaftlichen Verhältnissen bei uns und seiner Vision einer offenen Gesellschaft. So sind Lieder wie „Frei wie der Wind“ ehrlich gemeint. Bei „Land of Green“ einem Lied über die grüne Insel Irland sind dann alle Arme oben. Nun ist es Zeit für „Santiano“, es gibt für das Publikum kein Halten mehr. Band und Publikum, alle springen und den Liedtext kennt jeder beim Mitsingen. So geht es auch mit „Auf nach Californio“ weiter. Ein wenig Pyro beflügelt die gute Stimmung. Björn besingt nun in „Seine Heimat war die See“ unseren Kapitän. Echt, ich kannte einen solchen Kapitän, leider ist er wegen schwerer Krankheit zu früh von Board gegangen. Santiano wagen sich auch an Weltliteratur und erzählen uns Hemingway’s Story in „Der Alte und das Meer“ verständlich neu.
Viel ruhiger mit viel Pathos singt Björn in „Weh mir“ einer phantastischen Ballade.
„Bis in alle Ewigkeit“ (Walhalla) ist einer meiner Mitsingfavoriten und auch die des Publikums. Aus einem alten Hooters Song haben Santianos eine großartige Wikingerhymne gemacht. Mit gewaltigen Pauken und Trommeln leiten Marco Moeller und Axel Stosberg die Stimmung weiter zu „Rungholt“. Björn Both bläst das Didgeridoo. Da mache ich mal einen kleinen Abstrich, denn das Eukalyptusholz des Didgeridoo vibriert nicht ganz in der Frequenz des Holzes, sondern es wird mehr hineintrompetet. Ich habe es selbst in Australien bei den Alboriginales geübt und es ist nicht einfach.
Zurück zum Konzert, in einem Rocksong ist die Spielweise von Björn ok um die Stimmung zu untermalen.
Viele Geschichten zu menschlichen Eigenschaften wie Eitelkeit, Treue oder Verrat verarbeiten sie in ihren Texten.
Mit „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“ folgt ein Mitmachlied.
Dann kippt die Stimmung, Feuer brennen denn „Die letzte Fahrt“ ist sehr besinnliche Wikingerromantik. Ein gutes Lied zum Trauern und Loslassen, denkt drüber nach. Der Ehrengruß von Björn am Ende war aber deutlich übertrieben.
Dann geht wieder die Post ab mit „Gott muss ein Seemann sein“. Band und Publikum sind eine Einheit genau wie bei „Seemann“ oder „Ade, Ade“. Klassiker wie „Rolling the Woodpile“, „Diggi Liggy Lo“ und „Blow Boys Blow“ sind die Stärke von Pete Sage und seiner Geige.
Endlos singt das Publikum bei „Es gibt nur Wasser“, das geht bis die Stimme versagt und die Hände vom klatschen schmerzen. Die Stimmung ist kaum zu toppen. So ist klar eine Zugabe muß her. Beim plattdeutsch gesungenen „Fresenhof“ leuchten tausende Lichter. Pete zeigt mit „Whisky In The Jar“ sein frohes Wesen und fiedelt was das Zeug hält (Ein Vergleich mit der Version von Metallica lohnt sich). Er macht auch so weiter in „Irish Rover“. Dem Publikum gefällt es. Die Santianos verabschieden sich mit dem großartigen Lied „Kinder des Kolumbus“. Große Ballons rollen über das Publikum. Die neue Hymne der Norddeutschen „Hoch im Norden“ leitet Björn mit einem Bekenntnis zu Europa ein. Die Waldbühne erstrahlt in einem Lichtermeer aus tausenden Feuerzeugen und Lampen. Ein Feuerwerk beendet das Konzert mit lautem Knall.

Die DVD bietet auch einen Blick hinter die Kulissen. Man kann die Künstler etwas privater und „ungeschminkt“ vor dem Konzert sehen. Wir erfahren etwas zur Geschichte von Santiano. Ja die Musiker sind auch im Wirklichkeit dem Meer verbunden und besitzen selber Boote. Es gibt super Backstageaufnahmen und Stimmen aus dem Publikum.

Das Fazit nach Abschluss der DVD ist klar: Ich empfehle jedem der Santiano kennt, diese live Aufzeichnung. Es ist eine echte live Band die aus einem Konzert eine Party macht. Wer einmal ein Konzert besucht hat, kann kaum noch sprechen (weil Stimme weg vom Singen). Dieses Gefühl kann man sich mit der Scheibe zurückholen und immer wieder genießen. Wichtig ist die eingangs erwähnte hohe Klangqualität und die Soundmischung. Gleiches gilt auch für Filmgestaltung durch großartige Bilder die hervorragend geschnitten sind.

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