Sängerin Amy Lee mit ihrer Band Evanescence prägte die Gothic-Rock Sektion, wie kaum eine andere. Nun steht mit Synthesis das erste Album seit 2011 bereit. Auch wenn dieses Werk größtenteils aus bekannten Tracks der letzten Jahre besteht, so passt der Begriff „Best-of-Album“ nicht wirklich. Alle Songs sind hörbar neu arrangiert und lassen neue Facetten aufblitzen. Zwei neue Songs runden diese Veröffentlichung ab.
„Overture“ leitet zu „Never go back“ über und entführt den geneigten Zuhörer in eine Welt voll Bombast und orchestralen Klängen. Der erste Höhepunkt dieses Albums ist „Hi Lo“. Bereits vor gut 10 Jahren entstanden, zeichnet sich dieser Track durch seine Unberechenbarkeit aus. Während sich dieser Beitrag im ersten Abschnitt eher ruhig präsentiert, explodiert er förmlich im zweiten Teil. Eine gelungene Zusammenarbeit mit der Violinistin Lindsey Stirling. Eine perfekte Mischung zwischen Gothic und Klassik, besser geht es nicht. Auch „Lacrymosa“ hat ein neues Gewand spendiert bekommen. Deutlich bedrohlicher und noch einen Schuss dunkler als das Original zeigt sich dieser Fanliebling auf dieser CD. Bei „The end of the dream“ zeigt Amy-Lee eindrucksvoll ihre Stimmgewalt. Hier sitzt der CD-Käufer gebannt vor den Boxen. Ein Track zum Genießen und Träumen. Der größte Hit von Evanescence war ohne Zweifel „Bring me to life“. In der „Synthesis“-Version wird bewusst mit Dub-Step Elementen und kleineren Breaks gespielt. Der männliche Gesangspart ist vollkommen verschwunden und macht so den Weg auf die reine Seele dieses Tracks frei. Etwas ungewohnt und dennoch ein absolutes Highlight. „Secret door“ punktet durch seine tiefschwarze Grundstimmung, die immer wieder durch klangliche Experimente heraussticht. Ein interessanter Beitrag, der sicher auch anderen Bands neue Inspirationsquellen eröffnen wird. Bei „My Immortal“ wurden die Orchester-Klänge vorsichtig in die Songstruktur eingewoben. Etwas mehr Tiefe hat diese unsterbliche Hymne verliehen bekommen und kann immer noch überzeugen. Der neue Track „Imperfection“ ist sicher eine Gratwanderung. Mit Elementen aus Hip-Hop und EDM schmiedet die Band hier ein ganz neues, heißes Eisen. Ob sich diese neue Art des Crossovers bewähren wird, zeigt sicherlich die Zukunft. „Imperfection“ ist ein untypischer Song und vielleicht genau deshalb unverzichtbar für dieses Werk.
Fazit: Evanescence überrollten die Gothic-Szene vor einigen Jahren völlig unerwartet und brachten neue Ideen in dieses Genre. Mit Synthesis hat man sich auf die Höhepunkte besonnen, gemeinsam mit einem Orchester völlig neu arrangiert und präsentiert nun ein Album, das sich zu einem absoluten Fanliebling mausern dürfte. Ein absoluter Pflichtkauf für alle schwarzen Seelen.