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Während sich andere Künstler zeitlebens vergeblich um ein bisschen Individualität im düster-bunten Zirkus der alternativen Musikbranche bemühen, scheint es für Big Boy eine gottgegebene Bestimmung zu sein, sich mit spielender Leichtigkeit von seinen Kollegen abzuheben.


Seien es seine brillanten musikalischen Kompositionen, sein außergewöhnlicher Gesangsstil, oder aber sein faszinierend einnehmendes Wesen an sich – Big Boy ist ohne Zweifel irgendwie vollkommen anders als der Rest der Welt. Und dies müssen sowohl Freunde als auch Kritiker des Glam-Rock-Exzentrikers neidlos eingestehen.


Und just in dem Moment, da man sich sicher ist, dass dieser Mann einen eigentlich mit Nichts mehr überraschen kann, da man ihm genaugenommen fast alles zutrauen würde, zaubert Big Boy mit seiner lang herbeigesehnten zweiten Albumveröffentlichung „Ponygirl“, die für den 30. Oktober 2009 angesetzt ist, eine Sensation aus dem Hut, die einen dann doch wieder absolut sprachlos macht.


So geht die Band mit ihrem zweiten Silberling einen vollkommen neuen und ziemlich revolutionären Vertriebsweg und veröffentlicht mit „Ponygirl“ das weltweit erste Album, das als physisches Produkt (sprich als echte CD, kein Download o.ä) 100% kostenlos und das sogar inklusive der Versandkosten unter http://www.paywithoutmoney.com geordert werden kann. (Nähere Informationen zu dieser Aktion findet man auf der angegebenen Homepage).


Was umsonst ist, kann doch eigentlich gar nichts taugen, mag nun manch argwöhnischer Neider unken, befindet sich mit dieser irrigen Annahme allerdings meilenweit auf dem Holzweg.


Denn das genaue Gegenteil ist hier der Fall. Das auf „Ponygirl“ verwertete Songmaterial entpuppt sich als gleichermaßen sensationell, wie das bislang einmalige Vertriebsangebot dieses Silberlings.


Nach einem kurzen Intro, inklusive zugegebenerweise etwas unflätiger Begrüßungsworte geht es Schlag auf Schlag mit großartigen Titeln weiter, die schon beim ersten Hören keine Gefangenen machen und sich unwiderruflich im Gehirn einbrennen.


Insgesamt wirkt der Sound etwas rauher als auf dem Vorgängeralbum „Hail the Big Boy“, dies steht der Band aber gut zu Gesicht und passt einfach perfekt zu Big Boys unverwechselbar charismatischem Gesangsstil, der irgendwo zwischen herrlich verraucht und leicht nasal klingend pendelt. Eine Kombination die sich außergewöhnlich anhört – und ja, genau so klingt diese unverkennbare Stimme, die nicht nur Markenzeichen der Band, sondern gleichzeitig ein 100%iger Wiedererkennungsgarant ist, auch wahrhaftig in den Ohren. Düstere Gothic-Sänger, keifende, grunzende Stimmakrobaten, oder bis zur Unkenntlichkeit elektronisch verzerrte Gesangstalente gibt es wie Sand am Meer, aber es gibt nur einen Big Boy auf dieser Welt und den kann man blind unter Tausenden wiedererkennen.


Das Songmaterial selbst erweist sich als betont abwechslungsreich. So findet man unter den 12 Tracks (inklusive des bereits erwähnten Intros) neben rockig-rotzigen Tanz-  und Feierkrachern, auch überraschend ruhige, ja fast zerbrechlich anmutende Momente, wie das ergreifend interpretierte „You said“, oder das romantische „Mermaid“ und mit „Diese Welt“ sogar einen deutsch eingesungenen Titel. Überzeugen kann die Band dabei in wirklich jeder der dargebotenen Stimmungslagen, zumal alle Songs, trotz ihrer Unterschiedlichkeit, auf wunderbar eingängigen Melodien und raffinierten Refrains aufbauen.


Dank dieses untrüglichen Gespürs für kompromisslos gutes Songmaterial, machen Big Boy es dem Hörer allerdings ein bisschen schwer den absoluten Liebblingssong unter allen Titeln ausfindig zu machen.

Ein guter Kandidat für diese Spitzenstellung wäre aber gewiss der Titel „Love is almost perfect„. Nicht ganz so latent aggressiv wie beispielweise „Terror Era„, oder das passenderweise mit einem Peitschenschlag beginnende „Ponygirl“, aber mit einer flotten Melodie und ebensolchen Gitarren gelingt es diesem Song sich ohne Umwege in die Herzen der Hörer zu rocken. Denn auch wenn die Liebe nur fast perfekt ist – dieser Song ist es allemal!


Das haben ganz offensichtlich auch Big Boy und seine Mannen erkannt und aus diesem Grunde endet die zweite Veröffentlichung der Glamrocker auch mit einer weiteren Überraschung, nämlich einem speziellen Club Remix von „Love is almost perfect“.


Nun ist der typsche Big Boy Sympathisant vermutlich kein wirklicher Freund von gemeinem, tanzflächenfüllendem Clubsound. Aber ein guter Song, bleibt ein guter Song, bleibt ein guter Song. Und so gelingt es schlussendlich auch dem Skeptiker, spätestens nach dem zweiten Durchgang, sich mit diesem Experiment anzufreunden. Zumal im Hinterkopf immer die große Chance mitklingt, fortan auch unzählige DJs der einschlägigen Tanztempel mit dem Big Boy Virus zu infizieren.


Im Normalfall würde diese Rezension zweifelsfrei mit dem kurzen und knackigen Fazit: Kaufen! Kaufen! Kaufen! enden. In diesem speziellen Fall hingegen heiß die Devise dann wohl eher: Geschenkt bekommen! Geschenkt bekommen! Geschenkt bekommen!


Großartiges Album, sensationelles Angebot, die Überraschung des Jahres schlechthin – wir sagen: „Danke Big Boy“!

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