Atrium Noctis aus Köln sind wieder da. Gute 5 Jahre nach ihrem letzten Album „Aeterni“ steht nun ein selbstbetiteltes Werk in den Regalen. Pünktlich zum 20jährigen Bestehen veröffentlicht die Band die besten Tracks ihrer bisherigen Werke. Allesamt komplett neu arrangiert und mit deutlich mehr Druck an den Gitarren fühlen sich die Tracks fast wie brandneue Kompositionen an.
Den Startschuss übernimmt das anfänglich besinnliche „Snow On Thy Epitaph“, das sich jedoch wie ein Phoenix in ein dunkelglänzendes Stück Metal verwandelt. Während die Growls alles zerstören, was sich in ihnen in den Weg stellt, zieht sich eine Melodie wie ein roter Faden durch den gesamten Track. Erinnerungen an frühere Werke von Arch Enemy leuchten vor dem geistigen Auge auf und sorgen dafür, dass man sich noch tiefer in den Bann dieser Band gezogen fühlt. Im Black Metal liebt man ausschweifende Tracks und so kommt „Azazel“ mit guten 11 Minuten Spielzeit um die Ecke und brettert direkt los. Double-Bass und hypnotische Riffs bilden hier die Basis, aus der der dunkelste Tagtraum dieser Band entsteht. Bei diesem Track würde selbst dem gleichnamigen Todesengel das Blut in den Adern gefrieren. Ein großartiger Beitrag, der sich im oberen Tempobereich ansiedelt und an Brutalität kaum zu überbieten ist. Eine weitere Legende ist zweifelsohne „Ikarus“. Ähnlich wie die Sage beginnt der Track beschwingt und zuversichtlich, verdunkelt sich jedoch zusehends, als das Schicksal seine Lauf nimmt und den Zuhörer*in in eine Welt der Dunkelheit mitnimmt, jedoch ohne dabei den Hoffnungsschimmer zu vergessen. Fast schon positiv zeigen sich Atrium Noctis bei „Home“. Dieser eingängliche Song des Albums überrascht durch eine Violinen-Melodie, den einen starken Kontrast zu den hammerharten Drums bietet und damit eine besondere Stimmung erschafft. Auch für Melodic-Metaler ist „Home“ geeignet und sollte sich auch auf der kommenden Live-Setlist wiederfinden. Episch zeigt sich die Band bei „Die Nacht des Falken“. Eine Nummer, die Fans von Equilibrium lieben sollten. Hier werden die Trademarks von Atrium Noctis hervorragend herausgearbeitet.
Die fetten Growls ergänzen die Melodie in Perfektion. Achtung: Erhöhte Headbanging-Gefahr! Wie sich der geneigte Hobby-Mythologe „Zerberons Erwachen“ vorstellt, kann man eindrucksvoll in diesem Beitrag hören. Den Schlussakkord übernimmt „Spuren eines Wolfes“. Ein besonderer Signature-Track, der von seiner getragenen Stimmung profitiert und insgeheim als Band-Hymne gehandelt wird.
Fazit: Atrium Noctis verstehen ihr Handwerk. Mit dieser Zusammenstellung treten die Kölner den eindeutigen Beweis an, dass die Domstadt mehr als Karneval kann. Das selbstbetitelte Album sollte man zu einem guten Rotwein genießen und seinen ganz persönlichen Favoriten von diesen Rereleases herausfinden. Für Neueinsteiger empfehlenswert, findet man hier doch einen guten Querschnitt der bisherigen Schaffensphase. Für Fans der Formation ebenfalls eine klare Kaufempfehlung, um seine alten und vielleicht neuen Lieblinge zu entdecken.