Es ist Mittwoch Abend in einem Bunker nahe des Dreiländerecks.
Die Crüxshadows haben sich angekündigt, eben jene Band, die seit Jahren erfolgreiche Tourneen und Festivalauftritte bestreitet, und mit ihrem Mix aus genialer Musik, heißen Tänzerinnen und einem charismatischen und agilen Sänger die Massen begeistert.



Davon scheint man hier wenig gehört zu haben. „Hier“ ist Aachen, eine 260.000 Einwohner Stadt nahe der Grenze zu den Niederlanden und Belgien. Bekannt durch seine Fakultät für Maschinenbau und seine eigenwillig gestaltete Uniklinik.

Hier finden sich an diesem Abend, gut 30 Minuten vor Einlass, ein Dutzend Menschen ein, vorwiegend weit jenseits der dreißig. Es werden Witze gerissen über die Studierendenschaft der Stadt, die zu beschäftigt ist um Konzerte zu besuchen, und Vergleiche zum letzten Auftritt vor ein paar Jahren gezogen. Damals spielten Rogue und Co vor nicht einmal drei Dutzend Zuschauern.



Vorband_1

Zunächst sieht es auch so aus, als würde dieser Negativrekord unterboten, während der zwei Vorbands ist der Musikbunker nur spärlich gefüllt, was aber auch an der Qualität der Bands liegen kann.

Die erste, ein nicht näher namentlich genanntes Projekt, glänzt mehr durch den extravagant geschminkten Drummer und die Videos, die auf zwei Röhrenmonitoren vorgeführt werden, denn durch ihre Musik. Einen eigenen Stil hat man noch nicht gefunden und schwankt wild zwischen verschiedenen Genres. Selbst bei Scooter wurden Anleihen gefunden, und so gröhlt der Sänger einige unverständliche Phrasen durch ein Megaphon.



Vorband_2

Auch die zweite Band „Ayria“ ist nicht viel besser. Zwar ist die Musik wesentlich solider, die Sängerin trifft jedoch selten einen Ton und hüpft wie auf Drogen die Bühne auf und nieder. Dennoch die bessere Vorband an diesem Abend, was jedoch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sein muss.




Doch unmerklich hat sich der Musikbunker gefüllt, die ohrenbetäubende Lautstärke scheint noch ein paar schwarze Gestalten aus der zunehmenden Kälte angezogen zu haben. Oben, gut zehn Meter über uns, getrennt durch unzählige Tonnen Stahlbeton, hat es inzwischen angefangen zu schneien.


Zum zweiten Mal wird an diesem Abend das Set umgebaut, langsam betreten die Crüxshadows die Bühne. Rogue fehlt, wie immer wird er das Setting von hinten aus dem Publikum betreten, einige Fans der ersten Stunde begrüßen und dann das Konzert beginnen.


Die Bühne im Musikbunker ist klein, Welten von denen entfernt, auf denen die Crüxshadows sonst stehen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Rogue an diesem Abend noch agiler wirkt, und seine Abstecher ins Publikum und auf alle möglichen erklimmbaren Gegenstände häufiger sind als sonst.

Theken, kleine Boxentürme und Stühle – nichts ist vor ihm sicher.


Einzig und allein der Ausflug in höhere Gefilde, genauer gesagt auf die Light-Racks, wird an diesem Abend ausfallen, denn wenn Bunker über eins nicht verfügen, dann sind das hohe Decken, die hohe Bühnenaufbauten beherbergen können.

Aber das ist nur ein kleiner Wehmutstropfen an diesem sonst mehr als gelungenen Abend. Die Band gibt alles, und der inzwischen gut gefüllte Musikbunker feiert zu jedem Stück ausgiebig mit. Die Crüxshadows zeigen ein weiteres Mal, über was für hervorragende Livequalitäten sie verfügen – daran hat auch der häufige Besetzungswechsel in den letzten Jahren nichts geändert.


Für Fans war das Konzert sicherlich die Gelegenheit, der Band näher zu sein als sonst – was nicht nur an der kleinen Räumlichkeit, sondern vor allem an der Ausgelassenheit der Crüxshadows lag.

 

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