Der Sonntag und gleichzeitig letzter Tag des M’era Lunas begann verheißungsvoll. Als Opener wurde die fernöstliche Band „Bo Ningen“ ausgewählt, die ihre besondere Live-Show darbot.
Einer der Überraschungsacts beim diesjährigen Festival. Musikalisch wirkte die Band jedoch eher deplatziert und erzeugte bei vielen ein mehr oder weniger dezentes Kopfschütteln.
Wirklich sehenswert war hingegen die Kreuzritteraufführung der Band „Heimataerde“.
Die Band um DJ Ash lieferte einen grandiosen Auftritt ab und lieferte bereits einen ersten Ausblick auf ihr kommendes Album Kaltwaerts. Ashlar von Megalon und seine Brüder rockten zu doch recht früher Stunde die Mainstage und boten eine mitreißende, wenngleich nicht gerade zimperliche Show – genau das Richtige für den frühen Sonntag!
Leider ging dieser Auftritt viel zu schnell vorbei.
Als einer der Stimmungsgaranten, egal ob man ist, gelten „Feuerschwanz“. Die Erlanger Band schafft es jedes Mal das Publikum mit ihrer Mittelalter-Comedy Show in ihren Bann zu ziehen, da spielt es auch keine Rolle, auf welchem Festival man sich befindet.
Das Rezept von Feuerschwanz greift immer, natürlich auch dank der tänzerischen Darbietungen der Miezen, die jeden Gig von Feuerschwanz einzigartig machen.
Als Band der Stunde darf man definitiv „DarkHaus“ bezeichnen. Nach ihrer gemeinsamen Tour mit BlutEngel scheint sich die Band weiter gefestigt und sich eine stabile Fanbase erspielt zu haben. Trotz des nachmittäglichen Auftrittstermin heizten DarkHaus den zahlreich erschienen Fans ordentlich ein und zeigten, dass man in Zukunft mit ihnen rechnen kann.
Im Anschluss wurde es mit „Solar Fake“ etwas elektronischer. Die Berliner Jungs um Sven Friedrich zeigten, der größtenteils weiblichen, Zuschauerschaft ihre Definition von eingängigen Melodien und tiefgründigen Texten. Der Hangar war zum Bersten gefüllt und Sven lieferte eine seiner besten Shows der letzten Jahre ab.
Als nächster Act stand die „Letzte Instanz“ auf dem Programm. Eine der Dienstältesten deutschen Gothicbands präsentierte ihre bekannten Everblacks und auch neue Songs.
Ob nun „Rapunzel“ oder „Flucht ins Glück“, die Jungs wissen einfach, was das schwarze Herz erfreut. Man darf also gespannt sein auf die neue Studio-CD. Die „Letzte Instanz“ weiß immer noch zu feiern.
Mittlerweile stieg die Spannung im Auditorium ins Unermessliche, denn ein weiteres Highlight kündigte sich an. Die Electro Pioniere von „Die Krupps“ sollten die Bühne entern. Diese Band steht für das Einläuten der Industrial Welle und sind damit Mitbegründer einer der größten Sub Genres innerhalb der Gothic-Szene. Die Auftrittszeit überraschte ein wenig, denn nachmittags um 15:30 Uhr ist der geneigte Schwarzkittel doch eher am Frühstückstisch zu finden, als bereits vor der Bühne. Nichtsdestotrotz war das Feld gut gefüllt, als die Jungs ihre wegweisenden Songs präsentierten. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art, die wohl vielen Zuschauern noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Veränderungen werden insbesondere in der schwarzen Szene sehr kritisch beäugt und so fanden sich beim Gig der Pagan Folk Gruppe „Faun“ auch einige Schaulustige ein, die Oliver und seine Band nach ihrem fulminanten Erfolg der letzten Studio CD zu erleben.
Man befürchtete einen Ausverkauf der alten Werte, allerdings haben Faun den Spagat zwischen eingängigen Melodien und ihren naturverbunden Klängen zu schaffen. Man sieht den kommerziellen Erfolg eher als Ergänzung, denn als Konkurrenz zu den alten Werken, die sich immer noch größter Beliebtheit erfreuen. Bei Faun darf man sich also beruhigt zurücklehnen, denn ein Ausverkauf ist nicht zu befürchten.
Etwas ruhiger wurde es dann im Anschluss mit „Deine Lakaien“. Die besondere Mischung aus dürster-despressiven und heiter-fröhlichen Songs kommt beim geneigten Publikum stets gut an. Im letzten Jahr überzeugte man mit einem Akustik Set, dieses Jahr ging es wieder mit Gitarren ans Werk und das Auditorium dankte es den Jungs überschwänglich. Der Tag neigte sich dem Ende und es wurde langsam Zeit für die Headliner des heutigen Tages.
Den Auftakt übernahmen die Mittelalter-Rocker von In Extremo. Den Berliner Jungs kommt eine Sonderstellung zu, denn die Band entwickelte sich in den letzten Jahren immer weiter von der reinen Mittelalterrock-Kapelle zu einer Deutschrock Band, ohne dabei die alten Fans zu vergessen oder zurückzulassen. Genauso gestaltete sich auch die Setliste.
Neben den neueren Werken wie „Feuertaufe“ gesellten sich auch alte Bekannte wie „Liam“ dazu und erschufen eine besondere Stimmung, die wohl ohne Vergleich auf diesem Festival waren. Die Setliste konnte überzeugen und In Extremo sprühten vor Spielfreude, so sieht man die Spielleute gern.
Der nächste Act sorgte bereits im Vorfeld für einige Diskussionen, denn schließlich befanden sich „And One“ bereits auf ausgedehnter Abschiedstournee, ehe der Frontmann den Rücktritt zurücknahm und eine weitere Tour ankündigte, die nun auf dem M’era beschlossen wurde. Ein etwas merkwürdiges Gefühl stellte sich ein, dass jedoch durch die frenetischen Reaktionen des Publikums schnell wieder verschwand.
Man schwelgte zwischen Klassikern und neuen Werken und beendete das M’era Luna mit einer gehörigen Portion Wehmut, ehe das komplette Gelände durch die Ordner wieder in Rekordzeit geräumt wurde.
Fazit: Das M’era Luna ist ein sympathisches Festival, das jedoch sehr stark von den Zuschauern lebt. Die Fans machen es zu etwas Besonderem und man fühlt sich sofort wohl. Die Bands haben solide gearbeitet und einige sehr sehenswürdige Performances geboten. Die Mischung der einzelnen Sub-Genres stimmt ebenfalls, jedoch gibt es bei den einzelnen Spielzeiten der Bands dringenden Handlungsbedarf. Entweder Qualität vor Quantität oder man verlängert das M’era Luna um einen weiteren Tag, um den Erwartungen der Fans gerecht zu werden. Alles in allem bleiben jedoch Erinnerungen an sehr gute Bands, ein tolles Publikum und eine ungezwungene Atmosphäre, die dem M’era Luna Festival einen Charme geben, den man auf vielen anderen schwarzen Veranstaltungen vergeblich sucht.