Am Samstag, den 24.08.2024, fand mit dem Feuertal Festival 2024 ein Highlight in der Region um Wuppertal statt. Das kleine Ein-Tages-Festival lockt Jahr um Jahr hunderte von Fans an die wunderbare Waldbühne in der Hardt Anlage. Auch in diesem Jahr konnte vermeldet werden, dass das Feuertal Festival ausverkauft war.
Bereits vor Einlass um 13 Uhr versammelten sich die Gäste vor dem Eingang und suchten dabei jetzt schon Schutz in den schattigen Bereichen, da die 30°C nicht für jeden ein Grund zum Jubeln waren. Zum Glück wurde das Gelände pünktlich geöffnet und der Einlass erfolgte schnell und ordentlich. Drinnen konnte man sich dann direkt mit neuem Merch eindecken, was zu Essen besorgen und die diversen Händler begutachten, die auf dem kleinen Mittelaltermarkt vertreten waren. Oder man ging direkt an die kleine, vom ehemaligen Steinbruch und Bäumen umsäumte Bühne, an der man um fast Punkt 13:49 Uhr von Moderator Klaus Fliehe begrüßt wurde.

Als Opener hatte das Feuertal Festival 2024 Scarlet Dorn im Programm. Irgendwo zwischen Pop, Rock und Elektro beheimatet, versprüht die Band einen ganz eigenen Charme. Mit Songs wie „Scorched by Flame“, „Heavy Beauty“ und „Cinderella“ lieferten Scarlet Dorn in ihrem 30minütigen Set ein Best of ihres bisherigen rasanten Werdegangs ab, bei dem Sängerin Scarlet wie immer mit ihrer tiefen, kräftigen, sowohl sanften als auch starken Stimme überzeugte und das Publikum hervorragend für den weiteren Verlauf einstimmte.
Weiter ging es mit Folk Rock aus Hessen: Rauhbein, die laut eigener Aussage eine Mischung aus Santiano und Rammstein auf die Bühne bringen, brachten Party in die Hardt-Anlage. Songs wie „Wir sind eins“, „Feier frei“ und „Auf die Freundschaft“ bieten nicht nur hervorragende Gelegenheiten zum Mitsingen, sondern auch zum gemeinsamen Feiern. Da waren auch die hohen Temperaturen egal: die Fans waren in Bewegung, die Stimmung auf einem Höhenpunkt.

Und das war, um ehrlich zu sein, auch ganz gut. Denn die nächsten Band passte nicht so ganz in dieses „Wir haben Spass“ Schema. Etwas düsterer wurde es im strahlenden Sonnenschein nämlich nun mit End of Green. Die Dark Rocker aus Stuttgart kamen stilecht mit Kippen auf die Bühne, Sänger Michelle Darkness machte zwar nur wenige Ansagen, überzeugte aber durchweg, singend und redend, mit seiner – sagen wir mal – gut trainierten Stimme und insgesamt gelang es End of Green, die Stimmung trotz ihres „Depressed Subcore“ Stils, die Stimmung nicht kippen zu lassen. Was bei Songs um Einsamkeit, Schmerz und Tod schon etwas erstaunlich war.
Um das ganze etwas auszugleichen, kam mit den O’Reillys and the Paddyhats wieder Party auf die Bühne. Die Gevelsberger Irish-Folk-Punk-Band war nicht zum ersten Mal auf dem Holy Kunstrasen des Feuertal Festivals und legte eine Mitmach-Show auf die Bretter, die die nach der Umbaupause verbliebenen Rest von Einsamkeit, Schmerz und Tod im Handumdrehen verschwinden ließ. Das irische Lebensgefühl lässt sowas einfach nicht zu. Mit „Wake the Rebels“ wurde das Publikum direkt aktiviert, das auch im weiteren 60minütigen Verlauf immer wieder mit der Band das Glas erhob und sich in diversen Circle Pits verausgabte. Und natürlich mitsang bei Songs wie „Irish Way“, „Raise your Glasses high“ und „Barrels“.

Und weil man gerade eh bei Spass und Feierei war, legte die nächste Band noch einen nach: extra, aus dem fernen karibischen Osnabrück angereist, luden die Piraten Mr. Hurley & die Pulveraffen zur Party. Allerdings ohne Buckteeth Bannock, der leider an Corona erkrankt war. Der Auftritt stand sogar kurz vor der Absage. Wäre mit Seewolf von Vroudenspil nicht noch spontan ein Ersatz gefunden worden, der nach etwa sieben Stunden Zugfahrt und drei Stunden Lernzeit eine wirklich beeindruckende Leistung auf die Bühne brachte. Da nahm es ihm wirklich niemand übel, dass er die Noten vor sich liegen haben musste. Auch wenn es schwierig ist, Buckteeth zu ersetzen, machte Seewolf einen wirklich guten Job und gliederte sich hervorragend in die Riege der Pulveraffen ein. Essentieller Bestandteil der Piraten-Show ist nicht nur das gegenseitige Dissen unter den Geschwistern vor allem zwischen Mr. Hurley und dem Einäugigen Morgan, das allgegenwärtige Thema Alkohol, sondern auch das Einbinden des Publikums. Und so musste es zum Song „Leuchttum“ Leuchttürme bauen (angeblich liegt der Rekord bei vier Leuten aufeinander), diverse Pits überstehen und intensiv Text üben bei „Mein Charakter“.
Überraschendweise endete das Set 10 Minuten früher als geplant. Die Erklärung folgte aber bald darauf: die Wetteraussichten sahen ein nicht unerhebliches Gewitter aufkommen. Und man wollte das Feuertal Festival 2024 ordentlich zu Ende bringen wollen. Daher hatten die Piraten das Set verkürzt, so dass der Headliner früher starten konnte.

Und das war niemand geringeres als die Hamburger Lord of the Lost. Auch Sänger Chris erwähnte nochmal den drohenden Wetterwechsel und hielt seine Ansagen extra kurz, um so viel wie möglich vom Set durchziehen zu können. Offensichtlich war man darauf vorbereitet, das Gelände zur Not evakuieren zu müssen. Kleiner Spoiler: so weit ist es zum Glück nicht gekommen. Dem Publikum machte die Wetterwarnung aber sowieso nichts aus: fast niemand verließ das Gelände vorzeitig, auch nicht, als die ersten Regentropfen fielen. Im Gegenteil: es wurde so ausgelassen gefeiert, wie bereits den gesamten Tag über. Und da man Circle Pits schon diverse Mal geübt hatte, machte man damit zu „Fists up in the Air“ einfach weiter. Ein bisschen stand das Set durchaus im Zeichen des Zeitgeschehens. Ein paar Tage zuvor hatte Chris mit einem offenen Brief für Aufmerksam gesorgt, nun folgten mit dem Sia-Cover „Unstoppable“ und dem Ärzte-Cover zu „Schrei nach Liebe“ weitere eindeutige Botschaften. Das Wetter war der Botschaft auch gewogen: LotL konnten ihr Set ungestört durchziehen. Erst mit dem letzten Klang, der Verabschiedung und dem Ende des Festivals brachen die Wolken auf und durchnässte die Fans auf dem Weg zu den Autos und Hotels.
Wie jedes Jahr überzeugte das Feuertal Festival auf ganzer Linie: die wunderbare Atmosphäre der Location, das ausgewählte Line-Up und vor allem das Publikum sorgten auch dieses Jahr wieder für eine Gefühl von zu Hause. Das macht direkt Vorfreude auf das nächste Jahr, wenn Versengold, Fiddler’s Green, Schelmish, Koenix, Coppelius und Kupfergold die Hardt-Anlage am 30.08.2025 zum Beben bringen werden. Der Vorverkauf läuft bereits.