25 Jahre Castle Rock Festival. Ein Vierteljahrhundert Festivalgeschichte zwischen historischen Mauern und schwarzer Szene. Auch 2025 bleibt sich das Festival treu: charmant, familiär, musikalisch breit aufgestellt und mit viel Liebe kuratiert. Zwischen sonnigem Wetter, freundlichem Personal und kurzen Wegen entwickelt sich wie jedes Jahr ein ganz eigenes Flair – irgendwo zwischen Metal- und Rockkonzerten, Familientreffen und Picknick im Schlossgarten.

Dawn of Destiny
Der Festivalauftakt kam aus Bochum – und fast hätten wir ihn aufgrund des Feierabendverkehrs verpasst: Power- und Symphonic-Metal, sauber gespielt, stellenweise aber noch etwas fahrig. Jeanette Scherff überzeugte mit starker Stimme und Bühnenpräsenz, doch das Set wirkte insgesamt wie ein Motor, der noch warm laufen muss. Tracks wie „Alive“ deuteten an, dass da mehr geht. Sympathischer Einstieg, aber noch Luft nach oben.

Vanaheim
Jetzt folgte ein ganz anderes Kaliber: Die Niederländer machten mit Pagan Folk Metal sofort klar, dass sie gekommen sind, um das Publikum mitzunehmen. War Paint, Geige, Doublebass, epische Chöre – Vanaheim lieferten ein energiegeladenes Set mit Festivalmomenten wie „The Dwarven Chant“ und „Gevallen in de Nacht“. Viel Bewegung vor der Bühne, viel Spielfreude auf der Bühne – und ein erster echter Höhepunkt des Tages.

Soulbound
Deutlich moderner ging es jetzt bei Soulbound zu. Industrial Rock, satte Gitarren, elektronische Elemente – und ein Sänger, der sowohl unterhält als auch ernst kann. Johnny Stecker nutzte die Bühne, aber auch das Mikro für klare Worte über psychische Gesundheit – „Undone“ war hier nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich ein starkes Statement. „Forever in the Dark“ holte den Refrain direkt ins Ohr. Starkes Set.

Ost+Front
Und dann kam der Hammer. Oder besser: das Theater. Ost+Front zelebrierten NDH mit viel Provokation, Kunstblut, Reiztexten – und einer kompromisslosen Bühnenperformance. Titel wie „Fleisch“ oder „Bitte Schlag Mich“ spalten wie eh und je, musikalisch sitzt aber alles. Wer sich auf das Konzept einlässt, bekommt eine Show mit Wumms. Die Menge vor der Bühne tat es – das Schloss hatte kurz Rammstein-Vibes.

Warkings
Passend zum Releasetag ihres neuen Albums „Armageddon“ stiegen Warkings als Headliner in die Arena. Neue Songs wie „Ragnar“ fügten sich nahtlos ein, der bombastische Auftritt war routiniert, aber wirkungsvoll. Alte Stücke wie „Warriors“ zündeten deutlich stärker, und auch wenn sich die heroischen Ansagen nach dem dritten „Brothers and Sisters of the Underground!“ etwas abnutzten – das Publikum hatte seinen Spaß. Ein solider Abschluss für Tag 1.
Castle Rock Festival 2025 – Der Samstag

Circus Bizarre
Start in den zweiten Tag mit viel Optik. Schwarze Zirkusästhetik, Theaterschminke, tanzende Schatten. Frontfrau Jasmin Elisabeth Wanner war der visuelle Fixpunkt – musikalisch jedoch blieb es manchmal noch etwas flach. Zudem griff das Neon-Makeup bei strahlendem Sonnenschein nicht so, wie es bei Club- und UV-Licht möglich wäre. Dennoch ein gelungener Auftakt in den Festival-Samstag.

Maschinist
Jetzt stand NDH aus Nürnberg auf der Tagesordnung – und ein echter Überraschungsact. Klarer Sound, schnörkellose Performance, starke Präsenz. „Die Maschine lebt“ und „Mein Leid“ überzeugten nicht nur musikalisch, sondern auch textlich. Kein billiger Rammstein-Abklatsch, sondern ehrlicher Druck aus der zweiten Reihe. Für viele das Tageshighlight – zu Recht.

Motel Transsylvania
Wer tanzen wollte, war hier richtig. Catchy Gothic-Rock mit Elektro-Kante und einem Frontmann, der das Publikum in der Hand hatte. „To Hell“ und „Obscene“ zündeten sofort, dazu ein gut gewähltes Mono-Inc.-Cover („Children of the Dark“) zum Mitgrölen. Musikalisch solide, inszenatorisch stark – ein Act, der noch deutlich mehr Reichweite verdient hätte.

Mission in Black
Wumms pur. Melodic Death mit Thrash-Kante, frontal serviert von Sängerin Steffi Stuber. Viel Energie, tighter Sound – aber auch ein wenig generisch. Die Songs funktionierten im Pit, doch blieben wenig hängen. Gut gemacht, aber nicht jeder wurde abgeholt. Wer Härte wollte, bekam sie.

Aesthetic Perfection
Einer der Gewinner des Wochenendes. Statt Elektronik von der Konserve brachten sie live Drums und Gitarre mit, was sofort mehr Wucht und Drive erzeugte. Anfangs kleine Technikprobleme, dann steigende Dynamik: „Rhythm + Control“, „Spit It Out“ – die Crowd war voll dabei. Industrial Pop mit Haltung und Energie – und verdammt tanzbar.

Lacrimas Profundere
Professioneller Gothic Rock mit Charisma-Faktor. Frontmann Julian Larre turnte auf Boxentürmen, sang im Publikum und ließ keinen Zweifel daran, dass er Bühne kann. Die Setlist mischte Neu und Alt – „Unseen“ punktete als modernes Highlight, „Ave End“ als melancholischer Rückgriff. Publikum: begeistert. Band: souverän. Sehr runde Sache.

Leaves’ Eyes
Musikalisch auf höchstem Niveau. Symphonic Metal trifft nordische Mythologie, getragen von der starken Kombination Elina Siirala und Alex Krull. Songs wie „Hammer of the Gods“ und „Edge of Steel“ wirken live groß, ohne überladen zu sein. Kein übertriebenes Spektakel, sondern musikalisch fokussiert – leider mit etwas abruptem Ende, das wohl dem Zeitplan geschuldet war.

Katatonia
Ein Festivalabschluss, der nicht auf Party setzt – sondern auf Atmosphäre. Die Schweden um Jonas Renkse zogen ihr Set konsequent durch: düster, melancholisch, komplex. Wer gekommen war, um zu feiern, war hier falsch. Wer sich aber auf Songs wie „Old Heart Falls“ oder „Soil’s Song“ einließ, bekam Tiefgang und Gänsehaut. Kein Knall zum Schluss, sondern ein leiser Nachklang – genau richtig.
Fazit
Das Castle Rock 2025 war kein Spektakel. Es war ein Statement. Ein Festival, das nicht dem Größenwahn verfällt, sondern Haltung zeigt: Musikalisch vielfältig, menschlich angenehm, organisatorisch rund. Man merkt die Erfahrung des Teams um Michael Bohnes und das Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Bands: Zwischen neuen Entdeckungen und bekannten Namen war für jede:n etwas dabei.
Möge dieses Konzept weitere 25 Jahre überdauern. Wir freuen uns auf jeden Fall auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Bühne frei auf Schloss Broich!
Für das Castle Rock Festival 2026 wurden bereits erste Bands bestätigt: Nachtblut, Tanzwut, Crematory, All for Metal und Sagenbringer werden am 03. und 04. Juli 2026 auf Schloss Broich spielen. Der Vorverkauf startet am 30. August 2025.




























