
Das Warten hat ein Ende! Am 30. Oktober 2009 veröffentlichen Big Boy endlich ihr lang herbeigesehntes zweites Studioalbum mit dem Titel „Ponygirl“.
Hierbei handelt es sich um das weltweit erste Album, welches zu 100% kostenlos als physisches Produkt (sprich echte CD, kein Download o.Ä.) unter dem folgenden Link geordert werden kann – und das sogar inklusive der Versandkosten. Aus diesem Grund – und weil natürlich aller guten Dinge drei sind – stand uns der sympathische Frontman der Band inzwischen zum dritten mal im Rahmen eines Interviews Rede und Antwort.
Was Big Boy zum neuen Album und seinem revolutionärem Vertriebsweg zu sagen hatte, lest ihr hier:
Pamela: Hallo und Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Album „Ponygirl“. Wie fühlst Du Dich jetzt so kurz vor der Veröffentlichung?
Big Boy: Dankeschön. Ehrlich gesagt, ein bisschen müde. Wir haben so hart für diese Veröffentlichung gekämpft und uns wurden von allen Seiten nur Steine in den Weg gelegt. Universal Publishing haben uns den Vorschuss verweigert und wir wurden auch sonst von allen möglichen Seiten angegriffen. Ich will einfach nur, dass diejenigen, die sich auf das Album freuen, es endlich bekommen und dass es ihnen gefällt.
Pamela: Hast Du schon konkrete Pläne wie Du selbst den 30. Oktober verbringen wirst?
Big Boy: Ja, wir spielen ein grosses Festival in Orange County mit Korn, Black Eyed Peas und Shiny Toy Guns als Headliner.
Pamela: Mit „Ponygirl“ habt ihr nun das weltweit erste Album auf den Markt gebracht, das zu 100% kostenlos im Internet geordert werden kann. Nicht einmal die Versandkosten muss der Musikfan selber tragen. Erläutere doch bitte mal wie genau dieses „Paywithoutmoney“-Prinzip funktioniert. Und wie bist Du überhaupt auf diese Idee gekommen?
Big Boy: Die Plattenindustrie ist einfach tot. Wir haben nach einem Weg gesucht, den Fans das Album kostenlos geben zu können, wobei wir natürlich trotzdem Produktionskosten, Presskosten, GEMA und Versandkosten zahlen müssen. Um das zu kompensieren erklärt man sich bereit, im Gegenzug für das kostenlose Album, Werbung zugeschickt zu bekommen. Ausserdem hoffen wir natürlich, neue Fans durch Mund zu Mund Propaganda zu gewinnen – da klassiche Anzeigenwerbung ebenfalls tot ist.
Es gibt haufenweise Leute, die unser Album vielleicht nicht kaufen würden, es aber geschenkt nehmen und dann vielleicht auf unsere Konzerte kommen und Merchandise kaufen etc. Alle versuchen, Musik zu verkaufen und geben alles mögliche andere kostenlos her. Wir versuchen es andersherum, weil einfach keiner mehr für Musik Geld bezahlen möchte. Mein Bruder ist auf die Idee gekommen.
Pamela: Ist dieser Vertriebsweg denn jetzt als einmaliger Gag gedacht, oder planst Du zukünftige Big Boy Produktionen auf ähnlichem Wege in Umlauf zu bringen?
Big Boy: Das kann ich noch nicht sagen, weil keiner weiss, ob wir Erfolg haben werden, aber wir versuchen, dieses System weltweit zu etablieren und auszuweiten.
Pamela: Gute Ideen finden ja immer schnell Nachahmer. Würde es Dich freuen, wenn Du mit Deiner Idee eine Art Vorbildfunktion für andere Musiker einnehmen würdest und diese Deine Vermarktungsstrategie übernehmen würden?
Big Boy: Wir haben viel Arbeit und Geld in diese Idee investiert. Rahmenverträge, Anwaltskosten etc. Wir würden anderen Künstlern, nicht nur Bands, gerne das System zur Vermarktung ihrer Produkte anbieten. Ich würde mich sehr
freuen, wenn das der finale Todesstoss für die Major Plattenindustrie wäre.
Pamela: Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, dass in einer Zeit, in der das Thema Datenmissbrauch sehr aktuell ist und fast täglich in den Medien behandelt wird, viele Menschen Skrupel haben könnten ihre privaten Daten für Werbezwecke zur Verfügung zu stellen. Wie kann man diesen Personen die Angst vor eurem Vertriebsweg nehmen?
Big Boy: Wir sagen den Leuten exakt, wer ihre Daten bekommt und von wem sie Werbung in welcher Form erhalten werden. Die Daten werden nicht an Dritte weiter gegeben und man kann sein Werbeinverständnis jederzeit widerrufen. So sieht es das Gesetz seit dem 1. September vor und daran halten wir uns.
Pamela: Wenn ich mich jetzt aber partout nicht mit der „Paywithoutmoney“-Methode anfreunden kann, werde ich dann zusätzlich auch die Möglichkeit haben das Album auf Konzerten, oder bei den üblichen Verkaufsstellen für „bare Münze“ zu kaufen?
Big Boy: Natürlich. Wer das alles nicht möchte, kann das Album auch über die klassischen Kanäle oder in unserem Onlinestore unter www.hailthebigboyshop.com kaufen.
Pamela: Gut, dann lass uns mal über das Album selbst sprechen. Auch wenn das Album jetzt Ende Oktober offiziell auf den Markt kommen wird, fertig ist es ja schon etwas länger.
Bist Du nach wie vor rund um zufrieden mit „Ponygirl“, oder bist Du nach der ganzen Zeit schon an dem Punkt angelangt, an dem man immer wieder Kleinigkeiten entdeckt, die man besser hätte machen können?
Big Boy: Nein, das ist unser Status Quo und es würde genauso klingen, wenn es gestern fertig geworden wäre. Wie das Nächste klingt – darüber machen wir uns erst Gedanken, wenn wir es schreiben.
Pamela: In der Presseinfo zu „Ponygirl“ steht geschrieben, dass ihr mit „Ponygirl“ jetzt definitiv euren Sound gefunden habt. Wo genau siehst Du denn die Unterschiede und auch die Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgängeralbum „Hail the Big Boy“?
Big Boy: Hail The Big Boy ist im totalen Chaos entstanden. Wir dachten, wir nehmen all unsere Kraft und Recourcen zusammen, machen einen Hit, werden gesignt und müssen uns um nichts mehr Sorgen machen. Wir haben „Get Over It“ aufgenommen und dann haben alle gesagt- schön, aber was soll da als follow-up Single kommen. Dann haben wir „Hail The Big Boy“ geschrieben. Aber dann wurden wir immer noch nicht gesignt. Wir haben immer weiter Song für Song gemacht und ständig Showcases gespielt… bis irgendwann das Album fertig war.
Für Ponygirl haben wir einfach 7 Monate am Stück ohne Unterbrechung erst das ganze Album geschrieben und dann Instrument für Instrument eingespielt. Deswegen klingt es für uns homogen. Ausserdem wollten wir keinen Aufguss des ersten Albums machen und 12 vermeintliche Singles aneinander reihen sondern unsere Stimmung und den momentanen Status der Band festhalten. Uns waren Singles und Hits völlig egal. Wir wollten ein Statement machen, ohne uns bei irgend jemand anzubiedern.
Pamela: Welcher ist Deiner Meinung nach der stärkste Song auf dem Album und warum?
Big Boy: Genau darum ging es uns eben nicht. Die Leute sollen das ganze Album hören und mögen oder auch nicht aber es dreht sich nicht mehr alles um einen Song. Deswegen kriegen sie auch das ganze Album als physische CD und nicht als einzelne mp3s geschenkt.
Pamela: Von „Love is almost perfect“ befindet sich neben der regulären Version, auch noch ein Club Remix auf dem Album. Eine Idee, die im Vergleich zum sonstigen Big Boy Sound doch sehr überraschend in den Ohren klingt. Wie bist Du auf die Idee zu diesem Remix gekommen? Handelt es sich dabei um ein einmaliges Experiment, oder möchtest Du Dich langfristig auch mal in anderen musikalischen Spähren austoben?
Big Boy: Ich hab mehr oder weniger 5 Monate lang jeden Abend in irgend einem Club in L.A. verbracht und da dachten wir uns, dass wir auch gerne mal in Clubs gespielt werden würden :-)
Pamela: Ein Albumtitel wie „Ponygirl“ und die entsprechende Thematik schreit doch förmlich nach einem Nachfolgewerk zu eurem bislang einzigsten Musikvideo zu „Hail the Big Boy“. Gibt es diesbezüglich schon irgendwelche Pläne?
Big Boy: Da hast Du natürlich Recht. Das sollten wir machen.
Pamela: Neben dem schwedischen Gitarristen Thor Lunde, habt ihr mit Darek Leiner jetzt noch einen zweiten Drummer in der Band, der immer dann einspringen wird, wenn Happy nicht in Amerika sein kann. Könntest Du die beiden Neuzugänge bitte mal mit zwei kurzen, prägnanten Sätzen charakterisieren und damit deutlich machen, warum genau Thor und Darek die Band perfekt ergänzen.
Big Boy: Happy hat sich entschieden, nicht nach Amerika mit uns zu kommen. Er hat sich hier irgendwie nicht richtig wohl gefühlt und er ist beruflich und privat in Deutschland sehr verwurzelt. Darek ist ein unglaublich guter Schlagzeuger und Sänger und wir sind wahnsinnig glücklich mit ihm. Thor ist ebenfalls ein toller Musiker und sehr erfahren… und in der kurzen Zeit einer meiner engsten Freunde geworden. Wir haben noch nie besser geklungen.
Pamela: Im Januar 2010 werdet ihr mit dem neuen Album im Gepäck auch wieder in Deutschland auf Tour gehen. Wird Darek da nicht ein bisschen traurig sein, wenn ihr alle nach Deutschland fliegt und er alleine in Amerika bleiben muss?
Big Boy: Das muss er nicht. Ich weiss noch nicht genau, wer die Tour spielen wird. Momentan hängt das so ein bisschen davon ab, wer es am meisten will.
Pamela: Als Vorband für die Deutschlandtour habt ihr ja passenderweise die kanadische Band My Flea Circus gewinnen können. Passend – denn ein Blick auf das aktuelle Albumcover verrät – dass es sich bei My Flea Circus um die Band handelt, die von Dir durch das Tragen einer entsprechenden Armbinde geadelt wird. Das sieht nach einer lange geplanten und gut durchdachten Aktion aus. Welche Verbindung gibt es zwischen der Band My Flea Circus und eurem neuen Album „Ponygirl“?
Big Boy: My Flea Circus sind Ryan und Nee, die auch gerade in L.A. bei uns wohnen und am Wochenende Support für uns im Viper Room waren. Ich wollte eigentlich aus Verbundenheit und Freundschaft eines ihrer T- Shirts tragen. Da ihre Shirts aber absolut nicht ins Konzept gepasst haben, hab ich das Logo ausgeschnitten und mir um den Arm gebunden. Dass die ganze Zirkus Thematik zusammenpasst etc. fällt mir gerade auch erst jetzt auf.
Pamela: Welche Überraschungen dürfen die deutschen Fans von euch erwarten, wenn sie Euch im Januar wieder begrüßen. Im Internet ist vermehrt die Rede vom neuen Big Boy Style und neuen Outfits. Kannst Du da schon ein paar pikante Details verraten und bedeutet dies etwa das endgültige Aus für die legendäre Schlafmaske?
Big Boy: Wir haben eine ziemlich lustige Idee für 4 Charaktere und die dazugehörigen Kostüme aber das kann ich erst verraten, wenn wir die Fotos gemacht haben!
Pamela: Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview und wünsche ganz viel Erfolg mit dem neuen Silberling, samt seiner großartigen Vermarktungsstrategie!
Big Boy: Ich bedanke mich. Vielen Dank für das Interesse und das ganze Hintergrundwissen.
BIG BOY
Ponygirl Tour (Support: My Flea Circus)
14.01.2009 D- Stuttgart – 1210
15.01.2009 D- Weinheim – Cafe Central
16.01.2009 D- Köln – Underground
17.01.2009 D- Essen – Zeche Cark
19.01.2009 D- Hamburg – Grüner Jäger
21.01.2009 D- Berlin – K17
22.01.2009 D- Dresden – Club Puschkin












