In der Masse der Symphonic Metal Bands sticht derzeit insbesondere Xandria heraus. Mit einer neuen Sängerin wurde im letzten Herbst das Ergebnis dieser gelungenen Zusammenarbeit in Form der CD „Neverworld’s End“ präsentiert. Nun gab es endlich eine der seltenen Möglichkeiten diese Ausnahme-Band endlich einmal live zu erleben. Man hatte sich entschlossen gemeinsam mit Kamelot, Triosphere und Blackguard die Konzerthallen in Deutschland unsicher zu machen. Mit einer knappen Stunde Spielzeit stand ein strammes Programm für Manuela und ihre Jungs an. Aber wie heißt es so schön: Die Zeit ist nebensächlich, wenn man sie gekonnt nutzt.
Mit dem Intro von „Neverworld’s End“ betrat die Kombo die Bühne und hatte das Publikum vom ersten Moment an in seinen Händen. Die Singleauskopplung „Valentine“ folgte im Anschluss. Unverkennbar sind natürlich die schnellen Gitarren und der opernhafte Gesang von Manuela. Diese Band hat sich definitiv weiterentwickelt und es macht wirklich den Spaß die perfekte Symbiose aus Metal- und Gothicelementen zu erleben. Die heimliche Hymne „Blood on my hands“ durfte natürlich auf keinen Fall fehlen und so rockten Xandria die Bühne fast in Schutt und Asche, ehe sie mit „Forevermore“ ruhigere Töne anschlugen.
Da Balladen ja immer eine besondere Stellung im Metal haben, denn bei welch anderen Songs kann man sonst die Stimme der Sängerin besser beurteilen, war das Publikum gespannt und wurde nicht enttäuscht. Manuela schaffte es den besonderen Charme dieses Stückes auf die Bühne zu übertragen und dem Publikum Gänsehaut zu zaubern. Besonders auffällig war bei diesem Konzert, dass die Band eine unheimliche Spielfreude an den Tag legte, was sicher nicht selbstverständlich ist, schließlich ist man ja schon einige Wochen nonstop auf Tour.
Mit fortschreitender Zeit wurde die Band immer zufriedener und genoss die Beifall-Bekundungen des Publikums sichtlich. Aber damit nicht genug, mit „Cursed“ wurde auch der Bereich der Freibeuter-Metaler bespielt und erhielt auf Anhieb den großen Zuspruch des Auditoriums. Der Abend klang langsam aus, aber Xandria wären nicht Xandria wenn sie sich nicht mit einem großen Knall verabschieden würden, deshalb wählte man den Heavy Metal-lastigen Titel „Soulcrusher“, ehe man sich mit „The lost Elysion“ endgültig von einer tobenden Menge verabschiedete. Ein denkwürdiger Abend ging zu Ende und wer jemals Zweifel an Xandria und den neuen härteten Töne hatte, sollte nach diesem Konzert völlig begeistert nach Hause gegangen sein.
Da man ein solches Album nicht einfach aus dem Ärmel schüttelt und eine fast ausverkaufte Tour auch nicht selbstverständlich ist, baten wir Marco zum Interview, der unseren Wunsch nur allzu gern erfüllte.
Fabian Berndhardt: Mit Manuela habt ihr euch eine neue Sängerin an Bord geholt. Was war der Grund, weshalb ihr euch für sie entschieden habt?
Marco: Ihre Stimme hat uns einfach überzeugt. Wir hatten eine Vision, wie Xandria in Zukunft klingen soll und Manuela passt einfach perfekt in die Band. Allerdings war die Stimme nicht der einzige Grund mit ihr zusammen zu arbeiten, denn es ist unheimlich wichtig, dass auch das Menschliche in der Band passt und man gut miteinander auskommt. Besonders natürlich auf Tour, wir sind jetzt knapp 4 Wochen non-Stopp on Tour und da ist die Sympathie untereinander einfach immens wichtig.
FB: Wie wird es mit Xandria weitergehen? Welche Pläne habt ihr für das kommende Jahr?
Marco: Da gibt es viele Dinge, die wir gern machen würden. Natürlich sehr viel live spielen, ein Traum wäre es in Wacken zu rocken. Allgemein wollen wir viel mehr live spielen, das ist ein Ziel, was wir dieses Jahr schon angefangen haben, umzusetzen. Allerdings wollen wir nächstes Jahr so viel live spielen, wie noch nie in der Bandgeschichte. Es liegt uns am Herzen dort zu spielen, wo wir bisher noch nicht waren. Dieses Jahr waren wir mit Epica und Kamelot viel in Europa unterwegs und ich denke im nächsten Jahr werden einige Konzerte außerhalb Europas stattfinden. Im Sommer würden wir gern auf vielen Festivals spielen und natürlich steht auch der Nachfolger zu „Neverworlds End“ an. Zu dem neuen Werk gibt es noch keinerlei Details, aber eine Sache kann ich versprechen, es werden nicht wieder erst 5 Jahre vergehen, bevor ihr etwas Neues von uns hört.
FB: Wie würdest du eure Musik beschreiben?
Marco: Als Überbegriff würde ich sagen, „Symphonic Metal“, allerdings mit einem besonderen Augenmerk auf bombastische, epische und cinematische Klänge. Fast wie ein Soundtrack zu einem Film, da ich beim Schreiben der Texte oft Bilder und Filme im Kopf habe, die ich dann vertone und ich hoffe, dass unsere Songs auch bei unseren Fans ein solches Gefühl bewirken.
FB: Was inspiriert dich zu den Texten und der Musik?
Marco: ES geschieht meistens ganz unerwartet. Es ist dann so, als ob ein CD-Player bei mir im Kopf anspringt und immer genau dann, wenn man nicht damit rechnet, z.b. auf einer langen Autofahrt. Natürlich sind die Ideen inspiriert von meinen Lieblingsbands und da gibt es eine Menge und von Soundtracks, da es mich fasziniert, wie Musik eingesetzt wird, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen.
FB: Wie kann man sich die Zusammenarbeit im Hause Xandria vorstellen? Ihr wohnt alle in unterschiedlichen Städten, da ist es ja kaum möglich oft zu proben.
Marco: Bis auf Manuela wohnen wir alle in NRW. Natürlich sind gewisse Strecken zurückzulegen und es wird sicher nicht möglich sein, dass Manuela jede Woche mit uns proben kann, allerdings kann man es leicht organisieren und dann verläuft die Zusammenarbeit auch sehr harmonisch und natürlich kommt uns das Internet sehr zugute, grade im kreativen Prozess lässt sich viel umsetzen, mithilfe von Skype und anderen Möglichkeiten der Kommunikation und so schickt jeder seine Ideen ein und so entsteht dann die typische Xandria Mischung.
FB: Hast du Vorbilder, die dich immer angetrieben haben?
Marco: Da gibt es Unmengen. Ganz vorne natürlich Nightwish, mit denen wir ja gern verglichen werden, was mich auch wirklich freut, denn Nightwish ist einfach eine großartige Band, die den Bereich des „Symphonic Metals“ einfach geprägt hat. Aber auch klassische Metalbands, wie Metallica, Iron Maiden oder Seputura finde ich sehr inspirierend und sind definitiv als Vorbilder anzusehen. Ich persönlich bin stark von den 90er Jahren Bands geprägt, die dann später in die Sparte „Gothic Metal“ gepackt wurden, wie z.b. Tiamat, Type O Negative, Paradise Lost. Den stärksten Einfluss hatten wohl The Gathering. Es war die erste Band, in der eine Frau in einer Metalband singt.
FB: Gibt es einen Wunschkandidaten, mit dem ihr gerne mal zusammenarbeiten wollt?
Marco: Eine schöne Idee. Bisher laufen in diesem Bereich keine Anstrengungen. Allerdings würde es mich natürlich reizen mit Bruce Dickinson oder Lemmy von Motorhead mal auf der Bühne zu stehen. Für viele ist es sicher total abwegig, aber es wäre sicher sehr interessant.
FB: Ihr seid ja schon einige Jahre in der schwarzen Szene unterwegs. Welche Veränderungen stellst du fest?
Marco: Es fing an, dass ich die Szene Anfang der 90er Jahre wahrgenommen habe. Ich begann sehr viel Metal und Rock zu hören, insbesondere Metallica. Die stärkste Veränderung fand, meine Meinung nach, vor ca. 10 Jahren statt, als plötzlich das „Alte“ wieder in Erscheinung getreten ist, was in den 90ern einfach weg war. Die Rede ist vom klassischen Metalbands. In den 90ern hatten Iron Maiden einen anderen Sänger und füllten auf einmal keine Arenen mehr, sondern nur noch kleine Hallen. Dieser Umstand stand stellvertretend für die ganze Szene. Die Vielfalt ist mittlerweile viel größer, was Mitte der 90er Jahre nicht der Fall war. Hammerfall waren einige der Bands, die dieses Umdenken mit angeregt haben. Schade war der Hype um den Grunge, was einfach bewirkte, dass einige wirklich gute Bands plötzlich in einem ganz schlechten Licht dastanden.
FB: War es für Manuela schwierig die alten Xandria Songs zu singen? Musstet ihr sie die Stücke anderes arrangieren?
Marco: Nein, also es war nicht nötig, die Songs für Manuela zu arrangieren. Bei einigen Stücken singt sie zwar in einer anderen Stimmlage, aber das ist sehr selten. Ihre Stimme ist ja nicht grundsätzlich anders, ihre Stimme ist einfach kraftvoller und klassischer. Da gab es keine Probleme, dank ihrer Vielseitigkeit. Ich finde die Frage aber sehr interessant, da wir im Moment nur Songs vom neuen Album spielen, was aber nicht den Grund hat, dass Manuela Probleme mit den alten Songs hat. Es ist vielmehr ein Wunsch der Fans gewesen und da wir mit einer knappen Stunde Spielzeit ja leider nicht unbegrenzt viele Songs spielen können, haben wir uns dazu entschlossen ausschließlich Songs von „Neverworlds End“ zu spielen.
FB: Hast du einen Song, den du besonders gern spielst?
Marco: Also „Soulcrusher“ ist einfach toll, da unheimlich viele Facetten der Instrumente darin vorkommen und natürlich die geniale Stimme unserer Sängerin Manuela. Der Song hat einfach Kraft und es macht schon Spaß mal so richtig Gas zu geben auf der Bühne.
FB: Gewährst du uns noch einen Blick in deine CD Sammlung? Was war die erste CD, die du jemals gekauft hast?
Marco: Ich glaube, dass es Bon Jovi „Keep the faith“ war oder wars doch eine Abba-Best of. Also definitiv eine von beiden, aber Iron Maiden „Fear of the Dark“ war auch unter den ersten CDs dabei.















