Stimmgewalt Mera Luna 2025

Zum 25. Jubiläum gab es auf dem M’era Luna 2025 in diesem Jahr das erste Mal schon am Freitag mit Stimmgewalt und Lord of the Lost 2 Bands zu hören. Neben den üblichen Lesungen, Workshops und kleineren Events war das natürlich ein würdiger Auftakt für die Jubiläums-Ausgabe des mit 25.000 Besuchern ausverkauften Festivals. Dazu gab es noch ein spektakuläres Feuerwerk, welches den Auftritt von Lord of the Lost abrundete und das eigentliche Festival einläutete.

Außerdem wurden schon die ersten Acts für 2026 angekündigt, unter anderem Within Temptation, OMD, In Extremo, Floor Jansen, Front Line Assembly, IAMX, Combichrist, L’Âme Immortelle, Nachtmahr, KMFDM, Megaherz, Agonoize and Aesthetic Perfection.

 

Samstag, 09.08.2025

Null Positiv Mera Luna 2025

Wuchtiger Start in den Tag mit NULL POSITIV (gegründet 2015 in Lübbenau; Modern Metal/NDH) Sängerin Elli Berlin und ihre 3 Jungs legten eine energiegeladene Show hin, ganz nach ihrem Mix aus harten Riffs und wütenden Hooks. Die Band steht für deutschsprachige Härte mit modernen Nu-Anleihen – exakt so kam’s auch rüber. Gute Portion Anheizer-Attitüde, tight gespielt, keine Faxen. Perfekter Wake-up-Call für die Main Stage und als Opener für das 25. M’era Luna.

Chris Harms , der Kopf von Lord of the Lost, brachte mit seinem Solo-Projekt 1980 eine intime, synth-getränkte 80s-Atmosphäre auf die Club Stage – sein einziges Live-Konzert 2025 überhaupt, exklusiv fürs M’era Luna. Kleinere Besetzung, viel Stimmung, viel Vibe; eine ganz andere,  gediegenere Facette des Frontmannes. Genau der Kontrast, den viele nach dem Opener gesucht haben.

Heimataerde Mera Luna 2025

HEIMATÆRDE (seit 2004; Medieval-Electro/Industrial) brachten Kreuzritter-Geschichte, stampfende EBM-Rhythmen und jeder Menge tanzende Zuhörer. Auf der Setlist standen u. a. „Kadavergehorsam“ und „Hick Hack Hackebeil“ – martialisch, blutig und laut. Ihre Mittelalter-Ästhetik trifft live fast immer den Geschmack der Zuschauer, was gemessen an der schwarzen Menge vor der Bühne zu dieser doch noch frühen Stunde auch wieder der Fall war.

Das schwedische Synthpop-Duo Vanguard (seit 2008, Göteborg) lieferte glänzenden, melodie-starken Electro — mit sauberem Punch auf den Refrains. Netter Bonus: Das neue Stück „Venom“ feierte Live-Debüt; dazu „Inside“, „Open Sky“, „Save Me“. Sehr eleganter Mittags-Hochglanz, der den Bereich der Clubstage schon früh recht voll machte.

 

Tanzwut Mera Luna 2025

Tanzwut gehört zu den Pionieren der Mittelalter Rock Szene (seit 1998) und sie kombinierten wie immer genial ihre Dudelsäcke mit treibenden Gitarren. „Feuer in der Nacht“, „Achtung Mensch“ und „Freitag der 13.“ gaben den Takt vor – festival-erprobt, laut, massenkompatibel. Genau die „wir-feiern-jetzt“-Energie, die das Nachmittag-Programm einläutet.

AMBASSADOR21 (aus Belarus; Industrial/Digital Hardcore, seit 2001) rissen die BPM-Schranke ein: roher, aggressiver Sound zwischen Breakbeats und Geschrei. Tracks wie „Black Dot“, „We Are the Seeds“ und „Human Rage“ peitschten die Menge durch — kompromisslos, laut, kathartisch. Ein wilder Kontrast zu den Mittelalter Rock-Acts von nebenan.

 

Ost+Front Mera Luna 2025

Ost+Front (Berlin; NDH) kamen mit dem bekannten Hammer auf die Zwölf: schwere Riffs, provokante Texte, klare Kante. Die Setlist enthielt u. a. „Geld Geld Geld“, „Fleisch“ und „Mensch“ — allesamt mit maximaler Wucht serviert. Wer NDH wollte, bekam NDH – ganz einfach.

Chrom (aus Düren; seit 2007; Electro/Synthpop-Duo) setzten auf melodischen, clubtauglichen Futurepop mit breiten Refrains. „Memories“, „Agony“ und „Staring at the Sun“ sorgten für viel Mitsing-Potenzial, sehr klar und poliert.

 

Universum25 Mera Luna 2025

Das Super-Projekt Universum25 (In Extremo/Eisbrecher/Fiddler’s Green/Dritte Wahl/Slime – gegründet 2019, Debüt 2023) brachte sozialkritischen Rock mit großen Mitsing-Momenten. Auf der Liste u. a. „Ebbe & Flut“, „Nur wegen dir“ und „Der Traum ist aus“. Musikalisch straight, live sehr verbindend, genau richtig für die Mitte des Tages.

Samsas Traum ist das Projekt von Alexander Kaschte seit Ende 90er und mischt Pathos, Theatralik und Härte. Bemerkenswert: das Zager & Evans-Cover „In the Year 2525“ (feat. Juliane Köbe) mitten im Set — dazu Klassiker wie „Ein Name im Kristall“ und „Heiliges Herz“. Dramatisch, düster, mit großem Gestus. Natürlich durften Circle Pit und Wall of Death nicht fehlen.

 

Faun (seit 1998; Pagan-/Mittelalter-Folk) zauberten mit Drehleier, Harfe und Flöten eine mystische Zwischenwelt auf die Hauptbühne. Das Set beinhaltete u. a. „Baldur“, „Walpurgisnacht“, „Odin“ und „Rhiannon“ – fein austariert zwischen Trance und Tanz. Glasklare Klänge und ein zufrieden tanzendes Publikum sprachen für sich.

 

Funker Vogt Mera Luna 2025

Funker Vogt seit 30 Jahre ein Urgestein des EBMs lieferten taktgenaue Club-Hämmer: „The Signaller“, „Für immer“, „Gunman“ und mehr. Kühle Synths, militante Grooves, Call-and-Response — die Crowd war sofort im Gleichschritt. Klassische Härte, ohne Umwege.

 

Joachim Witt Mera Luna 2025

Joachim Witt. Die NDW Legende himself führte souverän durch Dekaden seines Schaffens. Das Set: von „Das geht tief“ bis „Die Flut“  und natürlich der „Goldener Reiter“ als Siedepunkt; Bonus-Moment: „Signale“ mit Eisbrecher-Frontmann Alexander Wesselsky als Gast. Ein Veteran, der’s immer noch kann, ganz ohne Zweifel.

Faderhead (Electro/Industrial-Pop) zog die BPM wieder hoch: „The Acid Witch“, „Know Your Darkness“, „All Black Everything“ & Co. sorgten nicht nur für eine dichte Tanzfläche, sondern bei den angenehm warmen Temperaturen auch für eine mega Stimmung. Auch der neue Song „This is not the End“ wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Ihre Mischung aus Hooks und brachialen Drops funktioniert live einfach immer gut.

 

Apocalyptica Mera Luna 2025

Apocalyptica (Finnland; Melodic-Metal seit 1993) spielten — passend zum Festival-Setting — ein pures Metallica-Tribute-Set von „Ride the Lightning“ bis „One“. Breitwand-Arrangements, cineastische Dynamik, Null Langeweile. Ein orchestraler Höhepunkt des Tages.

Solar Fake (Synth/Darkwave) lieferten eine messerscharfe, tanzbare Stunde — mit Fan-Favoriten wie „Not What I Wanted“ & Co. Das Publikum vor der Clubstage verwandelte sich  in eine singende Woge; die Band von Sven Friedrich zwischen dunklem Humor und großem Herz. Ein perfekter elektronischer Gegenpol zu Apocalyptica.

 

Heilung Mera Luna 2025

Heilung (DK/NO/DE; seit 2014) machten die Mainstage zur Ritualstätte: archaische Trommeln, Kehlgesänge, der ganze Auftritt war eine Zeremonie – mit Sicherheit einer der intensivsten Shows der M’era Luna Geschichte, mit einer so dichten Atmosphäre das Gänsehaut garantiert war. Das Infield stand still und staunte oder tanzte extatisch mit. Pure Magie, absolut einzigartig.

Covenant – seit fast 40 Jahren eine Band in der Szene, die quasi jeder kennt. Eskil schloss mit kalter Eleganz, präziser Elektronik, und seinem stoischen Gesang die Club-Stage für den Samstag ab. Genau die Ästhetik, für die Covenant geliebt wird.

Eisbrecher Mera Luna 2025

Eisbrecher (NDH aus Bayern seit 2003 ) fuhren als Headliner die volle Kaltfront: ein Brett aus neuen und alten Hymnen. Set-Highlights wie: „Zeitgeist“ mit Gast Joachim Witt, „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ mit Sotiria (Eisblume), plus Klassiker wie „Himmel, Arsch und Zwirn“ und „Eiszeit“  sowie einer Parodie des bayrischen MP bei „This is Deutsch“. Ein Lacher durfte natürlich auch nicht fehlen. Bei „Miststück“ zog Alex unbeabsichtigt das Kabel der Gitarre und musste es wieder „reinstecken“. Absoluter Abriss, aber mit Stil. Ein perfekter Abschluss des Samstag Abend.

 

Sonntag, 10.08.2025

Beyond Border Mera Luna 2025

Synthpop aus Niedersachsen zum Wachwerden: Beyond Border eröffneten den Sonntag mit melodischem und eingängigen Refrains. Die Band steht für modernen Synth- & Future-Pop. Ein kompakter, energetischer Start, bei dem Hände und Hüften schon früh in Bewegung waren.

Düster-Pop mit viel Glanz: Das britisch-italienische Dark-Wave Projekt Corlyx mischte kühle 80s-Ästhetik mit zeitgenössischem Electro-Punch. Die Truppe brachte die Clubstage früh zum Pulsieren mit viel Atmosphäre und eingängigen Beats.

 

Manntra Mera Luna 2025

Folk-, Industrial- und Metal-Elemente – Manntra aus Kroatien lieferten martialische Beats & Dudelsack-Melodien zum Schreien und Mitgrölen. Ihre Mischung aus Balkan-Melodik und NDH-Härte funktioniert auf einem Open-Air fantastisch; der Pit war schnell wach, auch wenn sicher noch nicht alle aus ihren Zelten gekrochen waren.

Comeback-Vibes auf der Clubstage: Massive Ego (UK, gegründet 1996 von Marc Massive) brachten dunklen Synth/ Darkwave, der nach der längeren Bandpause ein willkommenes Lebenszeichen war. Ein kurzes aber dichtes Set, das viel Spaß machte.

 

Schattenmann Mera Luna 2025

NDH-Sturmhaube auf, denn es war Zeit für Schattenmann – die Band feuerte druckvolle Riffs, klare Hooks und Mitgröl-Parts in die Menge und das Publikum ging auch schnell mit. NDH mit moderner Produktion, ohne Schnörkel, dafür mit viel Punch.

Zeit für Powernoise auf der Clubstage mit Noisuf-X – jetzt gibts Krach, wummernde Kicks, sirrende Leads, kaum Vocals, dafür aber maximalen Schub. Der Platz vor der Stage verwandelte sich in ein stampfendes Kollektiv; genau dafür ist dieses Projekt gebaut und genau das richtige um wachzuwerden.

 

Coppelius Mera Luna 2025

Steampunk oder Kammercore? Für eine seltsame Musikmischung ist Coppelius natürlich bekannt. Sie sind die Gentlemen des orchestralen Rock: Klarinetten, Celli, Frack – und plötzlich Circle Pits. Theatralik trifft Metal und schnelle Beats, dazu eine Prise von Humor. Ein Unikat, das Festivals seit Jahren veredelt.

Die slowenische Band Torul servierte uns geschmeidige Melodien, melancholische Vocals und subtile Club-Energie am frühen Nachmittag. Viele kennen sie über Infacted-Releases und Touren mit Mesh – live sehr stilsicher und warm.

 

Corvus Corax Mera Luna 2025

Die Mittelalter-Pioniere von Corvus Corax die seit über 35 Jahren , die Szene bespaßen, machten den Flugplatz zur Marktplatz-Feier: Trommeln, Dudelsäcke, Schalmei und Bombarde – dieses Jahr jedoch unter dem Motto „Era Metallum“. Ob es am für die Band ungewöhnlichen Konzept mit Stromgitarren oder der Abmischung lag – so richtig schien der Funke nicht überzuspringen, dröhnten überwiegend undifferenzierbare Riffs und Bässe über das Infield. Auch die Unterstützung von mit Pyrotechnik ausgestatteten Fantasiewesen auf der Bühne konnte das nicht retten.

Ein noch sehr unbekannter Name, aber mit dunkler Puls ist Sierra Veins aus Paris. Sie mischt Electro-Düsternis mit Dark-Wave-Gefühl – treibend, filmisch, kantig. Auf der Clubstage funktionierte das als rauschhaftes Set zwischen mit brachialen Drops und elegischen Flächen. 2024 erschien u. a. die „A Story of Anger – Stronger Edition“, 2025 kündigte sie weiteres Material an – live schon jetzt eine Wucht.

 

Versengold Mera Luna 2025

Folk gibt’s auf die Ohren von Versengold. Diese brachten feurige Fiedelmusik, zum Mitsingen vora allem aber mit viel Spaß und lustigen Texten. Auch der neue Song „Falscher Leuchtturm“ feierte auf dem M’era Luna sein Debüt und zeigt klar, wie sich die Band selbst politisch positioniert. Der Mix aus historisch angehauchten Klängen und eher modernem Songwriting macht sie zur sicheren Festival-Bank – das Publikum sang laut, die Sonne lachte.

Ikone-Alarm auf der Club Stage mit Leæther Strip – das EBM-Industrial-Projekt von Claus Larsen gibt es seit 1988 – und entsprechend lieferten sie  Old-School-Wucht: harte Sequenzen, knurrige Leads, kaum Schnickschnack. Szene-Geschichte, aber immer noch frisch und bissig. Die Clubstage brodelte am Nachmittag

 

Lacuna Coil Mera Luna 2025

Aus Mailand kommt Lacuna Coil, die nun auch schon fast 30 Jahre moderne Metal-Grooves mit der Doppel-Vokal-Magie von Cristina Scabbia & Andrea Ferro kombinieren. Set-Highlights waren „Layers of Time“, „Heaven’s a Lie XX“ – und ja, die vielgeliebte Depeche-Mode-Coverversion „Enjoy the Silence“ war natürlich auch dabei.

Das Future-Pop Duo Rotersand zog die Clubstage in einen tanzenden Strudel, mit breiten Bässen und ihrem präzisen Industrial Sound. Zuletzt mit neuem Album „Don’t Become The Thing You Hated“ passend zum Auftritt auf dem M’era Luna.

 

Blutengel Mera Luna 2025

Dark-Pop in Großaufnahme lieferten Blutengel aus Berlin. Gespielt wurde  ein Set aus Klassikern und neueren Stücken – von „Lucifer“ bis „Reich mir die Hand“ war die Visual-Dramatik hoch und der Gesang wie immer sehr glatt auf den Punkt. Choreografierte Gesten, Nebel, Pathos und viel Feuer, eben die typische Mischung, welche die Band so beliebt macht.

Deutsche Electro-Industrial-Konstante seit über 35 Jahern: In Strict Confidence lieferten dunkelromantische Elektronik mit kontrastreichen Vocals. Live gab’s die übliche Mischung aus Melodie und atmosphärischem Pathos – ein schöner Spannungsbogen Richtung Tagesfinale der Clubstage.

Subway to Sally Mera Luna 2025

Ein Spezialset brachte Subway to Sally, eines der Urgesteine der Mittelalterrock-Szene. Die Band um Eric Fish spielte beim M’era Luna ihr „Nord Nord Ost“-Album in voller Pracht – ein Geschenk für Fans der Mittelalter-Rock-Legenden und natürlich ein absoluter Mitsing-Magnet. Von „Schneekönigin“ bis „Eisblumen“: große Melodien, mit viel Mittelalter und Pathos – und Eric als souveräner Zeremonienmeister. Großes Kino vor der Dämmerung.

De/Vision gaben der Clubstage zum Schluss elegante, melodische Hymnen mit viel Gefühl – ein Kontrastprogramm zur Härte des Tages, aber live immer noch brandstark. Immerhin sind die Hessen sind seit Jahrzehnten verlässlich, was die Stimmung angeht; entsprechend viele Arme waren oben, entsprechend viele sangen die Refrains mit. Ein toller Abschluß für die Clubstage.

And One Mera Luna 2025

Headliner-Feierabend mit And One aus Berlin. EBM/Synth-Pop im perfekten Oldschool-Gewand, gewohnt trocken, mit einigen Best-of an Fan-Favoriten. Die Wahl des Headliners sorgte bereits bei Bekanntgabe im letzten Jahr für geteiltes Echo, fiel Frontmann Steve Naghavi in der Vergangenheit immer wieder durch grenzwertige bis grenzüberschreitende Aussagen auf, die am Ende als „Hackerangriff“ abgetan und überwiegend wieder gelöscht wurden. Als der Vorhang im wahrsten Sinne des Wortes fiel, offenbarte sich ein mit DDR-Analogien gespicktes Bühnenbild, vor dem Naghavi mäßig motivierte performte. Allerdings war man am Ende etwas verwirrt, da das Set früher als geplant endete und es keine Zugabe mehr gab. „Military Fashion Show“, „Techno Man“ und „U-Boot-Krieg in Ost-Berlin“ waren nur einige der Klassiker im Programm – die Menge feierte und tanzte mit.

Ein Abschluss, den die M’era- Familie genau dort abholte, wo sie sein will: auf dem Flugplatz unter freiem Himmel mit dem Mond über der Mainstage-Bühne.

 

M’era Luna 2025 – Die Fotogalerien

 

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