2010 wird eindeutig das Jahr von Lord of the Lost. (The Band formerly known as Lord). Neues Plattenlabel, neue Videoclips, bestätigte Auftritte auf einschlägigen Festivals und nun endlich auch die lang herbeigesehnte Veröffentlichung des allerersten Silberlings. „Fears“ wird das Debut der Gothicformation rund um Sänger und Songwriter Chris „The Lord“ Harms heissen und am 19. Februar 2010 das Licht der Welt erblicken. Grund genug mal wieder mit dem sympathischen Frontman ein paar Worte zu wechseln.


Pamela: Hallo Chris. Als wir das erstemal miteinander gesprochen haben, hiess Deine Band noch Lord. Nun nennt ihr euch Lord of the Lost. Was istpassiert?

Chris: Rechtslage, Anwälte, Copyright… Um mit Sicherheit aufkommenden Stress zu vermeiden die uns die Copyright-Inhaber der Bands Lordi, The Lords und der australischen Metall-Band Lord hätten machen können, war die einzige Möglichkeit den Namen zu ändern, so haben wir ihn inhaltlich einfach unserer Message angepasst. Und unterm Strich finden wir den Namen so sogar noch viel besser.

Pamela: Ärgert es Dich, wenn Du solche Stolpersteine in den Weg gelegt bekommst, oder kannst Du rückblickend über diese Angelegenheit eher lächeln?

Chris: Ein Stolperstein ist nur ein ebensolcher wenn man drüber stolpert. Gestolpert sind wir nicht, aber es war alles ein wenig hektisch, da die Namensfindung innerhalb weniger Tage stattfinden musste, da die die „Dry The Rain“ Single ins Presswerk musste. Und unter Zeitdruck ist es nicht so einfach sich für die kommenden Jahre so strikt festlegen zu müssen.

Pamela: Ebenfalls geändert hat sich der Titel eures in bälde auf den Markt kommenden Albums. Als wir das erstemal miteinander sprachen, sollte das gute Stück noch auf den Namen “Not From This World” hören, nun hast Du Dich aber für den Titel „Fears“ entschieden. Wo liegen in diesem Fall die Beweggründe?

Chris:Not From This World“ wäre ein toller Titel zum Bandnamen „Lord“ gewesen, aber zu „Lord Of The Lost“ war mir das für ein erstes Album zu lang, wer soll sich das noch merken können? So habe ich versucht die Kernmessage und das Grundgefühl aus den Songs zu filtern. Als alles andere durch das Raster fiel, blieb „Fears“ als sehr zufriedenstellendes Gefühl übrig.

Pamela: Kann man sagen, dass das Thema Angst so etwas wie der berüchtigte rote Faden ist, der sich thematisch durch das ganze Album zieht?

Chris: Auf jeden Fall, aber das ist wenig offensichtlich, auf den ersten Blick sind das alles eigentlich Lovesongs.

Pamela: Wieso beschäftigt Dich das Thema Angst so sehr? Was ist Deine größte Angst im Leben?

Chris: Es geht wie gesagt eigentlich nicht vordergründig um Ängste. Ich musste allerdings feststellen dass alle Beweggründe für die ganzen emotionalen eher zerrissenen Zustände die eigentlich um die Liebe an sich gehen, eigentlich von den Ängsten handeln, die aus der menschlichen Unzulänglichkeit mit Liebe umzugehen geboren werden.

Pamela: Die Veröffentlichung des allerersten Lord of the Lost Albums steht ja kurz bevor. Bist Du vor so einem Ereignis eigentlich noch aufgeregt, oder kann soetwas einen alten Hasen im Showbiz, wie Du es nun bist, gar nicht mehr aus der Ruhe bringen?

Chris: Das klingt so als wäre ich schon mit allen Wassern gewaschen, das bin ich jedoch nicht. Ich bin aufgeregt, aber es ist eher Freude als Nervosität. Ich sehe dem ganzen allerdings eher gelassen entgegen, das liegt aber eher an meiner Grundnatur als an dem Fakt dass ich das Häschenalter dieses Geschäftes offensichtlich bereits überstiegen habe ;-)

Pamela: Weisst Du schon wie Du diesen speziellen Tag verbringen wirst?


Chris: Ja, ich weiss immer was ich an welchem Tag mache, in meinem Terminkalender steht sogar von wann bis wann ich schlafe.

Ich bin am Vortag in London und schaue mir auf der Londoner Fashionweek eine Modenschau unserer Designerin Nicole Hellrung an, die uns mit ihrem Label Struppets mit Outfits austattet. Ich komme am Releasetag morgens um 10h wieder in Hamburg an, werde auf dem Weg nach Hause feierlich bei Saturn mein eigenes Album kaufen, zu Hause angekommen werde ich unser zweites Video für den Song „Last Words“ bei YouTube hochladen und dann erstmal schlafen gehen…

Anschliessend stehen ein paar Telefoninterviews an und Abends gehen alle Lords und unsere Freunde zu der Neueröffnung unseres Hamburger Lieblingsclubs, dem Ballroom, und werden dort Alkohol zu uns nehmen bis wir nach Hause krabbeln müssen.

Pamela: Bist Du jetzt kurz vor Veröffentlichung rundum zufrieden mit dem Ergebnis? Oder entdeckt man bevor es Ernst wird doch noch Kleinigkeiten, die man vielleicht anders, oder sogar besser, hätte man können?

Chris: Ich habe aufgehört nach Fehlern zu suchen da ich immer welche finden würde und habe das Album auch seit Monaten nicht mehr wirklich gehört, ausser wenn ich es jemandem zeigen wollte. Ich bin so beschäftigt mit der Demoproduktion von 25 neuen Songs fürs zweite Album, dass in meinem Kopf für das erste kaum noch Platz ist.

Pamela: Neben der Musik, scheint Dir ja auch das Drehen von Videos großen Spaß zu machen. Zum Titel „Dry the rain“ habt ihr als erstes ein ziemlich cooles Video gedreht. Ein weiteres wird nun zeitgleich zu eurem Album zu dem Song „Last Words“ veröffentlicht. Nun habe ich gelesen, dass ihr bereits ein weiteres Video in Planung habt. Steht denn schon fest zu welchem Song der dritte Clip gehören wird und worum es thematisch in etwa gehen wird?

Chris: Das stand bereits fest. Ich habe mich jetzt allerdings mit unserem Label darauf geeinigt, dass wir erstmal bis Sommer abwarten, was sich so für heimliche Hits auf dem Album entwickeln, und dann machen wir einen Clip zu einem Song den das Publikum besonders mag.

Denn ganz ehrlich, ich liebe alle Songs auf diesem Album und kann für jeden ein gutes Videokonzept entwickeln, mir ist es, ohne dass ich es gleichgültig meine, egal zu welchem Song wir ein Video machen!

Pamela: Wenn man sich das Making of zu „Dry the rain“ ansieht, wirkt das alles absolut professionell und perfekt durchorganisiert. Ist denn tatsächlich alles so reibungslos abgelaufen? Oder gab es doch die eine, oder andere Panne und lustige Outtakes, die ihr uns einfach vorenthalten habt.

Chris: Es war absolut durchorganisiert und bis ins letzte Detail geplant, wir hatten sogar jemanden der nur dafür zuständig war Kaffee zu kochen. Beim zweiten Video war die Planung noch aufwendiger, da das Video aufwendiger war.

Aber natürlich gab es eine Menge kleinerer Pannen, aber die habe ich bereits vergessen. In fernerer Zukunft werde ich aber sicherlich nochmal ein paar lustige Outtakes heraussuchen, aber dafür muss ich dazu erstmal den nötigen Abstand gewinnen.

Pamela: Und eine andere Frage, die ich mir einfach immer wieder stelle, wenn ich dieses Video sehe, ist: Wie lange die arme Lady in Red wohl gebraucht haben muss, um sich diese ganze schwarze Farbe wieder vom Körper zu waschen?

Chris: Circa eine Stunde…

Pamela: Zum zweiten Video gibt es bislang nur einige Fotos. Die einen sehen sehr feurig aus, die anderen ganz im Gegenteil. U.a. sieht man Dich bei nicht unbedingt badefreundlich wirkender Aussentemperatur in einem offen Gewässer stehen. Diese Dreharbeiten waren vermutlich wirklich nicht spaßig, oder?

Chris: Doch, waren sie. Es war spassig weil es grausam war, besonders eine ganze Nacht bei 8°C Wassertemperatur in der Elbe zu stehen. Die anschliessende Lungenentzündung hatte ich vorher schon optioniert im Terminkalender stehen, deshalb konnte ich auch das mit Humor sehen. Ich gehe gerne an die Grenzen und ich möchte dass alles echt ist, deshalb war es mir wichtig, auch den Schmerz und die Kälte zu spüren und das ganze bis zur Ohnmacht durchzuziehen. Sonst ist es nur Theater.

Pamela: Tourtechnisch habt ihr ja auch schon einiges geplant für dieses Jahr. U.a. habt ihr euch mit dem WGT und dem Wacken zwei richtig große Fische an Land gezogen. War es schwer die entsprechenden Veranstalter zu überzeugen, oder seid ihr dort direkt mit offenen Armen empfangen worden?

Chris: Ich möchte mir einbilden, dass wir mit offenen Armen empfangen wurden, aber ob das so war oder nicht weiss nur unsere Bookingagentur.

Pamela: Werden noch weitere Termine folgen?

Chris: Ja, sehr viele.


Pamela: Ihr legt euch ja gerade mächtig ins Zeug. Wenn ihr plötzlich, die Möglichkeit hättet von Medien wie VIVA, oder MTV gepusht zu werden, oder aber in irgendeiner RTL-Reality-Soap mitzuspielen, würdet ihr dieses Angebot annehmen? Oder gehört ihr zu den Musikern, die solche Medienausflüge als untrue und absolutes No-Go abstempeln?

Chris: Da ich nicht weiss was „true“ ist und mir grundsätzlich keine Dogmen setze, entscheide ich sowas erst wenn ich es muss. Ich vermute allerdings sehr stark dass ich alles was in Richtung Reality Soap gehen würde hochgradig scheisse fände. Das wäre dann vermutlich ein No-Go.

Pamela: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wort “Erfolg” für Dich? Ist Erfolg vorrangig, oder ist und bleibt letzten Endes doch der Spaß am Musizieren der ausschlaggebende Faktor?


Chris: Ich weiss nicht was Erfolg ist. Woran soll ich das messen? Am Verkaufsrang auf Amazon? Daran wie viele Menschen mich nicht mögen? An den Single-Charts? Ich habe aufgehört darüber nachzudenken, und ich denke das ist ganz gesund so. Und ja, letzten Endes ist es der Spass an der Musik der mich ausfüllt und antreibt.


Pamela: Was würdet ihr generell niemals, auch für kein Geld der Welt, auf der Bühne, oder ganz allgemein für eure Musikkarriere tun?

Chris: Entgegen meiner Überzeugungen und Gefühle handeln.

Pamela: Bei unserem letzten Interview konntest Du Dich nicht so wirklich festlegen, welcher Song Deiner Meinung nach der beste des Albums ist und hast vorgeschlagen, dass ich dich zu einem späteren Zeit nochmal danach fragen soll. Das tue ich dann hiermit. Konntest Du Dich denn diesbezüglich inzwischen festlegen?

Chris: Nein, immer noch nicht.

Pamela: Wer soweit vorrausdenkt wie Du – und ein drittes Video plant, ehe das zweite veröffentlicht wurde – arbeitet doch bestimmt schon jetzt fleissig an neuen Songs zum zweiten Silberling. Lass uns doch mal einen Blick in die Zukunft wagen.

Was wird eher erscheinen? Ein weiteres Lord of the Lost Album, ein neues The Pleasures Album, oder gar etwas aus dem Hause Unterart?

Chris: Ich prognostiziere mal, und mal sehen ob es später stimmt: LOTL Video, TP Video, LOTL Video + Single, TP Album, LOTL Album, UA Album.

Pamela: Dann nenne mir doch zum Schluß noch drei absolut überzeugende Gründe, warum die Menschen dort draussen Dein neues Album unbedingt kaufen sollten.

Chris: Dazu bin ich zu betriebsblind, und ich bin kein Salesman, sonst hätte ich ein Label oder eine Promoagentur gegründet. Und das ich meine Musik für grossartig und hörenswert erachte ist ja wohl selbstverständlich, sonst würde ich sie nicht machen. Aber wie wär’s denn wenn DU hier einfach eben diese Gründe mal nennst, sofern Du denkst dass es diese Gründe gibt? Das finde ich viel spannender.


Pamela: Ok, das werde ich dann sobald ich das Album vorliegen habe, in Form einer Rezension machen. Versprochen! Ich bedanke mich aber schon jetzt ganz herzlich für dieses Interview, wünsche viel Erfolg mit der ersten Scheibe und hoffe wir sprechen uns spätestens zum nächsten Album wieder.

Chris: Ich hoffe doch früher.



(*Photo by Gili Shani)

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