neal-morse-similitudeSo, liebe Kinder und Freunde der gepflegten Rockmusik. Es ist mal wieder Zeit, eine Bildungslücke zu schließen. Dieses Mal geht es mit dem Album The Similitude Of A Dream von The Neal Morse Band in den Bereich Progressive Rock. Natürlich kennt jeder die großen Bands der Szene – ganz voran Dream Theater. Auf dieser Doppel-CD schwingt der ehemalige Schlagzeuger von Dream Theater, Mike Portnoy, die Drumsticks – und das heißt, es wird rhythmisch und laut.

Artwork: Das Cover des Doppeljewelcases wirkt wie aus einem schlechten Fantasyfilm und im Booklet gibt es nur zwei Bilder mit mittelalterlichem Motiv und die Songtexte. Das haut mich erst mal nicht vom Hocker.

Tonqualität: Ja, hier werde ich dagegen auf ganzer Linie überzeugt. Von romantisch schnulzigem Gesang bis zu fettesten Riffs, kreischenden Keyboards und, ja es muss sein, einer Brachialgewalt aus Schlagzeug, kommt alles gut zur Geltung.

Musik: Mit klassischen Streichern beginnt das Album mit dem Titel „Long Day“. Dieses Lied ist wirklich nur eine Einstimmung darauf, uns auf eine traurige und spannende Reise mitzunehmen. Mit „Overture“ wird es dann progressiv und metallisch. Hier kommen gnadenlos schnelle Keyboardläufe, messerscharfe Gitarrenriffs und kreischende Keyboardtöne in der Mitte des Songs entgegen. Mir wird beinahe schwindelig bevor ich einen transzendenten Zustand des Metals abdrifte. So muss das!
Bei „The Dream“ treten die Jungs dann ordentlich auf die Bremse. Hier kommt eher romantische Folkrockstimmung auf und man kann sich komplett auf die Stimmung, die Neal Morses Stimme verbreitet, einlassen. Richtig spannend wird es bei „City Of Destruction“. Der Song beginnt mit einem stampfenden Rhythmus welcher mich sehr stark an Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ erinnert. Dazu kommen im Laufe des Liedes beinahe schnulzige „aaah“ Gesänge. Trotzdem bleibt der Song spannend, nicht zuletzt wegen des gewaltigen und virtuosen Schagzeugspiels, das den Song trägt. Dazu kommt immer wieder ein sehr markantes Keyboardthema, das mich extrem an „All The Lonely People“ von The Beatles erinnert. Dieses Thema wird euch im Laufe des Albums noch öfter begegnen.
Ich springe nun weiter zu Titel 6 „Make No Sense“. Dieses Lied startet auch mit einem romantischen Erzählgesang und wird dann zu einer Synthieballade, wie sie auch aus der Feder von Phil Collins stammen könnte. Also immer noch progressiv aber weniger Metal.
Titel 7 „Draw The Line“ ist dann mal so richtig rockig. Hier beherrschen abgehackter Gesang und kräftige Gitarrenriffs das Bild.
Tja und ähnlich bunt geht es auf der ersten CD weiter. Wer sich mehr und mehr mit dem Text auseinander setzt, erkennt auch, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt – mehr wird nicht verraten.

Die zweite CD beginnt mit „Slave To Your Mind“ – einem entspannenden Rhythmus und verträumten Stimmen – doch bereits nach ein paar Sekunden wird das Tempo angezogen. Hier glaubt man, auch Pink Floyd seien auf den Progressive Metal Zug aufgesprungen. Es rockt schnell und verspielt – einfach genial. Auch die zweite CD gestaltet sich weiterhin spannend mit Elementen aus verschiedenen Musikstilen.

Fazit: The Similitude Of A Dream von The Neal Morse Band ist ein sehr spannendes Progressive Metal Album. Hier wird mehr Wert auf Geschichten erzählen und (streckenweise) Pop, als auf aggressive Rhythmen, wie man es von anderen Produktionen des Genres kennt, gelegt. Die Band schafft es dadurch, einen eigenen Stil zu kreieren, der wahrscheinlich vielen zu seicht ist. Als Entschädigung gibt es Elemente aus so vielen spannenden Musikrichtungen unter dem Dach des Metals, wie man sie sonst selten so zusammen sieht beziehungsweise hört. Also reinhören lohnt sich, ob ihr es unter dem Weihnachtsbaum haben möchtet, bleibt euch überlassen.

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