Flott, flotter, Talco. Ein Musikpensum, das andere Bands gut und gerne auf ein Doppelalbum packen würden, verstauen die italienischen High-Speed-Ska-Punker von Talco kurzerhand auf exakt 33 Minuten und 42 Sekunden Spielzeit.
Die Rede ist von dem 2008er Album „Mazel Tov“ (jiddisch für „Viel Glück“), welches nun anlässlich der für Sommer 2010 anstehenden Veröffentlichung des neusten Talco Outputs, unter der Obhut des
Berliner Labels Destiny Records als ReIssue wieder ans Tageslicht befördert wurde. Und das zu Recht!
Der Highspeed-Adrenalin-Kick der Italiener beginnt mit einem kurzen Wellengang kontra Spieluhr-Intro noch recht zahm, steigert sich dann allmählich mit dem Einsatz der Bläser im ersten Titel „Léra del contrario“, um schließlich in einem erstklassigen Punkstakkato auszuufern, das einen gnadenlos und unumgänglich mitreißt.
Spätestens jetzt ist klar die Italiener malträtieren ihre Instrumente nicht, um Gefangene zu machen. Wer bei diesem temporeichen und lebensfrohen Sound noch ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben kann, ist entweder scheintot, oder aber ein unbelehrbares Opfer der Castingshow-Konserven-Industrie.
Auch wenn die immer wieder anzutreffenden rein instrumental gehaltenen Passagen verdeutlichen, dass der satte und in sich stimmige Sound, auch ohne gesangliche Unterstützung, bestens funktionieren würde, fügt sich die kräftige Stimme von Sänger Dema perfekt in das musikalische Grundkonzept von Talco ein. Dass die Texte ausschließlich auf italienisch eingesungen wurden, fällt dabei keinesfalls negativ ins Gewicht, sondern gibt dem Ganzen noch eine wunderbar exotische Note. Und alle Neugierigen, die es dann doch interessiert, was genau Talco in ihren 13 Geschichten über das Leben, die Politik, die Gesellschaft und nicht zu vergessen Diego Maradonna zu berichten haben, können ihren Wissensdurst mit Hilfe des schicken 16-seitigen Booklets stillen, welches neben den italienischen Originaltexten auch noch englischsprachige Übersetzungen enthält.
Zugegeben die einzelnen Songs sind zum größten Teil nach einem ähnlichen Muster gestrickt, auch wenn die Bläser hin und wieder mit einem melancholischen Solopart überraschen, oder der Einsatz eines Akkordeons für einen osteuropäischen Einschlag sorgt. Und doch kann man dieses Album – nein, muss man dieses Album, einfach an einem Stück durchhören, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang Gefahr zu laufen in Langeweile abzudriften. Denn Talco geben einem kaum Zeit Atem zu holen, geschweige denn die Skiptaste zu betätigen. Vielmehr ist es in diesem Fall die Repeattaste, die hier droht durch zu häufigen Gebrauch ernsthafte Abnutzungsspuren aufzuweisen. Denn wer einmal zu Talco gefeiert hat, wird sicherlich so schnell nicht mehr aufhören wollen.
Fazit: Destiny Records hat die ReIssue von „Mazel Tov“ genau zum richtigen Zeitpunkt ins Rennen geworfen.
Denn der schnelle, rauhe Sound aus Norditalien macht nicht nur unbändige Lust zu Feiern, sondern wischt auch mit spielender Leichtigkeit die aktuell noch vorherrschenden trüben Wintergedanken weg und hinterlässt eine wohlig warme Vorfreude im Herzen, auf die kommenden Sommertage und natürlich das neue Talco Album selbst.
Und zum Schluss noch einen kleinen Tip für alle, die jetzt Lust auf den frischen Sound der Highspeed-Ska-Punker bekommen haben sollte. Denn neben dem Release von „Mazel Tov“ hat Destiny Records ebenfalls das 2006er Album „Combat Circus“ wieder auf den Markt gebracht. Also am besten direkt beide CDs kaufen – feiern – und sich auf den Sommer freuen!!!













