Glänzende, schwarze Zöpfe, blasse Haut, feurig roter Lippenstift der auf eine lässig im Mundwinkel hängende Zigarette abfärbt und dazu eine Augenbinde mit der Aufschrift „SKOLD VS KMFDM“ – so präsentiert sich das vor einer grauen Wand stehende Comic-Covergirl des gemeinsamen Albums von Tim Skold und Sascha Konietzko.
Auf den ersten Blick hat das ganze schon eine irgendwie düstere Ausstrahlung, ist aber nicht unbedingt schockierend. Denn die Überraschung trifft einen erst wenn man das ganze Umdreht und so im wahrsten Sinne des Wortes den Blickwinkel wechselt: plötzlich sehen wir die junge Dame nichtmehr von vorne, sondern von hinten, und uns gegenüber ein Erschießungskommando, welches soeben anvisiert und uns in die klaffenden Mündungen blicken lässt. Was kann man nun von einer CD mit einem solchen Wendecover erwarten? Dass es härter kommt als man zuerst denkt? Dass man mit einer Überraschung rechnen muss? Oder vielleicht auch nur, dass man, sobald man das Album gehört hat, erschossen werden möchte? Wir werden sehen…
Schon vom ersten Track an hört man, dass Skold und Konietzko auf einen dominanten Rhytmus setzen. Das hat zur Folge, dass selbst die vom Tempo her etwas langsameren Tracks (alles in allem ist die CD eher schnell) dennoch hart klingen, so wie beispielsweise der Song „Antigeist“. Von daher sind die bewaffneten Soldaten auf dem Cover gar nicht so fehl am Platz, wem nicht nach tanzen ist, der kann marschieren.
Auch die Texte passen mit ins Schema, frei nach dem Motto provokativ, düster und hart. Bei manchen Songs findet sich fortlaufender Textfluss, doch häufig werden dem Zuhörer auch einfach nur einzelne Schlagworte von der verzerrten Stimme entgegen geschleudert.
Hört man die CD von vorne bis hinten durch, kann es passieren, dass man manchmal etwas stutzig wird und sich denkt „Moment, das habe ich doch gerade schonmal gehört!“, was jedoch nicht an einseitigen Kompositionen liegt, sondern an gezielt eingebauten Wiederholungssequenzen:
Von den insgesamt 22 Tracks sind genau die Hälfte so genannte Interludes. Diese haben eine Länge von etwa ein bis zwei Minuten und sind Variationen der Grundmuster und Rhythmen von Songs, die sich sozusagen am anderen Ende des Albums befinden, so hat der Song „All Or Nothing“ die Tracknummer 21, während sich die „All Or Nothing Interlude“ bei Tracknummer 14 befindet. Das Resultat des Ganzen: Zwar könnte man meinen, dass die wiederholten Rhythmen das ganze zusammenhalten, doch das Gegenteil ist leider hier der Fall. Die CD erscheint etwas uneinheitlich und zerrüttet.
Abschließend sollte man vielleicht noch ein paar Worte über die Entstehung des Albums sagen. Interessanterweise haben sich die beiden Künstler während Aufnahme und Produktion des Albums nämlich nicht ein einziges Mal getroffen.
Auf Grund der geographischen Entfernung und der daraus resultierenden Zeitverschiebung von stolzen neun Stunden, wurden lediglich Entwürfe für die Tracks auf digitalem Weg hin und her geschickt, bearbeitet und besprochen. Klingt zwar zunächst seltsam und unpraktisch, aber das Resultat zeigt, dass es irgendwie geklappt hat, und ganz im Ernst: Für eine Elektro-CD kann man sich doch kaum eine schönere Entstehungsgeschichte wünschen, oder?















