Das Projekt Racheengel wurde bereits 2003 ins Leben gerufen. Dahinter steckt Mastermind Patrick, der den Songs nicht nur sämtliche Instrumente, sondern auch seine Stimme leiht. Anscheinend fliegt Racheengel etwas unter dem Radar, denn an der Qualität der Songs kann es nicht liegen, dass man hier einen absoluten Geheimtipp präsentiert bekommt.
Dunkelromantisch mit einer ordentlichen Portion Härte startet die CD mit „Hinter schwarzem Lichte“. Der Songverlauf ist dynamisch und schon deshalb ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der schwarzen Szene. Mit „Über dünnes Eis“ geht noch einen Schritt weiter in Richtung Metal. Kleinere Growls sorgen für eine erfrischende Unterbrechung, die dem Beitrag gleichzeitig deutlich mehr Brutalität verleiht. Die sanfte Hintergrundmelodie werdet ihr die nächsten Tage nicht mehr los. Garantiert! „Im Auge des Sturms“ kann insbesondere durch die beeindruckende Gesangsleistung überzeugen. Irgendwo zwischen Weltuntergang und aufkeimender Hoffnung siedelt sich dieser Track an. Die Hauptballade des Albums ist der Titeltrack „Ascheregen“. Auch hier offenbart sich die unglaubliche Vielfalt dieses Musikers. Insbesondere bei diesem Beitrag wird die schwarze Konkurrenz blass, die seit Jahren keine neuen Experimente wagen will. Was für ein Brett. Das sind wohl die ersten Gedanken, die dem geneigten Zuhörer bei „Zwischen Schatten und Staub“ in den Sinn kommt. Gut platzierte Growls und eindringlicher Text sind die Stärken dieser Komposition. Hier sollten auch Power-Metaler auf ihre Kosten kommen. Deutlich nachdenklicher zeigt sich das melancholische Stück „und wer weiß“. Eine Lebensbeichte, die aber den Silberstreifen am Horizont erkennen lässt. Ein wahrhaft schwungvoller Track ist „Der Ferne nah“. Eine gehörige Portion Drive, die auf eine unwiderstehliche Melodie trifft und dabei einen schwarz-glänzenden Diamanten erschafft. Dieses Stück muss man einfach lieben. „In deinen Augen, in deinem Gesicht“ lässt kurz vor Ende dieses Albums nochmal Party-Stimmung aufkommen. Ein gute Laune Power-Track, der sich direkt in die Gehörgänge frisst. Großartig! Das Outro ist in diesem Fall kein Rausschmeißer, sondern eine opulente Darbietung, die etwas Zeit verlangt. Auf gut 15 Minuten lebt sich der „Racheengel“ vollkommen aus. Orchestrale Klänge, harte Riffs und eine eingängige Melodie lassen dieses Epos wie im Fluge vergehen. Die Krönung einer grandiosen CD.
Fazit: Die Szenegrößen haben in den letzten Jahren doch eher enttäuscht. Racheengel läuten eine neue Ära innerhalb der schwarzen Szene ein. Endlich neue, frische Ideen, die kraftvoll und gekonnt präsentiert wird. „Ascheregen“ ist ein ganz heißer Kandidat für das Newcomer-Album des Jahres.