Rezension: Long Distance Calling – EraserLong Distance Calling stellen auf ihrer achten Platte „Eraser“ die nicht ganz einfache Frage: Wie wollen wir in Zukunft auf diesem Planeten überleben? Klimawandel und besonders das Artensterben sind die Themen dieser Platte. Keine Protestsongs, die nach kurzer Zeit furchtbar nervtötend sein können, sondern progressiv und auf den Punkt liefert die Band einen Zustandsbericht über den Planeten ab, auf dem wir alle leben. Jedes einzelne Lied ist dabei einer Art gewidmet, die bereits ausgestorben ist oder die dieses Schicksal erwartet, wenn wir weiter so verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen.

Ein kleines Intro empfängt den Zuhörer*in, ehe mit „Blades“ eine wahre Soundwand sich aus den Boxen aufbaut. Mit „Kamilah“ wird dem Gorilla gedacht, der bereits nur noch selten in der Wildnis vorkommt. Das Stück besticht nicht nur durch die Musik, sondern hat sogar ein eigenes YouTube Video, das ihr auf jeden Fall sehen solltet. Mit „500 Years“ setzen die Herren ihre Instrumental-Platte fort und werden noch wuchtiger. Fast schon hypnotisch setzt sich das Thema dieses Songs immer wieder durch und erzeugt eine atmosphärische Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Deutlich schneller wird es bei „Giants Leaving“. Ein absolutes Highlight und der Fanliebling dieses Albums.

Stampfend und kraftvoll gehen Long Distance Calling zu Werk und lassen dem Zuhörer*in genug Zeit und Raum für eigene Interpretationen. Insgesamt steigert sich das Tempo zum Ende dieser Veröffentlichung und so ist auch „Blood Honey“, das sich mit dem Wildbienen sterben auseinandersetzt, eher im oberen Speed Level angesiedelt. Eine schöne Nummer, die jeden Fan den Alltag vergessen lässt. Fast schon wehmütig kommt „Landless King“ daher. Eine Anklage gegen den Raub des Lebensraums des Löwen. Ein wichtiges Anliegen, das in dieser Form auch eine musikalische Strahlkraft verliehen bekommt. Der letzte Song ist dem Menschen gewidmet und trägt den wenig ruhmreichen Namen „Eraser“. Auch wenn wir uns gern einreden, dass wir die Krone der Schöpfung sind, so muss man einfach konstatieren, dass kein anderes Lebewesen in derart kurzer Zeit es geschafft hat, einen kompletten Planeten fast zu zerstören.

Fazit: Long Distance Calling legen einen absoluten Meilenstein vor. Sowohl musikalisch als auch produktionstechnisch. Der Klang ist deutlich dichter, die Tracks machen auch ohne Lyrics Spaß und man kommt unweigerlich etwas ins Philosophieren. Damit hat die Band alles erreicht, was man mit Musik erreichen kann.

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