Der Plattenteller dreht sich wieder und hat jetzt das neue Kraftwerkalbum 3-D Der Katalog aufliegen. Es war damals eine ganz andere Musik, die Kraftwerk im vergleich zu anderen Bands produziert hat. Jetzt sind sie Kult und verstehen sich als Kunstwerk. Deshalb haben sie in den großen und berühmten Museen der Welt, wie der MOMA und der Modern Tate, performt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das diese Häuser garantiert eine großartige Kulisse für solche moderne Musik sind.
Nun aber komme ich zu der Doppel LP.
Artwork: Das Cover ist krass in rot gehalten und zeigt neben dem Titel vier T. Wenn man genau hinschaut kann man erahnen, daß es die vier Musiker sind, die an ihren Sythesizern stehen. Dies ist allerdings in einer der heutigen Zeit vergessenen Klötzchengrafik jenseits von VGA oder gar 4K dargestellt. Der Innenbereich zeigt ein durchgehendes (schwarz/weiß) Foto der vier Musiker im damaligen Roboterlook. Die Liste der Hauptwerke der neuen Auftrittsorte und der beteiligten Personen kann man auf der Rückseite nachlesen. Die Vinylplatten sind in roten Hüllen mit dem Coverlogo verpackt.
Tonqualität: Die Tonqualität ist in Stereo und ergibt ein sehr klares Klangbild.
Musik: Die erste Aufnahme ist eine Neubearbeitung des ersten Erfolgstitels von 1974 Autobahn.
Die Musik wird sehr ausgewalzt und gezogen. Mein Eindruck ist auch, das es langsamer vom Rhytmus ist als früher in den Radioversionen. Die Musik lebt von der Monotonie und den knappen knackigen Texten.
Dann dachte ich wieder mal an einen Defekt des Plattenspielers, doch das soll der Sound eines Geigerzählers sein, den hatte ich in echt anders in Erinnerung. Dann folgt Radioaktivität (1975) in einer recht melodischen Version und mit aktualisiertem Text, der bei den vielen AKW-Katastrophen auch Fokushima mit aufzählt.
Die B-Seite startet mit Trans Europa Express knackige Rhythmen erinnern an Bahnschwellen beim Reisen während die wichtigen Bahnverbindungen mit viel Echo zelebriert werden.
Die Mensch Maschine hat fast etwas liedhaftes zum Mitsingen und läuft dann in guten Technosound weiter. So werden doch sehr bildhaft die zwei Seiten von Mensch und Maschine eingefangen.
Die zweite Platte wird mit Numbers eröffnet. So stellte man sich Computerstimmen vor und heute ist das alles viel weiter mit Siri und Co. Computerwelt befasst sich mit den vielen Vernetzungen und dem gläsernen Menschen der von vielen Behörden überwacht wird und ist somit aktueller den je. Es erinnert an George Orwell dessen Befürchtungen längst übertroffen wurden.
Etwas belangloser ist der Titel Techno Pop. Der zeigt die Ursprünge von Techno Pop und man merkt wer’s erfunden hat.
Die letzte Seite liegt auf und erfreut mit sphärischen Klängen. Nun erkenne ich langsam meinen Favoriten der Platten Die Roboter. Wer Spass hat, kann versuchen mitzutanzen.
Tour de France (2003) ist moderner und gefälliger gehalten. Der Minimalismus des Rhythmus weicht großen Klangbildern und schönen Melodien. Dann kommt der Text „so das war’s“, das soll’s dann auch gewesen sein.
Fazit: Es zeigt sich das Kraftwerk ihrer Zeit weit voraus waren und das Medium Schallplatte nicht die Möglichkeiten für einen raumausfüllenden Klang für „3-D“ mit seinen ausladenden Klangwelten bietet. Deshalb ist die bessere Wahl wahrscheinlich die DVD-Edition in Dolby atmos. Die Doppel-LP ist nicht einfach nur eine Aufreihung der Radiohits, die jeder mitsingt, sondern große Kunst. Die wie immer liegt dies im Auge des Betrachters oder auch in Ohr des geneigten Zuhörers.