overkiller_cover_600Gute neun Jahre nach ihrer letzten auf DVD gebannten Videoclipsammlung namens „Killer“, melden sich Die Ärzte mit der logischen Antwort auf das Vorgängerwerk zurück und zwar dem ultimativen „Overkiller„. Umfasste „Killer“ noch vorrangig die Videoclipsammlung der Jahre 1993 – 1999, setzt „Overkiller“ nun nahtlos daran an und versorgt den treuen Fan mit allen Videos die Bela, Farin und Rod seit dem Jahr 2000 abgedreht haben und natürlich noch mit einer ganzen Menge mehr.


Denn auch wenn die Trackliste auf dem DVD Cover ausschließlich auf immerhin stattliche 17 Titel schließen lässt und Die Ärzte ausdrücklich betonen keine weiteren Extras versteckt zu haben, gilt auch im Fall der Besten Band der Welt die Faustregel: Je vehementer Menschen einen Sachverhalt abstreiten, umso wahrscheinlicher, dass es noch weitaus mehr zu entdecken gibt, als im ersten Moment ersichtlich.


Nun wer bereits einmal in den Genuss gekommen ist eine Die Ärzte DVD sehen zu dürfen, weiß natürlich bereits, dass Bela Farin und Rod mit ihren Werken den Rahmen einer üblichen Retrospektive gerne mal sprengen. Aber die daraus resultierende besonders hohe Erwartungshaltung an das neueste Output, erfüllen die Musiker ein weiteres mal mit spielender Leichtigkeit.


Bela Farin und Rod mutieren in „Overkiller“ zu leicht tatterigen, aber liebenswürdigen Senioren und lotsen auf verschmitze Art und Weise durch das Menü der DVD. Dabei beweisen insbesondere Bela B. und Farin Urlaub ein schauspielerisches Talent, das man den beiden nach der wohl niemals verjährenden Jugendsünde namens „Richy Guitar“ kaum zugetraut hätte.


Die Videoclip Kollektion startet mit dem Titel „Wie es geht„, welcher auf der „Killer“ DVD noch mittels eines Bonusspiels freigschaltet werden musste und unterstreicht somit nochmal den fließenden Übergang der beiden Silberlinge. Es folgen altbekannte Meisterwerke, derer man, auch wenn man sie bereits unzählige male auf einschlägigen Musikkanälen gesehen hat, bis zum heutigen Tage nicht überdrüssig geworden ist. Die Ärzte schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen und wissen als latent devote Frauenversteher genauso zu überzeugen wie als unrockbare Volkshochschul/Survivalkursabolventen, oder als Statisten in dem definitiv best-zensierten Zombie-Kurzfilm aller Zeiten.


Neben dem Rock Epos „Yoko Ono„, das mit seiner Spielzeit von gerade mal 45 Sekunden auch schon mal einen Eintrag als kürzestes Musikvideo im Guiness Buch der Rekorde verbuchen konnte, erfreuen auch ganz besonders Unplugged-Raritäten wie „Die Banane“, „Schlaflied“, oder „Monsterparty“, letzteres mit einem amüsanten, gezeichneten Video unterlegt, das Herz des Ärzte-Fans.


Natürlich ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist die brandneue Video-Trilogie zur parallel erscheinenden vierten Singleauskopplung PerfektHimmelblauBreit aus dem Fullsize Album Jazz ist anders“. Neben der regulären mehr als zehnminütigen Fassung, treffen wir auch im Bonusbereich nochmal auf diesen Titel, dort dann allerdings mit Splitscreen und frei wählbarer Tonspur.


Der Bonusbereich selbst offenbart dann neben einem Making of, einer großartigen Liveversion von „Junge“, inklusive Gastzombies und diverser weiterer Schmankerl unter dem ominösen Titel „Samuel L. Bronkowitz präsentiert …“ ein ganz besonderes Highlight in Form eines Zusammenschnitts alter Super 8 Aufnahmen und nennen wir es mal etwas seltsamer Kurzfilmchen, die irgendwann in den frühen 80ern aufgenommen wurden und jetzt ganz frisch von Bela und Farin kommentiert werden. Dabei macht es solchen Spaß mitanzusehen, welche Freude die Beiden während dieses Rückblicks empfinden, dass selbst arg dunkel geratene Parts für uns Aussenstehende zu einem wertvollen Stück Zeitgeschichte werden, welches gottlob nun endlich ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde.


Fazit: Mit „Overkiller“ servieren Die Ärzte noch rechtzeitig vor Weihnachten eine rundum gelungene Produktion, die man sich immer wieder aufs neue anschauen kann, ohne ihrer müde zu werden und das nicht nur, weil man früher oder später auch noch ganz automatisch über die eine, oder andere bislang noch nicht entdeckte Überraschung stolpern wird. 
An dieser DVD geht einfach kein Weg vorbei. Also entweder selber kaufen, oder noch besser: schenken lassen; aber dieses Werk gehört auf alle Fälle in jede gut sortierte Videosammlung.

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