Oh lala! Experimentell sein ist in! Black Strobe aus Frankreich, die bisher gezielt die Clubs mit vorwiegend elektronischen Dance-Songs heimgesucht haben, wollen nun mit ihrem neuesten Album „burn your own church“ (VÖ: 17.8.2007) versuchen aus dem starren Regelgeflecht der Dance-Szene auszubrechen. Mehr Gitarren, mehr Freiheiten? Ob das Experiment gelungen ist, lest ihr hier.

Zugegeben, allein das Wort „Dance“ lässt mich schon halb allergisch reagieren – auch wenn die Presseinfo mal wieder das Blaue vom Himmel verspricht, indem die unglaubliche und rohe Vielfalt des Albums angepriesen wird. Da werden Vergleiche von Black Metal bis EBM und sogar Disco-Punk und Rave gezogen. Na wenn das mal stimmt…

Der erste Song der Platte, „Brena di ega Kjerke“, was norwegisch für „Verbrenne deine eigene Kirche“ sein soll, ist eher unspektakulär und klingt wie ein zu lange geratenes Intro. Kein Text, guter Rhythmus, aber wenig Abwechslung. Dafür aber die am saubersten programmierte Elektronik seit langem. Das klingt sehr nach Discodance und auch die quiekende E-Gitarre, die sich subtil hinter dem klinisch reinen Phil-Fuldner-Rhythmus versteckt, lässt das Stück nicht mehr nach Black Metal klingen. Aber auch wenn das Album die Propagandaverbrechen, äh -versprechen der Presseabteilung nicht hundertprozentig halten kann ist das Album insgesamt ziemlich abwechslungsreich geraten und im Grundtenor eher ruhiger als brachial. Seit „shining bright star“, einem der Highlights dieser CD, weiß ich auch wieder woran mich die Elektronik erinnert:
Nine Inch Nails. Der Song hätte genauso gut von Trent Reznor sein können. Einzig die eher bassige
Stimme Rebotinis erinnert daran, dass man hier ein Album von Black Strobe hört. Ob das wohl der Einfluss von Alan Moulder ist, der das Album gemixt hat? Jedenfalls lädt der Song zum Tanzen ein.
Als nächstes fällt „I´m a man“ auf, der auch als Vorabsingle veröffentlicht wurde. Hier hört man doch tatsächlich noch stark die Country- und Rock-Einflüsse des Originals heraus. Rebotinis Stimme passt einfach perfekt dazu und die kurzen Riffs geben dem Song den nötigen rhythmischen Kick, der sofort mitreißt. Ich kenne das Original nicht, aber das Cover gefällt mir. Der Großteil der anderen Songs baut hauptsächlich auf die aalglatte Elektronik auf, die mal mehr, mal weniger, aber immer gekonnt mit den Gitarren ergänzt wird. Zu den stärkeren Songs gehören auf jeden Fall noch das elektronische „blood shut eyes“ und „you should be“ mit seinen schönen, breit gespielten Gitarren im Refrain.
Der Großteil der anderen Songs, von denen vor allem „girl next door“ und „crave for speed“ auffallen, sind ruhig bis balladesk und schön zum Anhören, aber wenig zum Tanzen geeignet. „crave for speed“ wartet sogar mit einer Klavierbegleitung auf. Die Platte hat einen sehr guten Fluss und man kann sie sich ohne Probleme an einem Stück anhören weil alles trotz unterschiedlicher Akzente gut zusammenpasst. Einzig die instrumentalen Stücke „brena di ega kjerke“ und „buzz buzz buzz“ fallen durch ihre Monotonie auf, bzw. nicht auf und langweilen eher.

Alles in Allem haben Black Strobe meiner Meinung nach ihr Ziel, ein Album für zu Hause, eine Platte mit Abwechslung von der Dance-Szene zu schaffen, gut erreicht.
Der Sound der Platte ist vielschichtig, folgt aber einem festen Stil und wirkt daher wie aus einem Guss. Trotz allem baut das Album zur zweiten Hälfte hin ein wenig ab, da einfach ein mitreißendes Stück wie „I´m a man“ fehlt. Meiner Meinung nach ein Album, das sehr stark nach Nine Inch Nails klingt und durch die gelungene Gitarrenbegleitung viel dazu gewinnt. Eine CD für den gemütlichen Abend zu Hause oder einfach so zum nebenbei Hören.

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