Mit dem Sampler Blackchurch II wurde ein weiterer etwas düsterer Einblick in unsere Szene angekündigt. Mal sehen, ob das Ziel des Junglabels X5-452 auch erreicht wurde.
Gute 78 Minuten Spielzeit wurden auf den Sampler gebannt, die das Ergebnis von 15 Titeln sind, denen allen gemeinsam sein soll, dass sie sich gegen derzeit übliche Gothic-Mainstream-Erscheinungen erheben. Dies setzt zum einen voraus, dass eher klassische Stile angesprochen werden, zum anderen zu technoides Geballer unterbleibt.
Das Eröffnungsstück spielen Mondglanz. Klassische Instrumente, monoton mystisch eher gesprochene als gesungene Texte und unkonventionelle Musikführung und –zusammensetzung sind somit ein gelungener Einstieg. Durch tanzbar, aber eher auf gedankenverlorene und sehnsüchtige Art und Weise.
Mittelalterlich kann es nur zum „Hexentanz“ von Van Langen Projekt zugehen. Mitreißend, einfach einprägsam, mit sowohl weiblichen als auch männlichem Gesang gespickt geht die Zeit zu mittelalterlichem Gedudel mit Pop-Elementen und einige Gitarreneinlagen schnell vorbei.
Gothic-Rock bieten daraufhin Second Skin, der die ältere Generation unter uns oder die wenigen jungen Batcaver ansprechen könnte. Klagender und klarer Gesang zu jaulenden Gitarren lassen die guten 80’er auferstehen.
Genetic Variation scheinen einen Stilbruch einbringen zu wollen. Futurepopiges Geballer geht los und lässt vermuten, dass die guten Vorsätze auch schon über Bord geworfen wurden, aber siehe da, zumindest etwas gefehlt. Das elektronische Gedudel bleibt, aber der Gesang ist dann doch abseits des verteufelten Mainstreams. Insgesamt soll dies wohl eine Symbiose aus moderneren Elementen mit Gesang der etwas älteren Art sein. na ja, so ganz gelungen ist das leider nicht…
Vorerst schleichenden und sich dann steigernden Gothrock mit Anleihen an etwas London After Midnight und Marilyn Manson geben Drone 24-7 zum Besten. Gewöhnungsbedürftig, aber mal etwas völlig anderes.
Fehltritt Nummer 1 kommt von Wynardtage. Durchaus tanzflächentauglich, aber entgegen der Scheibe Konzept völlig massentauglich und ebenso mainstreamig wie Xotox, Soman und Konsorten. Ein Textsample leitet das Lied ein, es folgt Gebolze härterer technoider Gangart und verflüchtigt sich letzendlich in Blutengel-Elektro-Geschmalze. Selbst die Art des Gesangs klingt nach Herrn Pohl. Sorry, aber das geht bei dem lobenswerten Konzept mal gar nicht.
Vom Titel her dürfte nun wieder gute alte depressive Kost folgen „Töte Dich selbst“ impliziert rein vom Titel her Tragik und die kommt musikalisch auch rüber. Düstere Elektronik wird von kehligem Gesang in Minimalistik mit verzerrten Geschrei übergeleitet. Gesprochener Text mit fremdartigen Umspielungen erinnern etwas an Tommi Stumpff und Relatives Menschsein. Es ist angesichts des heute vorherrschenden Stils definitiv mutige Musik. Danke!
Organized Noise lassen vom Bandnamen her auf Partygeballer schließen, überraschen jedoch mit Gothrock der härteren Gangart mit Metalanleihen. Verzerrte Stimmen, viel Gitarre und Arhythmik sorgen für ein nie erwartetes, aber auch irgendwie unbefriedigendes Musikerlebnis.
Erneut zieht klagender Gesang mit ebensolchen Gitarren die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf sich. Swans Of Avalon sind am Drücker und so wie ihr Name klingt auch ihre Musik: träumerisch, lang vergessen, legendär…
Gitarrenlastiger und „angegothicmetalt“ geht es mit Gezeiten weiter. Eine kratzige Stimme philosophiert zu wenig Elektronik und recht dominanten Gitarren, die mal sanfter und mal heftiger zum Einsatz kommen. Interessante Mischung!
Substance Of Dream klingen recht heftig nach Rammstein, wenn auch mit mittelalterlichem Einschlag. Der Schwerpunkt liegt auf Gesang und Bassgitarre, alles sonstige Geplänkel ist wirklich nur minimal schmückendes Beiwerk und erscheint im Gesamtbild noch etwas konzeptlos. Aber da könnte mehr dahinter stecken. Viel Erfolg!
Moskotes „Wildwuchs“ erinnert vom Gesang her ein wenig an Subway To Sally, eingebettet ist dies in eine Mischung an mittelalterlicher Sanftmut und einigen längeren Gitarrenflächen.
Mit Weisheit aus Freddy Krüger-Filmen beglückt uns scheinbar The Cold. Dank einem gutem alten Stil ähnlich The Cure kann man wie in alten Zeiten zu sanft angeschlagenen Akustikgitarren und etwas Klagegesang schwelgen und entspannen.
Minimal härter kommen Curious daher. Die Gitarren (sowohl E- als auch Bass-) sind dominanter, der Gesang wird fast schon zum Nebenwerk. Synthiesizerflächen sorgen für einen ruhigeren Gesamtton.
Bleibt nur noch Opalessence zu lauschen, die eine gänzlich undefinierbare Musik zu hören aufgeben. Metalelemente treffen auf romantisch angehauchten Gesang, der überdies einen exotischen Einschlag hat.
Einige der Lieder fallen insofern aus der Reihe, als dass sie dem eigentlichen Ziel, einen mainstreamfernen Sampler zu kreieren, nicht gerecht werden. Größtenteils jedoch hebt sich die Musik von dem ab, was alltäglich selbst in Goth-Clubs zu hören ist. Dies ist löblich, denn der Kauderwelsch, der uns in letzter Zeit geboten wird, hat nix mehr mit dieser Szene zu tun.
Eine Scheibe für Außenseiter unter den Außenseitern… Reinhörpflicht vor dem Kauf!
Titel:
1. Mondglanz – (Intro: Ansporn) Feuervogel
2. Van Langen Projekt – Hexentanz
3. Second Skin – I The East
4. Genetic Variation – We Are The Underworld
5. Drone 24-7 – Eliminate Us
6. Wynardtage – Sterbehilfe
7. I.D.K. – Töte dich selbst
8. Organized Noise – Teethcrasher (Club Mix)
9. Swans Of Avon – Passion Insanity
10. Gezeiten – Demenzia
11. Substance Of Dream – Gloria
12. Moskote – Wildwuchs
13. The Cold – Sleep But Never Dream
14. Curious – Thought Of Angels
15. Opalessence – Weeping Willow´s Weeping
Autor: Michael












